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nicht. Nur einmal war es mir, als ob mein alter Gegner dem Berber das Wort „Schurke“ ins Gesicht schrie.

Jetzt drehte Ulmed Rischa sich kurz um, wollte zum Lagerplatz zurückkehren. Da riß der andere den Revolver aus dem Gürtel, und nun hörten wir ziemlich deutlich:

„Halt, Du bleibst, Halunke! Ich bin nicht der Mann, der sich von Dir überlisten läßt!“ Er mußte dies mit voller Stimmkraft gebrüllt haben.

Der Berber wandte nur den Kopf, sprach ein paar Worte und deutete auf den See hinab.

Dann kamen auch schon ein paar Tuareg herbeigeeilt, schlugen auf Rastra an, der nun langsam die Hand mit dem Revolver sinken ließ.

Das folgende spielte sich so ab, wie ich es vermutet hatte: Rastra wurde von den Tuaregs gepackt, nach dem Lagerplatz geführt und hier gebunden neben die anderen Gefangenen gelegt. In dichtem Haufen standen dann all die Channeks, Berber und Tuareg um ihn herum. Plötzlich drang ein wieherndes Gelächter an unser Ohr. Der ganzen braunen Gesellschaft hatte sich eine ungeheure Lustigkeit bemächtigt. Gleich darauf bildete sich eine Art Zug unter Vorantritt eines Tuareg, der auf der Spitze seiner Lanze - Rastras Perücke mit den daran baumelnden Ohren aufgespießt hatte. Der Zug bewegte sich unter Johlen und Pfeifen einmal um das Plateau herum und wurde erst durch einen Befehl Ulmed Rischas auseinander getrieben.

Wir beobachteten nun weiter, wie die braunen Gesellen mehrere lange Riemen zusammenknüpften, dann den angeblichen Grafen bis an den Rand der Felsenkanzel schleppten, wo sich nun abermals sämtliche Insassen des Lagers zu einem engen Kreis zusammenschloßen. Wir konnten deshalb auch nicht sehen, was vorging und was die Bande beabsichtige. Erst als jetzt der Kreis sich öffnete und der seiner sämtlichen Kleidungsstücke

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/203&oldid=- (Version vom 31.7.2018)