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Dr. Geitner’s Argentanfabrik, F. A. Lange,
Auerhammer bei Aue i. S.
und
Sächsische Kupfer- & Messingwerke, F. A. Lange,
Grünthal bei Olbernhau i. S.
mit den
Draht- u. Walzwerken „Schweinitzmühle“ bei Böhm.-Grünthal.


Die Fabrik in Auerhammer wurde im Jahre 1831 von Dr. Ernst August Geitner, dem Großvater der jetzigen Besitzer, gegründet. Dieser berühmte Gelehrte und Industrielle, geboren am 12. Juni 1783 in Gera, studierte in Leipzig Medizin und stand dann einige Jahre als Privatsekretär und Chemiker in Diensten des Konferenzministers und Eisenwerksbesitzers von Einsiedel; später ließ er sich als Arzt in Lößnitz i. Erzgebirge nieder, beschäftigte sich aber nebenbei viel mit Chemie und errichtete im Jahre 1810 eine Fabrik, in der Kupferfarben, Chromsäuresalze und andere Präparate für Kattundruckereien hergestellt wurden. Gleichzeitig mit Lassaigne erfand er 1819 das Färben tierischer und vegetabilischer Fasern mit Chromsäureverbindungen. Einige Jahre später zog er von Lößnitz nach Schneeberg, wo er sich u. a. auch mit der Darstellung von Ultramarin befaßte und wo er 1824 das Argentan (Neusilber) erfand, das er bald darauf in dem zu diesem Endzwecke vom Fiskus käuflich erworbenen ehemaligen Eisenhüttenwerk in Auerhammer im Großen darzustellen begann. Wie vielseitig das Wissen und die Thätigkeit dieses genialen Mannes war, geht daraus hervor, daß er nebenbei auch chemische Präparate und Farben für die Porzellan- und Glasmalerei fabrizierte, in Böhmen eine Porzellanfabrik, in Ungarn ein Nickelwerk und in Planitz b. Zwickau – die von unterirdischen Kohlenbränden herrührende Wärme eines größeren Terrains benutzend – Treibgärten für tropische Gewächse anlegte. Er starb am 24. Oktober 1852. Sein Schwiegersohn, der nachmalige Kammerrat und Ritter des Albrechtsordens, Herr Franz Adolph Lange, übernahm die Argentanfabrik in Auerhammer und brachte diesen Fabrikationszweig zu hoher Blüte; nach mehr als vierzigjähriger rastloser Thätigkeit – er stand bereits seit 1842 dem Dr. Geitner als kaufmännischer Leiter des Etablissements zur Seite – trat er in den wohlverdienten Ruhestand, und die Werke kamen in den Besitz seiner Kinder, des Herrn Albert Lange und der Frau Clara verw. Domkowicz, die der Firma schon 1874 als Teilhaber beigetreten waren. In den Händen des Herrn Albert Lange ruht seitdem die Leitung des Etablissements in Auerhammer sowohl als auch der Werke in Grünthal, und unter ihm gelangten sie zu ihrer jetzigen Bedeutung und Größe.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/76&oldid=- (Version vom 23.2.2020)