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37 kr., wie sie die Zuchthausdirektion auch verlange. Auf den Rauchfang träfen höchstens 4–5 Groschen. – Dann habe Herr v. Ebertz allerdings aus einem Sumpfboden eine Bleiche gemacht und ihnen darum auch 9 fl angeboten. Aber sie seien erst jetzt einig geworden, wie sie (die Amendinger und Eisenburger) solche unter sich teilen wollten. Diese 9 fl werden jetzt und in Zukunft bezahlt (sie spuken, vermindert auf 3 fl, in den Gemeinderechnungen bis 1807). Man lasse ja so wie so ihnen alle mögliche Erleichterung. – So weit Herr v. Unold. Aus diesen und ähnlichen noch folgenden „Rebellionen“ könnte man fast glauben, daß die sonst so zahmen Leute die Frühluft des nahenden konstitutionellen Jahrhunderts witterten.

Inzwischen spielt sich nun in dieser neuen Bleiche ein allerliebster Belagerungskrieg ab (Scho. H.). Es war am 28. Juli 1783, also zu einer Jahreszeit, in welcher es auch sonst wo gern kriselt! Herr von Ebertz bleichte seine Bomasin. Und da ihm der Platz verrann, kam er auf seines lieben und getreuen Herrn Nachbars v. Unold Territorio und vermaß sich sogar, in dessen Wasser die Leinwand zu waschen, was sich dieser höchlichst verbat. Er ließ Herrn Ebertz warnen. Allein der gab nicht viel darauf. Schließlich wollte dieser den Platz abkaufen, was jener in Gnaden abschlug und dazu noch höchst übel vermerkte. So gebrauchte Herr Unold zuletzt Gewalt. Er bestellte etliche Wächter, so von ferne mit geladenem Gewehr kampierten, seine Untertanen (er war Herr auf Grünenfurth) mit Prügeln und dazu noch 2 Hexenfänger (!) Usen Bentz und Weinhardt Beck, und beordert die ganze Bande die Bleiche anzugreifen und 5 Stück Bombasin als Kriegsbeute wegzunehmen. Was auch alles geschah. 3 Stück behielt Herr v. Unold als Kriegsentschädigung, 2 wurden, je zu 20 fl berechnet, nebst 6 fl bar an die bemeldten Scharwächter als Sold verteilt. Natürlich kam die Belagerung, Erstürmung und Plünderung der Bomasinfeste als Prozeß vor den Reichs-Hofrat und dürfte hier, was leider nicht bekannt ist, im üblichen Verglich beendet worden sein. –

Wie sich der Leinwandhandel in der Bleiche weiter gestaltete, war leider nicht festzustellen. Doch scheint er anfangs geblüht zu haben. Nach einer freundlichen Mitteilung des Freiherrn v. Lupin auf Illerfeld legte der noch zu besprechende Schloßbesitzer Johann Daniel von Lupin an der Wende des Jahrhunderts auch noch eine Spinnerei an. Nach Verkauf des Schlosses an die Pflummern (1804) tritt in den Rechnungen der Gemeinde eine Großhändlersfamilie Madlener in Hs.-Nr. 34 der Bleiche auf, deren einer, Christian, schon 1796 Heiligenpfleger ist. Die Familie verkauft erst 1856 genanntes Anwesen,

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Ludwig Mayr: Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1914–1918, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_der_Herrschaft_Eisenburg_Ludwig_Mayr_201.jpg&oldid=- (Version vom 8.7.2023)