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Menschen betreten hatte, war zu einem Leichenfeld geworden. Doch –´noch waren die Schrecken dieses Morgens nicht zu Ende, die bereits mein Herz durch schwere Selbstvorwürfe zerfleischt und mich einer Ohnmacht ob all diesen Greuelszenen nahegebracht hatten. Plötzlich tauchten acht berittene französische Soldaten, eine der erwähnten Patrouillen zur Sicherung der Karawanenwege, hier auf, wo die überlebenden Banditen bereits im Triumph des geglückten Überfalles die Goldkisten der Kamele aufzubrechen begonnen hatten, um sich an dem Anblick der rotgelben Barren vollends berauschen zu können.

Wieder ein Kampf Mann gegen Mann! Fünf Minuten später stand nur noch der Spanier als einziger aufrecht da, Hände, Gesicht – alles mit Blut besudelt.

Plötzlich riß er sich die Kleider auf, beschaute seinen Leib, merkte und sah erst jetzt, daß eine Revolverkugel ihm in den Bauch gedrungen war. Er wußte wohl, daß diese Verwundung tödlich war, stieß jetzt einen furchtbaren Fluch aus, ging dann auf die zu einem Stapel aufgehäuften Goldkisten los, schleppte sie die wenigen Meter bis zum Nordrande des Plateaus und – stürzte sie in den durch heiße Quellen gespeisten See hinab, der einige zehn Meter unterhalb still und geheimnisvoll zwischen kahlen Felsen schlummerte.

Ich in meinem Versteck hatte die Erstarrung über all das Entsetzliche noch immer nicht abgeschüttelt. Erst als die letzte Kiste nach unten verschwand, als nun der Spanier mit wahnwitzigem Gelächter die Verwundeten abzuschlachten begann, wohl damit kein einziger je ausplaudern könnte, wo die Goldkarawane geblieben, da sprang ich auf ihn zu, bedrohte ihn mit dem Revolver, verlangte Einstellung dieser bestialischen Schlächterarbeit.

Wo dieser auf den Tod verwundete Mann auch jetzt noch die Kräfte hernahm, mir mit dem Rufe: „Ah –

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/154&oldid=- (Version vom 31.7.2018)