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Kleine Mitteilungen.


Der größte Kabeldampfer der Erde wird ein augenblicklich für Rechnung der englischen Telegraph Construction Co. im Bau befindliches und noch bis zum Herbst dieses Jahres zu vollendendes Schiff werden. Seine erste Aufgabe dürfte möglicherweise darin bestehen, in dem noch von keiner Leitung durchquerten Großen Ocean das erste von Japan nach China über die Samoa-Inseln nach Britisch Nordamerika führende Kabel zu versenken. Das riesige Schiff, welches bei einer Fahrgeschwindigkeit von 12 Seemeilen in der Stunde und einer großen durch das Doppelschraubensystem hervorgebrachten Gewandtheit seiner Bewegungen 8000 Tonnen Kabel aufnehmen kann, ruft die Erinnerung an einen anderen und zwar den berühmtesten Kabeldampfer der Vergangenheit wieder wach.

Es sind gerade 25 Jahre verflossen, seit der große und schnelle Kabeldampfer des Hauses Siemens Brothers, der ohne Vorbild durch das großartige Konstruktionstalent William Siemens’ entworfene „Faraday“, seine erste Fahrt von Irland nach Amerika antrat. Auch der „Faraday“ war ein mächtiges 5000 Tonnen großes Fahrzeug und einer der ersten Doppelschraubendampfer, die das Meer gefurcht haben. Seine schöne und zuverlässige Einrichtung diente den Engländern zum Vorbild ihrer sämtlichen späteren Kabelschiffe und gleichzeitig zum Gegenstand des Neides, der bei unseren englischen Vettern von jeher durch jeden nautischen Fortschritt, den Deutschland erreicht hat, im höchsten Maße erregt worden ist. Das krasseste Beispiel dieser Mißgunst war die bei der ersten Kabellegung des „Faraday“ durch englische Kabelmeldungen produzierte und durch englische Blätter verbreitete Nachricht, der Kabeldampfer sei bei Neufundland zwischen Eisbergen zerdrückt und mit Mann und Maus zu Grunde gegangen. Werner Siemens, als der älteste Chef des Hauses, erhielt diese Nachricht in dem Augenblick, als er sich in die Akademie der Wissenschaften begab, um als neuerwähltes Mitglied dieser hohen Körperschaft seine Antrittsrede zu halten. Aber nur die vertrautesten Freunde sahen ihm während der Feier seine Erregung an, die sich bald als grundlos erwies; der „Faraday“ kehrte wohlbehalten zurück und hat noch glücklich sechs große Kabellegungen über den Atlantischen Ocean vollführt.

Bw.

Die photographische Wirkung des Lichtes der Glühwürmchen wurde durch Versuche, die in Kyoto in Japan angestellt wurden, festgestellt und die Eigenschaften dieses Lichtes geprüft. Etwa 300 bis 1000 Glühwürmchen, die dort sehr zahlreich vorkommen, wurden in einer kleinen flachen Schachtel zusammengepfercht, in welcher die Glühwürmer durch ein Hanfnetz am Wegfliegen verhindert wurden. Die Schachtel enthielt ferner eine photographische Trockenplatte, die in schwarzes Papier eingewickelt war. Diese wurde stets durch das Licht der Glühwürmchen beeinflußt. Bei weiteren Versuchen zeigte es sich, daß das Licht der Thiere Strahlen enthielt, die durch Karton, Holz etc. hindurchgehen können, also den Röntgenstrahlen entsprechen.

Pinselreißfeder nennt sich ein neuer Universalapparat, welcher nicht nur für Berufszeichner, Maler, Lithographen, Architekten und Techniker den allergrößten Wert besitzt, sondern auch für alle Liebhaberkünstler und Zeichenfreunde. Die Vorteile der neuen Pinselreißfeder gegenüber der sonst üblichen Reißfeder sind ganz außerordentliche: sie ergiebt Linien von der allergrößten Feinheit bis zur Stärke von 1½ cm, ebenso kann man Punkt- und Strichlinien, sogar Wellenlinien, ferner zwei-, drei- und vierfache Zierlinien ein- und mehrfarbig ziehen – ohne je absetzen zu müssen. Die Feder versagt während des Liniierens auch bei den breitesten Linien niemals, die Füllung an Tusche funktioniert stets tadellos und sparsam, die Handhabung ist ungemein einfach, dabei interessant und die Arbeiten werden durchaus peinlich sauber und überaus klar und präcis. Sie gestattet ferner jederlei Anwendung in gleich vielseitiger Weise wie auf Papier, auf Holz, Glas, Metall, Leder, Stein etc. Im übrigen aber erfüllt sie alle Zwecke jeder gewöhnlichen Reiß- und Zeichenfeder, nur mit dem willkommenen Unterschied, daß sie bedeutend länger Farbe giebt. Die Konstruktion des Mechanismus ist ebenso einfach wie dauerhaft, und es darf daher die Pinselreißfeder, die wohl in fast allen Schreib- und Zeichenutensilienhandlungen zu haben ist, als ein durchaus brauchbarer Apparat bezeichnet werden.

Herbstkränze als Zimmer- oder Gräberschmuck. Das Laub der Blutbuche, das sich im Herbste lederartig färbt, giebt in Verbindung mit einigen dazwischen gebundenen Koniferenzweigen einen haltbaren Schmuck, der auch Wind und Wetter längere Zeit Trotz bietet. Die Blätter werden für sich einzeln zwischen Löschpapier gut getrocknet, darauf mit farblosem Lack bestrichen und endlich mit einem feinen Blumendraht versehen. Aus dickem Draht wird die Form des Kranzes zurechtgebogen, und die Blätter nun so auf dem Draht befestigt, daß je ein Blatt seitlich steht, während ein drittes als Deckblatt in der Mitte liegt. Die Koniferenzweige, die man dazwischen bindet, müssen feinnadelig und klein sein, man bronziert sie silberfarben und verwendet sie nur in geringer Menge, da sie nur zur Belebung der lederfarbenen Buchenkränze dienen sollen.

E.

Um Leder sehr effektvoll zu vergolden, nehme man nicht Blattgold, sondern Blattsilber und gebe diesem einen Ueberzug von goldgelbem Lackfirnis. Lederschnittarbeiten, Ledermalereien etc., deren Muster man teilweise gern metallisch glänzend hervorhebt, nehmen sich, in dieser Weise ausgeführt, äußerst prächtig aus. Die betreffenden Figuren oder Teilflächen werden zuerst angefeuchtet, nach dem Trocknen mit starker Hausenblasenlösung grundiert und hiernach mit einem Auftrag von frisch zu Schnee geschlagenem und wieder abgestandenem Eiweiß versehen. Noch vor dem Trocknen desselben legt man das Blattsilber vorsichtig mit einem breiten Pinsel auf, tupft es mit Watte an und malt nun den Lackfirnis darüber. Letzterer kann übrigens auch anders als goldig gefärbt sein, z. B. grün, blau, rot etc. Da der Lack schön lasierend ist, wirkt das Silber durch die Farben hindurch und verleiht ihnen den gewünschten eigenartigen Metallglanz.

Verwertung unreifer Weintrauben. Die Besitzer von Weinstöcken werden noch oft die traurige Erfahrung machen, daß manche Trauben, besonders an Hausspalieren, nicht reifen und zum Genuß unbrauchbar bleiben. In solchen Fällen ist die Verwertung der unreifen Trauben zu einem trefflichen Gelee sehr praktisch. Man wäscht die Beeren ab, entstielt sie und kocht sie mit wenig Wasser weich, worauf man den Saft filtriert und wiegt. Da der Saft sehr säuerlich ist, rechnet man auf jedes Liter Saft 1 kg besten Hutzucker. Hiermit kocht man den Saft unter fleißigem Schäumen auf starkem Feuer so lange ein, bis er, dick und breit, in schweren Tropfen vom Löffel fällt und auf einer Porzellanplatte rasch erstarrt. Man stellt passende Gläser vorher in warmes Wasser an eine heiße Herdstelle, so daß die Gläser leicht erhitzt sind, wenn man das Gelee einfüllt, was in möglichst heißem Zustande geschehen muß. – Da Gelee aus unreifen Trauben meist nicht ganz klar wird, ist es ratsam, es mit etwas Cochenille zu färben. Die Gläser werden mit Pergamentpapier gut verbunden und luftig aufbewahrt. – Einfacher ist die Verwertung unreifer Weintrauben zu einem dem bekannten rheinischen Apfelkraut ähnlichen Erzeugnis. Die abgebeerten Trauben werden mit etwas Wasser ausgekocht, durch ein feines Sieb gegossen und, mit 300 g Zucker auf jedes Liter Saft gerechnet, zu dickem Sirup eingekocht, der sich, in kleine Porzellankruken gefüllt und darin gut verbunden, ausgezeichnet hält. – Endlich kocht man aus den unreifen Weinbeeren eine treffliche Suppe. Ebenso wie zum Gelee und Sirup werden die Beeren erst in Wasser ausgekocht und durchgeseiht. Den erhaltenen Saft würzt man mit Citronensaft und süßt ihn genügend, worauf man in ihm Grieß oder feiner noch Sago weich kocht, so daß man eine sämige Suppe erhält. Man zieht diese mit einem Ei ab und giebt zu ihr kleine, in Butter und Zucker geröstete Brotstückchen oder kleine Biskuits.

Um Kattunkleider und Kattunschürzen zu reinigen, lasse man Weizenkleie, in ein Leinensäckchen gefüllt, in Wasser tüchtig aufkochen und wasche hierin die Kleider und Schürzen einmal ohne jede Seife kräftig durch, sodann wiederhole man das Waschen in einer neuen Abkochung, spüle den Stoff in kaltem Wasser nach, ringe ihn aus und hänge ihn an einem schattigen Ort zum Trocknen auf. Sollen Kattunkleider gestärkt werden, so empfiehlt es sich, sie nach dem Stärken einmal flüchtig durch kaltes Wasser zu ziehen; dadurch wird der Stärkeüberschuß entfernt und Stärkeflecken, wie sie sonst fast unvermeidlich sind, kommen nicht mehr vor.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 612_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0612_d.jpg&oldid=- (Version vom 2.4.2021)