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Carl Köhler, Crimmitschau
Fabrik reinwollener Herrenkleiderstoffe.

Die Firma Carl Köhler in Crimmitschau, die auf eine nunmehr fast vierzigjährige, ehrenvolle Geschäftsthätigkeit zurückblickt, hat von allem Anfange an ihr Produktions­-Gebiet scharf abgegrenzt. In dieser Beschränkung auf eine einzige Spezialität, in der sie hervorragendes leistet, ruhten von allem Anfang an die Vorbedingungen ihres Wachstums und Erfolges und die Gewißheit, in ihrer Branche Vorzügliches zu leisten. Diese Spezialität, die sie pflegt und pflegte, sind reinwollene Herrenkleiderstoffe. Wie so viele lukrative Geschäfte der Textilbranche, ist auch die Firma Carl Köhler unter sehr bescheidenen Verhältnissen ins Leben gerufen worden und aus ganz kleinen Anfängen zu ihrer jetzigen Bedeutung emporgewachsen. Zu einer günstigen Zeit – im Jahre 1855 – gegründet und unter glücklicher Benutzung der für die Textilindustrie günstigen Konjunkturen einer verflossenen Periode hat sie klein begonnen und sich unter fachgemäßer, umsichtiger Leitung stetig vergrößert. Ihr Begründer ist Herr Carl Köhler, der Vater der Herren Emil Köhler und Carl Köhler junior, der im Verein mit seinen beiden obengenannten Söhnen noch jetzt Besitzer und Inhaber des Geschäftes ist.

Ursprünglich wurden fast sämtliche Arbeiten der Manufaktur als sogenannte Lohnarbeiten vergeben und von einer stetig wachsenden Arbeiterschaft außer dem Hause gefertigt. Erst später wurde der gesamte Betrieb konzentriert und im eigenen Fabrikgebäude vereinigt. Jetzt birgt der ansehnliche Komplex von Arbeits- und Geschäftsräumen, zu einem organischen Ganzen verbunden, Wollwäscherei, Dampffärberei, Spinnerei, Weberei und Appreturanstalt. Das aus Beamten und Arbeitern bestehende Personal ist sehr zahlreich und setzt sich zur Zeit aus ca. 150 Köpfen zusammen. Dementsprechend umfangreich sind auch die maschinellen und technischen Einrichtungen, von welch’ ersteren hier nur der Dampfbetrieb – eine Dampfmaschine von ca. 150 Pferdekräften und drei Dampfkessel mit ca. 420 qm Heizfläche – hervorgehoben werden soll. Als Rohprodukt wird lediglich reine Schafwolle verwandt und verarbeitet.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/229&oldid=- (Version vom 4.8.2020)