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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1

287 einem rauhen Ziegcnfcllc über die Schulter wild und malerisch geschmückt, hieß Knoni, der in dieser ganzen Alpcngegcnd wohl bekannt und gelitten war. „Run, Fährmann!" rief er dem Fischer zu: »meine, 's wird heut' mal Negen geben. Mein Wächter scharrt den Boden auf und frißt Gras." »Mein's auch so, LandSmann," sprach ein GcmSjäger, der mit seinem langen Stachclstock und einer tüchti¬ gen Armbrust auf der Schulter von Neiden unbemerkt vom Felsen hcrabgesticgen war. »Hab's auch schon wahr¬ genommen, wenn die Fische springe» imd's Wasserhuhn untertaucht, ist's allemal oben nicht geheuer in der Luft. Was gilt'S, ein tüchtiges Gewitter wird iin Anzüge sein!" »Seppi, lug'!" rief der Hirt dem hinter dcrHccrdc hinschlcndernden Bu¬ ben zu; »daß das Vieh sich nicht ver¬ laufe." »Hat nicht Noth, Meister!" rief der Bube; »die braune LicSli kenn' ich am Geläut'." »Na gut, Bübli, da fehlt keine mehr; die geht sonst am wcit'stcn, das weiß ich," Der Jäger hatte indeß mit freund¬ lichen , behaglichen Blicken die Hcerde gemustert. »Schmnckes Vieh, Landsmann," sprach er darauf. »Euer eigenes?" »So reich bin ich nicht," antwor¬ tete Kuoni geschmeichelt, als ob ihm selbst ein Lob gesagt sei. »Das ist mir zugezählt, Stück für Stück — gehört meinem gnädigen Herrn von Attinghausen." »Lug', wie schön steht der Kuh das Band am Halse!» rief der Jäger. »Ei ja; die weiß es aber auch, daß sie die Hcerde führt. Nähme ich ihr'S Band, so hörte sie auf zu fressen." »Seid wohl nicht gescheit, Senn," lachte der alte Fischer. »Solch un¬ vernünftig Vieh!" »Ist bald gesagt, Fährmann," entgcgnete der Jäger im Tone des Nachsinncns. »Das liebe Vieh hat auch Vermmft. Das wissen wir Jägcrölcut' am besten, die wir Gemsen ja« gen. Solch ein Nndel dieser schnellen Thiere stellt seine Vorhut aus, eh' sie zu weiden geh'n; die spitzt die Oh¬ ren, nnd naht der Jäger, so pfeift sie hell, und husch ist die ganze Hcerde davon."

Und teilt her biäsl cS aus dem WrtterlochDer Sturm, ich mein, wird da sein, chwir'ö dc»lcn, Kuoni, 's fommt Regen, Fährmatt», Meine Schaft fresse» Mit Begierde Graö, und Wächter scharrt die Erde, Wcrni, Die Fische springen, und das Wasserhuhn Taucht unter, Ei» Gewitter ist im A»üia, Kuoui

zum Bube»,

Lug, Seppi, ob das Vieh sich nicht verlaufe»? S

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Die braune Licscl fcmi' ich am Geläut. Kuoui, So fehlt u»S reine mehr, die geht am Weitste», Ruodi. Ihr habt ei» schö» Geläute, Meister Hirt, Werni, UndschmuckesBich Jst'ö Euereignes, LandSuian»?

Kuo »i. Bin nit so reich — 's ist meines gnäd'gc» Herr», Des SltlittghäuscrS,u»d >»ir zugezählt. Ruodi, Wie schö» der Kuh das Baud zu Halse steht, Kuoui, Daö weis; sie auch, daß sie dc» Reihe» führt, Und, nähm' ich ihr'S, sie hörte auf zu fresse», Ruodi, Ihr seyd nicht klug! Ein unpcr»ü»fl'ges Bich— »8 M ksUItt MMl)C Wcrni, Ist bald gesagt. Das Thier hat auch Vernunft: Das wissen wir, die wir dir Gemse» jage». Die stellen klug, wo sie zur Weide geh», 'nc Borhut aus, die spißt das Ohr und wemiet Mit hrllcr Pfeife, wenn der Jäger naht.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1. Herbig, Leipzig 1841, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grenzboten_1-1841.pdf/296&oldid=- (Version vom 31.7.2018)