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Kreutziger & Henke, Leutersdorf
Mechanische Weberei.

Aus den allerbescheidensten Anfängen ist das Etablissement der Firma Kreutziger & Henke hervorgegangen.

Im Jahre 1859 thaten sich Joh. Gottlieb Henke und Friedr. August Kreutziger, zwei junge thatkräftige Leute, zusammen, um mit ihren sehr bescheidenen Mitteln ein Fabrikationsgeschäft für baumwollene Rock- und Hosenstoffe zu begründen.

Mit nur wenigen Handwebern wurde der Anfang gemacht und die Erzeugnisse, deren alleiniges Absatzgebiet damals unser deutsches Vaterland war, wurden auf den Messen in Leipzig, Breslau, Frankfurt a. O. und Braunschweig abgesetzt. So mühsam wie der Anfang des Geschäftes war, so blieb es auch in den weiteren ersten Jahren. Nach großen Anstrengungen und vielen vergeblichen Versuchen gelang es der Firma endlich, ihrem Fabrikat in Südamerika Eingang zu verschaffen, welches Gebiet bisher ausschließlich von den belgischen Fabrikanten beherrscht wurde. Nachdem es einmal gelungen war, hier Bresche zu legen, bahnten sich die Erzeugnisse bald neue Wege nach den sämtlichen Plätzen Süd- und Mittelamerikas und erwarben sich durch ihre solide und reelle Ausführung, sowie durch die gebotene Vielseitigkeit und Gediegenheit einen solchen Ruf, daß sie die belgischen Fabrikate vollkommen überflügelten. Von welcher Bedeutung die Eroberung dieses Gebietes für den ganzen Industriezweig geworden ist, mag daraus erhellen, daß jetzt, wo der Konsum im Inlande sich in diesem Artikel wesentlich verringert hat, der bei weitem größte Teil der gesamten Produktion auf dem Exportmarkte abgesetzt wird und zwar jetzt fast nach allen Ländern der Erde.

Hand in Hand mit der Entwicklungsgeschichte des Exportes dieses Fabrikates geht auch die Entwicklung der Firma Kreutziger & Henke. Die Unzulänglichkeit der Handweberei für das Exportgeschäft wurde von den Inhabern beizeiten erkannt und dieselben bauten im Jahre 1870 eine mechanische Weberei, welche seitdem einen solchen Umfang gewonnen hat, daß in derselben jetzt 50 Beamte und 820 Arbeiter beschäftigt werden. Den Betrieb leisten 2 Dampf­-Maschinen, welche eine Stärke von zusammen 400 Pferdekräften haben und zur Dampf­-Erzeugung dienen 5 Dampfkessel mit einer Heizfläche von 600m. Die elektrische Beleuchtung, welche aus 30 Bogen- und 950 Glühlampen besteht, wird durch 2 Dynamo Maschinen erzeugt.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/243&oldid=- (Version vom 23.2.2020)