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durch welches die Müglitz der Elbe zueilt. Im Müglitzthale liegen die Städte Lauenstein und Bärenstein mit ihren ehrwürdigen Schloßbauten, Glashütte und Dohna, wo überall die Strohflechterei fleißig betrieben wird. Wenden wir uns aus dem Thale der Müglitz wieder aufwärts und verfolgen den Lauf der Gottleuba, so gelangen wir an dem Städtchen gleichen Namens vorüber nach Berggießhübel (Eisenhämmer). Von der Gottleuba steuern wir dem Thale der roten Weiseritz zu, wo uns die Städte Dippoldiswalde und Rabenau begegnen. Zu Dippoldiswalde finden wir starke Lohgerberei und Töpferei, Schuhmacherei, Rohrflechterei und Strohhutfabrikation, sowie Anfertigung landwirtschaftlicher Maschinen, während Rabenau berühmt ist durch seine Stuhlgestelle und Rohrstühle. Über Tharandt (Forstakademie) kommen wir nach Wilsdruf (Fabriken für Schirmstöcke, Leim, Möbeltischlereien, Gerbereien, Stricknadelfabriken) und, Nossen (Schuhmacherei und Gerberei) seitlich liegen lassend, nach Lommatzsch (die fruchtbare „Lommatzscher Pflege“ oder „Meißens große Korntenne“) und Riesa. In Riesa blüht der Elbhandel. Die Schiffahrt ist namentlich für den Handel mit Guano, Holz, Schiefer, Roheisen, Kohlen und Getreide sehr bedeutend. Auch ist Riesa Stapelplatz von Petroleum, Heringen und anderen Massenartikeln. Unter den Fabriketablissements sind hervorzuheben eine Dampfschneidemühle, eine Ölfabrik, das Einsiedelsche Eisenwerk (Aktiengesellschaft), eine Dampf-Marmor-Schleiferei, Wagenfabriken, Stuhlfabriken usw. Von Riesa fahren wir die Elbe auf einem der eleganten Dampfer stromaufwärts nach der alten Bischofstadt Meißen mit ihrer herrlichen Albrechtsburg und dem ehrwürdigen, gotischen Dome. Auf der Albrechtsburg erfand Böttger das Porzellan und die Königl. Porzellanfabrik, welche jetzt in einem stattlichen Bau im Triebischthal untergebracht ist, erfreut sich seit langer Zeit eines unerschütterlichen Weltrufes. Die Porzellanmanufaktur beschäftigt an 800 Arbeiter und bevorzugt in ihren künstlerisch vollendeten Erzeugnissen den Rokokostil. Im Anschlusse an sie hat sich Meißen zu einem Sitz des keramischen Kunst-Gewerbes ausgebildet. Außerdem besitzt es Eisengießereien und Maschinenfabriken, die größte Jutespinnerei und Weberei Sachsens, Zünderfabriken, Tabaksfabriken, Essigfabriken, Fabriken von Nähmaschinen, Telegraphenapparaten usw. Hinter Meißen ragen dann bald die Türme der Landeshauptstadt Dresden empor. Zwischen Rebengeländen gleitet das Schiff dahin und der Weinhandel spielt in den Elbstädten keine geringe Rolle. Was Dresden an Naturschönheiten, an Bauwerken und Denkmälern, an Sammlungen für Kunst und Wissenschaft bietet, welche Rolle es in der Geschichte unseres Volkes gespielt hat, ist zu bekannt, um hier noch einmal darauf zurückzukommen. Zu den wichtigsten Zweigen seiner gewerblichen Thätigkeit gehören: Gold- und Silberarbeiten, Drechslerwaren, Musikinstrumente, mathematische und physikalische Instrumente, Nähmaschinen, landwirtschaftliche Maschinen, Feuerspritzen, Geldschränke, Neusilber- und Chinasilberwaren, echtes Blattgold und Blattsilber, Thonwaren, Strohwaren, Papiertapeten, Malertuch, künstliche Blumen, Schokolade, Eisenguß usw. Hoher Blüte erfreut sich auch die Handelsgärtnerei sowie die Photographie. Auch das schöne Elbflorenz verlassen wir auf dem Dampfer und nähern uns der „sächsischen Schweiz“, deren Ortschaften sich in der Hauptsache mit dem Brechen von Sandstein befassen. Hervorragende, industrielle Orte sind Pirna und Königstein. Pirna, der Schlüssel zur sächsischen Schweiz, dessen Schloß Sonnenstein einst eine wichtige Festung war, jetzt aber als Landesirrenanstalt eingerichtet worden

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/24&oldid=- (Version vom 23.2.2020)