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wiedersehen würde. Es war ja sein Wille, hier seine Tage zu beschließen. Daß es anders kam, ganz anders, ahnte auch er ebensowenig.

Zum Abschied sagte er noch zu mir: „Ich habe mich gefreut, Sie kennen gelernt zu haben. Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft; besonders aber mag es Ihnen gelingen, die Männer zu befreien, denen die Channeks und ihre Begleiter ein so trauriges Los bestimmt haben. Ich selbst habe ja mit der Welt abgeschlossen. Was außerhalb dieses Talkessels vorgeht, berührt mich nicht weiter. Sonst würde ich vielleicht daran denken, mich Ihnen anzuschließen und Ihnen zu helfen.“ – Noch ein Händedruck. Dann verließ ich das Tal. Von der westlichen Seite des Höhenrandes schaute ich nochmals zurück, gewahrte den Einsiedler zwischen den Säulen des Tempeleingangs, seine Löwen wieder neben sich. Er winkte mir zu, und ich schwenkte den Hut grüßend hinüber.

Während ich mich nun auf die Suche nach unserem Lagerplatz machte, dachte ich immer wieder über die seltsamen Lebensschicksale dieses Mannes nach, dessen Gast ich für eine Nacht gewesen. Noch über anderes dachte ich gleichzeitig nach: wie wunderbar doch das Schicksal uns Menschen an unsichtbaren Fäden leitet, wie merkwürdig all das, was ich bisher hier im dunklen Erdteil durchgemacht, mehr oder weniger mit der Goldkarawane zusammenhing! Und ich fragte mich in Verfolg dieser Gedanken - wohl mit Recht: Was wird nun weiter geschehen? Wird es Dir glücken, Ibrahim den Händen der Channeks zu entreißen und das zu verhüten, was diese grausamen Nomaden, diese[1] haßerfüllte Berber mit den anderen Gefangenen vorhaben? Und schließlich - was wird aus dem verblendeten Rastra werden, der von Verrätern umgeben ist?

Je weiter ich mich von dem alten Tempel entfernte, desto unwirklicher erschienen mir die Vorgänge der verflossenen

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/192&oldid=- (Version vom 31.7.2018)