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Ibrahim befreite mich dann und erzählte, daß er gerade zurückgekehrt sei, als er schon von ferne einen Beduinen bemerkt habe, der vor mir am Boden kniete. Er feuerte nun sofort vom Sattel aus auf den Fremden, traf aber nicht, so daß dieser auf sein bereitstehendes Pferd springen und davonjagen konnte – flußabwärts nach Süden zu, denn der El Nonnas, wie dieser Fluß auch heißt, gehört zu den zahlreichen Wasserläufen, die nach der Wüste zu von den Südabhängen des Atlas herabkommen und später im Sande versiegen, auch nur zeitweise stärkere Wassermengen, hauptsächlich im Frühjahr und Herbst mit sich führen.

Mein Hals war geschwollen und schmerzte sehr. Vielleicht waren es gerade diese Schmerzen, die mich veranlaßten, schleunigst meinen Falben zu satteln und die Verfolgung des Beduinen aufzunehmen, der nicht Zeit gefunden hatte, uns zu bestehlen.

Die Spur fand ich in dem frischen Grasboden sehr bald. Sie bog nach einer Weile rechts in ein sandiges Tal ab. Ich ließ mein Pferd nun in Galopp dem Flüchtling nachsetzen, hoffte bestimmt, ihn noch einzuholen. An Ibrahims Warnung, mich nicht zu weit zu entfernen, dachte ich nicht mehr.

Die Fährte wandte sich plötzlich nach links, wo eine Reihe einzelner Felsen stand, die riesigen Pilzen oder einbeinigen Tischen ähnlich sahen.

Später, als ich erst mehr Erfahrungen gesammelt und vorsichtiger geworden war, wäre mir das kaum passiert, was nun geschah.

Ich wurde ganz unerwartet von der Höhe eines dieser Felsen aus angerufen – auf englisch:

„Halt – Büchse fallen lassen – sofort – oder es gibt ein Loch in den Schädel!“

Ah – nun sah ich droben zwischen aufgehäuften Steinen einen Gewehrlauf. Sonst nichts!

Eine nette Lage! – Was half’s – ich war blindlings

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/60&oldid=- (Version vom 31.7.2018)