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Koch & te Kock, Oelsnitz, Vogtl.
Teppich- und Möbelstoff-Fabrik.

Daß ein Etablissement auf bescheidener Basis begründet und in kurzer Zeit blühend und groß wurde, ist schon oft vorgekommen und vor allem in diesem Werke häufig genug geschildert worden. Daß aber ein Fachmann eine Anzahl leerer Räume mietet, in diesen Räumen ganz allein mit lauter neuen, der Branche unkundigen Leuten seine Maschinen aufstellt, dann in eigener Person seinen ersten Arbeiter anlernt und seine Meister ausbildet und schließlich in der Lage ist, binnen zwölf Jahren die Zahl seiner Meister, Gehilfen und Angestellten von diesem einen auf 950 zu bringen – das dürfte nicht nur ungewöhnlich sein, sondern in der Geschichte der sächsischen Industrie wohl einzig dastehen.

Buchstäblich, wie hier geschildert, ist die Gründung der Firma Koch & te Kock vor sich gegangen: Im Dezember des Jahres 1880 kam Herr Karl Wilhelm Koch, der sich mit seinem Schwager Fritz te Kock associiert hatte, nach Oelsnitz im Vogtlande, mietete dort eine Fabrik, stellte dreißig Teppichwebstühle und die dazugehörigen Vorbereitungsmaschinen und Appreturmaschinen auf und begann dann den Betrieb. Jener erste Weber, den er selbst anlernte, steht noch heute im Dienste der Firma und heißt: Carl Schedel, der Senior jener nahezu tausend Weber und Arbeiter, welche die Firma heute beschäftigt.

Eine derartig kraftvolle und erfolgreiche schöpferische Thätigkeit auf industriellem Gebiet überschreitet weit die Grenzen normaler technisch-kaufmännischer Befähigung. Es ist deshalb ganz selbstverständlich, wenn in der Geschichte dieser Firma den beiden Begründern, sowie ihrem Associé, Herrn Alfred Müller, der als Dritter zwei Jahre nach der Eröffnung des Geschäfts derselben beitrat, einige biographische Notizen gewidmet werden.

Beginnen wir mit dem Senior der Firma. Herr Karl Wilhelm Koch erlernte bereits als Knabe unter den Augen seines Vaters praktisch die Weberei, bildete sich zum Kaufmann aus und studierte dann längere Zeit in Deutschland, später in England und in Amerika die Teppichweberei. Nach Deutschland zurückgekehrt, übernahm er in der Teppichweberei zu Düren,

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/223&oldid=- (Version vom 4.8.2020)