Seite:Die Goldkarawane.pdf/91

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

blickte zuerst nach dem Feuer hin. Es schwelte nur noch, und in der kleinen Nebenschlucht war’s so dunkel, daß ich die Banditen im Schlafe nur pusten und röcheln hörte, sie aber nicht sehen konnte.

Ich begann zu klettern. Hätte Augustus nicht durch Ziehen nachgeholfen, wäre ich nicht weit gekommen. Aber er mußte Kraft haben, der kleine, putzige Kerl.

Bald hing ich drei Meter über dem Boden. Langsam ging’s höher. Ich hatte gerade die Arme ausgestreckt, um mit den Füßen wieder Kletterschluß zu nehmen, als – ein wildes Gebrüll von dort her erklang, wo diese Seitenschlucht in den größeren Felskessel einmündete. Gleichzeitig knallten mindestens ein Dutzend Schüsse – gleichzeitig aber auch ließ Augustus oben die Leine fahren, meine Hände öffneten sich vor Schreck und – ich sauste mit lautem Krach auf eine der Kisten hinab, fühlte aber sofort wieder einen Ruck an der Brust, das heißt, Augustus suchte seinen Fehler wieder gutzumachen und mich hochzuhissen.

Was doch die Angst alles vermag! Vorhin hatte es mit dem Klettern nicht recht gehen wollen. Jetzt, wo ich merkte, daß die Banditen von irgend welchen Leuten angegriffen wurden, die blindlings in die Seitenschlucht hineinfeuerten, jetzt, wo ich eine laute, herrische Stimme hörte, die nur die des Berbers Ulmed Rischa sein konnte, war ich im Nu oben bei meinem Retter, der dann schleunigst die Leinen losmachte, die eine von meiner Brust, die andere von einer Felsnase, und mich nun im Galopp mit sich fort zog. Bald ging es ziemlich steil abwärts. Ich stolperte, schlug hin. Augustus fluchte, brachte mich auf die Beine. Dann waren wir in der Ebene. Steine knirschten unter meinen Schuhen; vor uns tauchten einzelne Felsen auf. Aus dem Galopp war längst ein Trab geworden. Jetzt ging Augustus in einen ganz behaglichen Schritt über, holte schnaufend Atem, meinte:

„Wenn Sie nicht sofort eine Hungerkur beginnen,

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/91&oldid=- (Version vom 31.7.2018)