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Die neueste Zeit hat die Gesellschaft in sichere Bahnen geleitet und läßt sie einer günstigen Weiterentwicklung entgegensehen. Unter dem jetzigen Direktorium, das aus den Herren Alexander Joseph Gustav Peters und Emil Gustav Stark besteht, produziert das Etablissement, eingerechnet die Lieferung der Filiale, mit 73 000 Spindeln etwa 6 Millionen Pfund Garn, während 1866/67 die Produktion bei 60 000 Spindeln etwa 1½ Millionen Pfund betrug. Sein Absatzgebiet bildet bei einem Jahresumsatz von ca. 4 Millionen Mark – vor allem Chemnitz und Sachsen, sodann Schlesien, die Rheingegend und ein Teil Bayerns und Österreichs.

Die Firma verfügt jetzt über ein Aktienkapital von 1 500 000 Mark und über Reserven von über 1 300 000 Mark. Ihre Fabrikanlagen sind mit Maschinen der neuesten und besten Konstruktion ausgestattet, zu deren Betrieb die Dampfkraft in der bedeutenden Stärke von 1800 indic. Pferdekräften zur Verwendung gelangt. Erzeugt werden rohe baumwollene Garne und zwar einfach und gezwirnt für Weberei und Wirkerei in den Nrn. 4–32. Das hierzu verwandte Roh­-Material – rohe Baumwolle – wird aus Amerika und Indien bezogen.

Eine sehr erfreuliche Erscheinung bilden die zahlreichen, lange Jahre bei der Gesellschaft in Diensten stehenden Beamten und Arbeiter. Mehr als 40 Meister, Gehilfen und Arbeiterinnen haben für 25- bez. 30-jährige Thätigkeit in der Spinnerei sowohl von der Regierung, als auch vom Rate der Stadt Chemnitz die hierfür gebräuchlichen Auszeichnungen erhalten. Selbstverständlich hat auch die Firma ihrerseits ihnen eine Belohnung zuteil werden lassen und zwar aus einem zu diesem Zwecke geschaffenen Dispositionsfonds.

An Ausstellungen hat sich die Chemnitzer Aktienspinnerei, dem Prinzipe der meisten Chemnitzer Firmen folgend, nicht beteiligt, ausgenommen ein einziges Mal, als in Chemnitz selbst 1867 eine solche stattfand. Ihre Erzeugnisse erhielten damals den ersten Preis. An Stelle der üblichen Ausstellungsprämien sind jedoch der Gesellschaft mannigfache andere schätzbare Auszeichnungen zuteil geworden. So erhielt der verdiente Mitbegründer und länger denn 20 Jahre als Direktor thätige Herr Aug. Götze von Sr. Majestät dem König den Titel eines Kommerzienrates; sodann wurde am 30. Juni 1874 die Spinnerei durch Se. Majestät König Albert, und 1891 durch Se. Excellenz den Herrn Minister v. Metsch eingehend besichtigt; und im Jahre 1886 statteten ihr auch die Mitglieder der Hamburger und Bremer Handelskammer einen Besuch ab, um ihre musterhaften Fabrikanlagen in Augenschein zu nehmen.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/78&oldid=- (Version vom 2.4.2020)