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C. E. Schwalbe, Werdau
Streichgarnspinnerei-Maschinenfabrik.

Dieses Etablissement ist so recht geeignet, in seinem Entwicklungsgang vom bescheidensten Anfang bis zur jetzigen Ausdehnung den Aufschwung zu illustrieren, welchen in den letzten Jahrzehnten die Industriestadt Werdau überhaupt genommen hat.

Gegründet wurde der Betrieb 1849 von Carl Eli Schwalbe. Derselbe war geboren 1818 in dem kleinen Städtchen Geyer im sächsischen Erzgebirge und lernte daselbst bei einem Holzdrechsler, der in seiner Werkstatt zugleich Reparaturen für die große Eli Evanssche Baumwollspinnerei in Siebenhöfen b. G. besorgte. Hatte Carl Eli Schwalbe somit schon in seiner Lehrzeit Gelegenheit, praktischen Einblick in die Konstruktion und den Gang der Spinnereimaschinen zu erlangen, so erweiterte er in der Folgezeit seine Kenntnisse nach dieser Richtung durch langjähriges praktisches Arbeiten in den Spinnerei-Maschinenfabriken von Constantin Pfaff in Chemnitz und später von Naundorff in Werdau, wo ihm besonders Gelegenheit geboten wurde, durch die Inbetriebsetzung der Maschinen in den Spinnereien, auch diese gründlich kennen zu lernen.

Mit den bescheidensten Mitteln, hauptsächlich aber auf seine vielseitigen praktischen Erfahrungen gestützt, unternahm er es hier, sich im obengenannten Jahre einen kleinen selbständigen Betrieb einzurichten, der zunächst mit Drechslerarbeiten und Reparaturen von Spinnereimaschinen beschäftigt wurde. Ein von der Hand gedrehtes Schwungrad bewirkte den Gang der bescheidenen Hilfsmaschinen für Dreherei und wenig Schlosserei. Allein der Zähigkeit und Tüchtigkeit des rührigen Mannes gelang es, sich empor zu arbeiten, so daß er schon 1853 wagen konnte, sich eine eigene Fabrik zu bauen und mit der Herstellung von kompletten Spinnereimaschinen zu beginnen.

Im Jahre 1864 erfolgte die Errichtung einer größeren Gießerei für eigenen Bedarf und ferner 1877 der Zukauf eines größeren benachbarten Fabrikgrundstückes behufs räumlicher Erweiterung des Ganzen.

Die Entwicklung des Geschäftes, worin der Begründer stets auf eigene Mittel angewiesen war, ist infolge seiner charakterfesten Grundsätze, ungeachtet wiederholt eingetretener schlechter Geschäftsjahre eine stetig vorwärtsschreitende gewesen. Hierbei ist auch die zufolge seiner Vorliebe für die Spinnerei unternommene Errichtung einer solchen hervorzuheben. War dieselbe anfänglich auch nur für die praktische Erprobung von Verbesserungen an den herzustellenden Maschinen berechnet, so brachten es doch im Laufe der Jahre die Verhältnisse mit sich, daß dieselbe zur Herstellung von Seidenabfallgarnen, Streichgarnen etc. in größerem Umfange betrieben wurde.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/375&oldid=- (Version vom 2.4.2020)