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Kultur noch nicht den Bewohnern und dem Landschaftsbilde die Reize des Ursprünglichen geraubt hat.

Diese Sehnsucht sollte erst erfüllt werden, als ich der Erbe eines seltsamen und seltenen Mannes geworden war, den mir das Schicksal in den Weg geführt hatte und der dann für leider nur kurze Zeit mein Freund wurde. Er starb, hinterließ mir sein ganzes Besitztum, wozu auch eine Anzahl Waffen, zwei fast neue indianische Jagdanzüge aus feinstem Leder und – eine Menge Goldkörner in allen Größen gehört.

Goldkörner! Sie stammten aus Westbrasilien, wo mein Freund Karl Weber sie von einem Indianer, seinem roten Bruder, wie er ihn stets nannte, zum Geschenk erhalten hatte. Von diesem Indianer und den Abenteuern, die Karl Weber mit ihm zusammen in den Urwäldern und Savannen Brasiliens erlebt hat, habe ich in einem Buche berichtet, das den Titel „Madua, der große Häuptling der Arowaken“ trägt.

Goldkörner! – Einen Teil davon verkaufte ich und gewann so die Mittel zu meiner ersten Reise in fremde Länder. Ich gab meine Wohnung auf, stellte meine geringe Habe bei Bekannten unter, packte in einen bescheidenen Koffer nur das Allernötigste, darunter auch Webers Waffen und einen seiner Jagdanzüge, der mir sehr gut paßte, und fuhr zunächst bis Marseille, von wo ich einen Dampfer nach der Stadt Algier, dem Haupthafen der französischen Kolonie Algerien in Nordafrika, benutzte.

Mein Streben war von Beginn meiner Reisevorbereitungen an stets darauf gerichtet gewesen, möglichst wenig Geld auszugeben. Daher hatte ich auch einen Frachtdampfer gewählt, der nur nebenbei den Personenverkehr betrieb. Er hieß Algier, ein Schiffsname, der im Mittelmeer ebenso häufig ist wie etwa in unserer Handelsflotte Neptun oder Marie.

Außer mir befanden sich noch vier Fahrgäste an

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)