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drei Prokuristen, die Herren Otto Korb, Alfred Glaßmann und Herm. Hallbauer vertreten wird.

Wie bereits erwähnt, wurde 1811 der Bau von Spinnerei-Maschinen begonnen. Nach Überwindung der ersten Schwierigkeiten erfreuten sich die Schwalbeschen Maschinen bald eines ehrenhaften Rufes sowohl in Sachsen als auch in Österreich. Im Jahre 1820 wurde, unbeschadet des Maschinenbaues, der erste Anfang zur Errichtung einer eigenen Baumwollspinnerei gemacht, und zwar, wie man sich dies heute gar nicht mehr vorstellen kann, mit – Göpelbetrieb. Das Geschäft erweiterte sich auch hierin in Gemeinschaft mit dem Maschinenbau derartig, daß die vorhandenen Lokalitäten nicht mehr ausreichten und der erste Schritt zur Erweiterung gethan werden mußte. Dies geschah im Jahre 1846 durch die Verlegung des Betriebes von der Garten­-Straße nach der Angergasse, jetzigen Friedrichstraße. Der damalige Leiter der Firma, Herr Louis Schwalbe, unternahm es hier, die erste Baumwollspinnerei in Sachsen, welche durch Dampf betrieben wurde, zu erbauen. Bei der heutigen hochentwickelten Baumwollspinnerei-Industrie dürfte diese Thatsache ein besonderes Interesse verdienen. Trotz der bekannten schlimmen Zeit wurde diese neue Fabrik doch gleich darauf so schwunghaft betrieben, daß nach wenigen Jahren auch diese schon nicht mehr genügte und eine weitere Vergrößerung der Lokalitäten ins Auge gefaßt werden mußte. 1853 kam dieselbe auch zur Ausführung, und zwar wurde auf dem bis dahin noch freien Felde an der Kaßbergstraße, jetzigen Fabrikstraße eine abermals erweiterte neue Fabrik erbaut und 1854 der Geschäftsbetrieb darin eröffnet. Die hierin erzeugten Schwalbeschen Maschinen und Garne errangen sich bald einen Ruf und mit berechtigtem Stolz konnte der damalige Leiter des Unternehmens auf das neu Geschaffene zurückblicken. Das Etablissement hat die beiden Branchen Maschinenbau und Baumwollspinnerei bis heute beibehalten. Allerdings hat der Maschinenbau im Laufe der Jahre insofern eine Änderung erfahren, als der Bau von Baumwollspinnmaschinen verlassen und andere Spezialitäten dafür aufgenommen wurden.

Die Fabrik beschäftigt sich jetzt hauptsächlich mit dem Bau von Brauerei- und Mälzereimaschinen, Eis- und Kühlmaschinen, Dampfmaschinen bis zu 1000 Pferdestärken, Dampfkessel, Holzschleiferei-, Pappen- und Papiermaschinen, Maschinen für Cellulose- und Zementfabriken, Dampfwaschanstalten, Turbinen und Wasserrädern, Transmissionen, mechanischen Aufzügen, Walken, Heizungsanlagen und Trocken­-Einrichtungen, Rohrleitungen und Pumpen aller Art. Neben den geräumigen der Neuzeit entsprechend eingerichteten Maschinenbauwerkstätten besitzt die Fabrik noch eine Schmiedewerkstatt mit zwei Dampfhämmern, sowie Eisen- und Metallgießerei, Kupferschmiede, Klempnerei, Tischlerei und Dampfkesselschmiede, letztere mit vervollkommneter hydraulischer Nietung.

Dank des Renommees der Fabrik haben deren Maschinen nicht nur im Inlande, sondern auch in allen übrigen Staaten der Welt guten Eingang gefunden, und sind darin namentlich die Brauerei- und Mälzereimaschinen, Eis- und Kühlmaschinen und Sterilisierapparate besonders hervorzuheben. Durch vorzügliche Leistung der Eis- und Kühlmaschinen ist es nun auch den Bewohnern der tropischen Länder möglich geworden, ihr Bier an Ort und Stelle zu brauen und nach deutscher Art zum Ausschank zu bringen. In den Zonen, in denen man bis vor Jahren

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/286&oldid=- (Version vom 4.8.2020)