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das Eis nur dem Namen nach kannte, ersetzen die Eismaschinen nun das, was die Natur daselbst versagt.

Mit der Einführung der Eismaschinen und Sterilisierapparate hat sich in der Brauerei­-Industrie eine vollständige Umwandlung vollzogen und was man vor Jahren in dieser Branche noch für unmöglich hielt, entrollt sich heute als vollendete Thatsache.

Auch andere Zweige, wie z. B. die Schokoladenfabriken, Konservenfabriken, Schlächtereien, Konzerthallen, Tiefbohrungen etc., haben sich die Vorteile der künstlichen Luftkühlung resp. Kälteerzeugung zu eigen gemacht und somit dem Maschinenbau ein vollständig neues Gebiet erschlossen.

Um auch der großen Vielseitigkeit des Etablissements eine weitere Beleuchtung zu geben, sei noch erwähnt, daß neben dem eben erläuterten sehr ausgedehnten und weitverzweigten, als Hauptabteilung der Fabrik geltenden Maschinenbau auch eine nicht unbedeutende Baumwoll-Spinnerei, welche Branche seit ihrer Begründung beibehalten worden ist, betrieben wird. Mit derselben ist noch seit einigen Jahren eine nach größerem Stile eingerichtete Verbandwattefabrik verbunden worden. Auch diese Abteilungen, der Textilbranche angehörig, haben den Fortschritten der Neuzeit ebenfalls insofern volle Rechnung getragen, als sie neben einer mit den Jahren herausgebildeten Vergrößerung auch den technischen Vervollkommnungen in der ausgedehntesten Weise gefolgt sind, so daß sie auch hierin die Überzeugung haben können, auf der Höhe der Zeit geblieben zu sein.

So ist das Etablissement jetzt an einem Umfange angelangt, daß es insgesamt ca. 1100 Arbeitern Beschäftigung bietet, worunter 80 Betriebsbeamte zählen. Den Betrieb für das Werk leisten 10 Dampfmaschinen mit zusammen 400 Pferdestärken, welche von 6 Dampfkesseln mit 700 qm Heizfläche gespeist werden.

Die Fabrik hat sich mit ihren Erzeugnissen an vielen großen Ausstellungen beteiligt, wobei ihr immer die ersten Auszeichnungen zugefallen sind. So hat sie allein auf der im Jahre 1888 in Melbourne stattgefundenen Ausstellung für ihre daselbst ausgestellten Maschinen, und zwar eine Eismaschine Nr. V mit Süßwasserkühleinrichtung, eine Dampfmaschine mit Ventilsteuerung, diverse Gerstesortier- und Malzputzmaschinen fünf erste Preise unter besonderer ehrenvoller Erwähnung (Awarded First Order of Merit and special mention) erhalten und ist ihr dafür die goldene Medaille zugeschickt worden. Auf der Ausstellung in Hagenau 1874 und der Hygiene-Ausstellung zu Berlin 1883 ist sie ebenfalls mit der goldenen Medaille bedacht worden.

Eine hohe Ehre wurde auch der Firma in den 60er Jahren durch den Besuch Sr. Majestät des hochseligen Königs Johann zuteil, welcher die damals schon bestandenen vortrefflichen Einrichtungen der Fabrik, sowie die hauptsächlichsten Erzeugnisse in ihrer Entstehung in Augenschein nahm.

Daß die Fabrik trotz der ihr vom Staat auferlegten bedeutenden Beiträge für Kranken-Kasse, Invaliden-Pensionskasse, Alters- und Invaliditäts-Versicherung und die Sächsisch-Thüringische Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaft für das Wohl ihrer Arbeiter und Beamten weiter besorgt

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/287&oldid=- (Version vom 4.8.2020)