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die Channeks und ihr Anhang absichtlich das Flußbett aufgesucht, um ihre Fährte leichter verwischen zu können. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als abermals halb auf gut Glück weiter südwestlich zu reiten. In den folgenden Tagen beschleunigten wir unseren Marsch so sehr, daß wir am Abend des vierten uns den Ausläufern einer von Osten nach Westen zu sich erstreckenden, teilweise sehr hohen felsigen Hügelkette uns näherten, in der, wie Augustus behauptete, der Berg der Quellen weiter östlich liegen müsse. Der Scheich bestritt dies und meinte, wir hätten bis zum Dschebel el Tit mindestens noch zwei Tagereisen zurückzulegen.

Wir bogen sehr bald in ein sandiges, von kahlen Gesteinmassen eingerahmtes, steil aufwärts führendes Tal ein, schlugen in dessen südlichster Ecke unser Lager auf und schickten mehrere Tireks auf die Suche nach Wasseransammlungen, deren Vorhandensein nach einem kurz vorher niedergegangenen wolkenbruchartigen Regen, so ziemlich dem einzigen, den ich in dieser Stärke in der regenarmen Sahara beobachtet habe, sehr wahrscheinlich war. Die Leute kehrten denn auch mit gefüllten Schläuchen zurück und brachten die Nachricht mit, daß sie in einem Seitentale nach Osten zu eine Herde Giraffen beobachtet hätten, die dort in aller Ruhe das spärliche Grün einiger verkümmerter Sträucher abrupften.

Ich nahm meinen Stutzen, ließ mir das Tal nochmals genauer beschreiben und wollte mich auf die Giraffen anpirschen, die ich bisher noch nicht in Freiheit gesehen hatte. Der Scheich bot mir seine Begleitung an, blieb dann aber doch im Lager, weil er seine Büchse gründlich reinigen mußte, deren Lauf verschiedene Rostflecken infolge Eindringens von Regenwasser erhalten hatte. Augustus war zu müde, um mitzukommen. Er war überhaupt recht schweigsam und in sich gekehrt, seit wir in diese Hügelkette eingedrungen waren, von der

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/179&oldid=- (Version vom 31.7.2018)