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Hände an meinem Halse, wehrte mich verzweifelt, unterlag aber doch dem würgenden Griff und verlor das Bewußtsein.

Als ich wieder zu mir kam, war ich irgendwo an eine kalte Steinmauer in einem feuchten, modrig riechenden Raume gefesselt, in dem es stockfinster war. Ich stand aufrecht. Die Arme waren mir auf den Rücken und dann an einen Haken gebunden, ebenso die Füße.

Nachdem ich mir über meine Lage klar geworden und mich etwas mehr erholt hatte, begann ich um Hilfe zu rufen. Jeder hätte das wohl getan.

Nach einer Weile tauchte über mir ein rötlicher Lichtschein auf. Ich blickte empor.

Es war eine an einen Strick befestigte große Petroleumlaterne. Woher sie kam, konnte ich nicht sehen. Sie schwebte lautlos tiefer und tiefer und machte dann etwa ein Meter über meinem Kopfe halt.

Jetzt erkannte ich, wo ich mich befand, – in einem runden, ausgemauerten Brunnen!

Jetzt hatte ich ja Romantik – mehr als genug! Sogar ein paar scheußliche Kröten und große Salamander fehlten nicht, die vor mir in sumpfigen Lachen hockten und geblendet in das Licht stierten.

Mir war alles andere als wohl zumute! Für einen Menschen, der bisher ähnliche Situationen nur geschildert, nie in Wirklichkeit durchgemacht hatte, war dieser Beginn eigenen Erlebens denn doch etwas zu außergewöhnlich und barg zu trübe Aussichten auf noch schlimmere Ereignisse in sich. Jedenfalls war meine anfängliche Hoffnung, die Laterne könnte von Leuten, die mich befreien wollten, herabgelassen worden sein, sehr schnell wieder geschwunden, da man mich doch sonst wohl auch von oben angerufen hätte.

Dies geschah, – aber erst geraume Zeit später und durchaus nicht in einer Art, die meine Besorgnisse hätte zerstreuen können.

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)