Seite:Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild Teil 2.pdf/273

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Lobeck & Co., Dresden-Löbtau
Königl. Sächs. Hoflieferanten.
Fabrik von Schokoladen, Kakaos, Zuckerwaren, Wiener Thee-Waffeln und Dessert-Gebäck, Makkaroni und Nudeln.

Als vor ungefähr 35 Jahren das erste ausführliche, wissenschaftliche Werk über Kakao und Schokolade in Deutschland erschien, leitete es der Verfasser Dr. Mitscherlich mit den Worten ein: „Der Kakao verdient als Genuß- und Nahrungsmittel bei weitem den Vorzug vor Kaffee und Thee, welche eigentlich zu den Nahrungsmitteln nicht einmal zu zählen sind.“ Mitscherlich führt in seinem Werke diesen Gedanken weiter aus. Daß aber auch das konsumierende Publikum sich seine Ansicht zu eigen gemacht hat, beweist die ganz außerordentliche Entwicklung auch der deutschen Schokolade-Industrie seit jener Zeit; hat sich doch allein in den letzten 15 Jahren die Einfuhr von Roh-Kakao nach Deutschland ungefähr verfünffacht, und daß Dresden in Bezug auf Schokolade-Industrie den ersten Platz unter den deutschen Städten einnimmt, indem es unter denselben das größte Quantum Roh-Kakao bezieht, ist eine nicht allgemein bekannte Thatsache.

Als eine der ältesten sächsischen ja deutschen ihrer Branche wurde die Firma Lobeck bereits im Jahre 1838 in Dresden von dem im Jahre 1878 verstorbenen Herrn August Ferdinand Lobeck begründet. Derselbe fand in einem übernommenen Materialwarengeschäft eine kleine sehr primitive Handmaschine zur Anfertigung von Schokolade vor, womit er den geringen Bedarf des Materialwaren­Geschäftes herstellen ließ. Im Jahre 1846 stellte er die ersten durch Maschinenbetrieb bewegten Schokolade-Maschinen auf, bis im Jahre 1862 die noch jetzt in Dresden-Löbtau bestehende Fabrik begründet wurde.

Der im Anfang immer noch bescheidene Betrieb entwickelte sich besonders seit dem Jahre 1870 zu immer größerem Umfange. In diesem Jahre nahm die Firma die Fabrikation von Makkaroni und Nudeln, kurz darauf die der Wiener Thee-Waffeln, Zucker-Oblaten und Dessert-Gebäck auf, bald darauf auch die Herstellung von Citronat, Orangeat, Aranzini, sowie auch von Zuckerwaren. Sowohl die unausgesetzt wachsende Herstellung von Kakaofabrikaten, als auch die Ausdehnung der hinzugekommenen Branchen machten es nötig, Grundstücke zuzukaufen und Baulichkeiten, sowie Betriebsanlagen unausgesetzt zu vergrößern.

Besondere Aufmerksamkeit widmete von jeher die Firma Lobeck & Co. der Herstellung des entölten Kakaopulvers und suchte nicht nur das seit ca. 20 Jahren in Deutschland eingeführte „lösliche“ holländische Kakaopulver zu erreichen, sondern noch zu übertreffen. Als eine Spezialität stellt die Firma nach dem ihr in Deutschland und den meisten Kulturstaaten patentierten Verfahren den „Kakao Lobeck“ her. Dieser Kakao wird nur durch Dampfdruckverfahren löslich

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/273&oldid=- (Version vom 4.8.2020)