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Hilfe gebracht haben sollte. Die Nomaden nannten ihn allgemein den „Vater der Löwen“, weil er mehrere zahme Löwen stets bei sich hatte.

All diese Angaben über den Heiligen waren ganz dazu angetan, mich recht neugierig auf den seltsamen Alten zu machen, und ich nahm mir auch vor, in jedem Falle dem Tempel einen Besuch abzustatten.

Unser Ritt durch die Wüste gestaltete sich für mich durch die Begleitung der Tireks und ihres jungen Scheichs sehr angenehm und auch recht interessant. Die Tireks sind zwar nur ein kleiner, aber ein sehr wohlhabender Stamm und gehören mit zu den saubersten und intelligentesten Bewohnern des Nordrandes der Sahara. Sie sind fanatische Mohammedaner, tadellos bewaffnet und als Züchter guter Pferde bekannt. Mit den Channeks leben sie wie auch viele andere Nomadenstämme in steter Feindschaft, da dieses räuberische, längst nicht mehr reinblütige Volk zumeist durch Diebstähle und Plünderungen von Handelskarawanen sich bereichert.

Am Abend des sechsten Marschtages trafen wir auf eine größere Oase, die auch auf den Karten besserer Atlanten zu finden ist, Indenan heißt und auf der nach dem mittleren, recht stark besiedelten Teile der Sahara führenden Karawanenstraße liegt. Hier fanden wir eine Abteilung eines Beduinenstammes vor, von der wir erfuhren, daß die Channeks und ihre Verbündeten am Tage vorher sich der Oase genähert, ihr dann aber sehr eilig in großem Bogen ausgewichen wären, als sie sie besetzt fanden. Wir hatten die von uns Verfolgten mithin bis auf einen Tagemarsch etwa eingeholt, suchten nach ihrer Fährte, die noch ziemlich deutlich sich abzeichnen mußte, entdeckten sie auch und blieben nun auf dieser breiten Spur, die plötzlich scharf nach Osten abbog und uns leider sehr bald wieder in dem steinigen Flußbett des Wadi Gedem verloren ging. Ohne Zweifel hatten

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/178&oldid=- (Version vom 31.7.2018)