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Es war ganz fraglos nicht Unüberlegtheit von ihm, daß er so ohne weiteres zugab, er hätte mich anhalten und überraschenderweise gefangen nehmen wollen. Nein – dieser Mann besaß jene Aufrichtigkeit, die mit zum wahren Mute gehört. Schade, daß er mein Feind war! Obgleich mir von ihm bisher doch wirklich nur Böses widerfahren war, hatte ich nie an ihn wie an einen mir verhaßten Gegner denken können. So merkwürdig dies auch klingen mag, – in meinem Herzen fühlte ich sogar eine gewisse Zuneigung zu ihm als zu einer jener Vollnaturen, die ich stets geschätzt hatte. Ich sagte mir ja auch mit Recht, daß er mich lediglich deswegen schon in Algier hatte aus dem Wege räumen wollen, weil er in mir eben den bezahlten Spion jener drei falschen Edelleute sah, die doch ganz offenbar seine erbittertsten Feinde sein mußten und die ich längst selbst für gefährliche Verbrecher hielt.

Sollte es denn nicht möglich sein, ihn endlich über meine Person und über den harmlosen Zweck meiner Afrikareise aufzuklären?! Gab es eine bessere Gelegenheit hierzu als jetzt, wo er gezwungen war, mir ruhig zuzuhören? – Gut, ich wollte es wenigstens versuchen. Aber – viel Worte durfte ich nicht machen. Ich hatte es eilig. Die Sorge um Ibrahim war ja in mir nur noch gestiegen.

So teilte ich ihm denn in aller Kürze mit, daß ich sehr wohl wüßte, was er hier in der Sahara suche: die Goldkarawane, schilderte ihm mein Erlebnis von vorhin nahe der Oase, wie ich Ulmed Rischa und die beiden Beduinen belauscht und was ich dabei alles, auch über ihn selbst, vernommen hatte, warnte ihn nun vor dem hinterlistigen Berber und bot ihm an, sich Ibrahim und mir anzuschließen, was er ja sofort tun könne, da er doch sicherlich sein Pferd in der Nähe stehen habe.

Und der Erfolg dieser gut gemeinten Worte? – Der Mensch war so voreingenommen gegen mich, war so

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/125&oldid=- (Version vom 31.7.2018)