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Die Lieferungen der Fabrik gehen in alle Weltteile. Naturgemäß nimmt Deutschland als Absatzgebiet den ersten Platz ein. Ein großer Teil der übrigen Erzeugnisse geht ferner nach Österreich-Ungarn, Rußland und Italien, sowie nach den Donaufürstentümern und der Türkei; ebenso sind Skandinavien, Belgien, Holland und Spanien gute Abnehmer, während Frankreich seit dem Kriege verhältnismäßig weniger bezieht. Andererseits gehen auch von den überseeischen Ländern, speziell Südamerika und Australien, sowie Japan und den westindischen Inseln regelmäßig belangreiche Aufträge ein. Hier wird das früher daselbst allein herrschende englische Fabrikat immer mehr in den Hintergrund gedrängt.

Außer dem Bau der Hilfsmaschinen für den allgemeinen Maschinenbau, für Reparaturzwecke und für den Eisenbahnbedarf bildet noch der Bau von Spezialhilfsmaschinen für Gewehr-, Geschütze- und Geschoßfabrikation eine hervorragende Spezialität der genannten Firma. Sie ist, abgesehen von den vielen Einzellieferungen an fast sämtliche staatliche Arsenale des In- und Auslandes, sowie an viele Privatwerkstätten, im Laufe der Jahre mit der Herstellung einer großen Anzahl kompletter Ausrüstungen für Arsenale des In- und Auslandes betraut worden. Die wiederholt erfolgten größeren Nachbestellungen sind ein Beweis für die Vorzüglichkeit ihrer Erzeugnisse.

Es leuchtet ein, daß ein Werk von so imposanter Leistungsfähigkeit in seinen Spezialfächern im industriellen Wettbewerb überall erfolgreich sein muß. Die Chemnitzer Werkzeugmaschinen­-Fabrik hat denn auch auf allen von ihr beschickten Landes- und Internationalen Weltausstellungen die höchsten Ehrenpreise erhalten. Außerdem wurde ihr die Ehre des Besuches sowohl Seiner Majestät des verstorbenen Königs Johann, wie die Seiner Majestät des Königs Albert zuteil, ungerechnet die zahlreichen hochgestellten Persönlichkeiten, die Fachmänner und Studierenden der technischen Lehr­Anstalten des In- und Auslandes, die, angezogen von dem Weltruf dieser Musterwerkstatt, zu den regelmäßigen Besuchern des Etablissements gehören.

Entsprechend der Bedeutung dieses Weltetablissements sind auch seine Institutionen für die materielle Wohlfahrt seiner Angestellten und Arbeiter. Die letzteren sind sämtlich Mitglieder der Allgemeinen Krankenkasse, sowie auch der Invaliden- und Pensionskasse der Maschinenfabriken und Eisengießereien der Stadt Chemnitz; außerdem besitzt die Chemnitzer Werkzeugmaschinen-Fabrik einen durch Rücklagen aus den Jahresüberschüssen gebildeten Fond von 35 000 M. zur Unterstützung ihrer Beamten und Arbeiter in jenen Fällen, wo eine Inanspruchnahme der gesetzlich begründeten Hilfskassen nicht stattfinden kann oder unzulänglich ist. Ferner hat die Fabrik ihr gesamtes Personal noch besonders gegen die Folgen von Unfällen versichert für solche Vorkommnisse, wo eine Entschädigung von der Berufsgenossenschaft nicht geleistet wird. Endlich erhält jeder Arbeiter nach 25-jähriger Thätigkeit als Geschenk ein Sparkassenbuch über 150 Mark. Bereits jetzt sind 56 Arbeiter in dieser Weise bedacht worden, außerdem wurden vom Rat der Stadt etwa 45 derselben durch das Ehrendiplom der Stadt Chemnitz ausgezeichnet.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/82&oldid=- (Version vom 2.4.2020)