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Damen-Kleiderstoffe, von Geweben für Herren-Konfektionsartikel und in jüngster Zeit auch einiger Spezialitäten für Export – unter ausgiebigster Vergrößerung ihrer Appretur- und Färberei-­Anlagen – auch noch eine Westgarnspinnerei für den Bedarf der eigenen Webereien und eine zweite Fabrik im Oberdorfe errichtet, sowie ein Zweigetablissement im benachbarten Böhmen.

Die im Mitteldorfe gelegene Stammfabrik mit 40 Beamten und ca. 1000 Arbeitern enthält jetzt: eine Mechanische Weberei von 424 Stühlen, mit Garntreiberei, Ketten- Scheer- und Dressieranlage, die Westgarnspinnerei von 3300 Spindeln, mit allen erforderlichen Vorbereitungs-Einrichtungen, eine umfangreiche Appreturanstalt und Stück- und Wollgarnfärberei mit allem Zubehör, eine Maschinenbauwerkstätte, Tischler-, Schmiede-, Klempner- etc. Werkstätten, eine Anlage für elektrische Beleuchtung eines Teiles der Fabrik, sowie der herrschaftlichen Wohnhäuser und Kontore. Betrieb erfolgt durch 3 große und 9 kleine Dampfmotore von zusammen 270 Pferde­-Kräften und 5 Dampfkessel von zusammen 627 □m Heizfläche.

Die Fabrik im Oberdorfe mit ca. 200 Arbeitern umfaßt eine Mechanische Weberei von 114 Stühlen (dabei eine Anzahl Stühle für Lohnweberei halbseidener Waren), eine Anlage speziell für Baumwoll-Stranggarn- und Kettenfärberei und Stärkerei, sowie eine große Einrichtung zur Bereitung flüssiger Schmack- und Farbholzextrakte für eigenen Bedarf und Absatzgebiet in Deutschland und vollkommen trockener Extrakte für den Export nach Amerika. Betrieb vermitteln 2 große und 5 kleine Dampfmotore von zusammen 80 Pferdekräften und Dampfkessel von zusammen 350m Heizfläche.

Die Firma besitzt ferner: eine Steinkohlengasanstalt für eigene Zwecke in den Fabriken, sowie zur Beleuchtung eines Teiles des Dorfes und zur Abgabe an viele Private im Ort, mit 11 Chamotteretorten, 1 Dampfmaschine von 2 Pferdekräften und 1 Kessel von 4m Heizfläche; eine ca. 50 Arbeiter beschäftigende Ziegelei für Verblendsteine zu Rohbauten, mit 1 Dampfmaschine von 30 Pferdekräften und 1 Dampfkessel von 45m Heizfläche, mit einem Ringofen von 14 Kammern und mit einer Jahresproduktion von ca. 2½ Millionen Verblend-Steinen, die bisher, außer an verschiedenen sächsischen Plätzen, zumeist in Berlin für städtische und staatliche Bauten Verwendung fanden; eine zur Sicherung der Wasserrechte angekaufte Mühle im Oberdorfe, mit einer durch ca. 3-pferdige Wasserkraft getriebenen Farbholzraspelei und großem Mühlteiche; eine Ökonomie, 36 Arbeiter beschäftigend und 3 Bauergüter von zusammen 126½ Hektar Land mit Wohngebäuden und Scheunen umfassend, mit 2 Lokomobilen von je 10 Pferdekräften und 2 Dampfdreschmaschinen.

Außer mehreren herrschaftlichen Gespannen sind noch 18 Gespanne zur Herbeiführung des Fabrikenbedarfes von Kohlen und zum Dienste der Ökonomie vorhanden.

Eine Wasserleitung gußeiserner Rohre in Länge von ca. 12 000 Fuß, mit Hoch-­Reservoir von 40 000 □-Fuß Inhalt, versorgt aus einer ergiebigen Quelle in einer benachbarten böhmischen Waldung die Fabriken, sowie alle eigenen Wohngebäude und auch eine Anzahl Privathäuser im Dorfe mit gutem Trink- und Betriebswasser, und eine ähnliche Leitung gußeiserner Rohre von zusammen 5000 Fuß Länge führt das Wasser des Obermühlteiches ebenfalls nach den Fabriken.

Das Zweigetablissement der Firma für das Österreichische Geschäft,im benachbarten

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/310&oldid=- (Version vom 2.4.2020)