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Wegen des Herrn Brack mit Familie, protestantisch, der im Lupin’schen Fabrikhause in der Bleiche als Commis oder Arbeiter wohnt, wurde mit der Karthause ausgemacht, daß derselbe da verbleiben, aber sich im öffentlichen ganz den kirchlichen Gesetzen (wohl nur die Feiertage betr. !) fügen solle. –

Zum andern: Herr v. Schermar sieht am 18.7.95 vom Schloß aus unter der Burghalde einen Graben machen. Als Neuerung will er dies nicht dulden, geht hin und schickt den betr. Buben des Christian Madlener von der Bleiche von der Arbeit heim mit dem Bedeuten, er soll seinen Meister um 12 Uhr zu ihm schicken. Der kommt abends 6 Uhr übel gelaunt: Wie Herr v. Schermar seinen Leuten die Arbeit abschaffen könne. Der Graben sei auf dem Seinigen. Das gehe niemanden was an. – Die Leute seien ja nur 1 Bub gewesen; der habe höchstens 2 Stunden versäumt. Er werde es seiner (Madleners) Herrschaft melden. – Am 20. Aussprache mit Herrn Jakob v. Unold; es wird Augenschein vereinbart. Am 21. kommt Schermar zu Herrn Bürgermeister v. Unold, welcher ihm herbe Vorwürfe macht. Madlener habe sich beklagt, es sei nicht mehr zum Aushalten, v. Schermar fange mit allen Händel an u. s. w. – Das sei Verleumdung. – Nächsten Tag Augenschein. Madlener solle 3 Brücken richten. Schermar will aber überall aus dem Wald gemäß altem Vertrag von 1742. Madlener habe hier kein Recht zu einem Acker, müsse ein Mahd liegen lassen. – Die Herren v. Unold fanden später diesen Vertrag, wonach Madlener 13 Strangen unbebaut[1] lassen müsse. So bekam Herr v. Schermar endlich Recht – aber der Madlener tat was er wollte. –

Am 29. September 1795 bringen die Hawanger ihre 4 Fehlhahnen wegen den zu Eisenburg pflichtigen Äckern im dortigen Unter-Ösch. Raphael Daur behauptet, daß es Johannes Dodel dortselbst schriftlich habe, daß man ihnen 1 Schoppen Wein und 1 Vochez vorsetze. Man habe es ihnen alleweil gegeben. Es wurde ihnen 1 Glas Wein und 1 Stück Kirchweihbrot vorgesetzt. – Dafür bedankten sie sich; sie wollen 1 Schoppen (alten Maßes) und 1 Vochez. – Als sie das Glas schließlich doch ausgetrunken, forderten sie noch mehr Wein, schenkten ihn schließlich aus dem beiseite gesetzten Glas selbst ein, und als die halbe Maß geleert war, verlangten sie noch mehr; sie seien den ganzen Tag in der Stadt herumgelaufen, hätten nicht gewußt, daß Herr v. Schermar heraußen wohne. – Nächstes Jahr bekamen


  1. unbekannt, lies: unbebaut – siehe Korrektur Seite 249
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Mayr: Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1914–1918, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_der_Herrschaft_Eisenburg_Ludwig_Mayr_210.jpg&oldid=- (Version vom 14.7.2023)