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unserem letzten Standort dort oben sich erhebt,“ meinte der kleine Mann nachdenklich. „Wir müssen uns vergewissern, was dort vorgefallen ist. Ich werde versuchen, unbemerkt an den Hügel heranzukommen. Warten Sie hier auf mich. Aber – Vorsicht!“

„Ich komme mit!“ erklärte ich kurz. Und ich blieb dabei trotz des Widerspruches meiner Gebieter.

Augustus nahm sein Kindergewehr in die Hand und ging voraus. Wir machten einen sehr bedeutenden Umweg und krochen weite Strecken auf allen Vieren. Meine Hände bluteten, und meine Knie schmerzten mir, als hätte ich stundenlang auf Erbsen knien müssen.

„Bleiben Sie hier,“ entschied mein Gefährte. „Sie sind mir noch zu sehr Neuling in solchen Dingen.“

Er verschwand zwischen den grauen Steinblöcken, die aussahen, als sei hier das Fundament eines Riesenbauwerks gesprengt worden.

Ich dachte nicht daran, hier untätig zu liegen und mir vielleicht etwas Interessantes entgehen zu lassen. Augustus war geradeaus gegangen, ich wandte mich nach rechts, schlängelte mich an der Außenreihe der wirr übereinander gehäuften Felskolosse entlang und fand dann eine Stelle, wo es eine Art Engpaß gab, der erst ein Stück aufwärts, sehr bald aber steil abwärts verlief.

Es war dies hier in der freien Wüste sozusagen mein erster selbständiger Schritt, denn die Geschichte dort drüben unweit Mamura mit dem Diebe, den Ibrahim verscheucht und der mich dann in den Hinterhalt gelockt hatte, rechnete ich als zu nahe an menschlichen Siedlungen geschehen nicht mit.

So lernte ich denn zum ersten Mal in aller Ruhe das kennen, was mein abenteuerlustiges Herz sich so und so oft daheim in meiner kleinen Berliner Wohnung phantastisch ausgemalt hatte: einen regelrechten Kundschaftergang unter Umständen, die allerlei Gefahren in sich schlossen!

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/78&oldid=- (Version vom 31.7.2018)