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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)


Inhalt.
Seite
Schloß Josephsthal. Roman von Marie Bernhard (3. Fortsetzung) 550
Otto von Bismarcks Lebensgang. Mit Bildnissen und Ansichten seiner Heimstätten (Anfang) 559
Flügellahm. Erzählung von Hans Arnold (Schluß) 569

Blätter und Blüten: Die Trauerfeier in Friedrichsruh. (Zu den Bildern S. 553, 557, 578, 579 und 580.) S. 578. – „Requiem.“ (Zu dem Bilde S. 549.) S. 579. – Die deutsche Studentenschaft bei Bismarck in Kissingen 1890. (Zu dem Bilde S. 573.) S. 579. – Elektrische Kirchenglocken. S. 580. – Ist Feueranzünden beim Gewitter nützlich oder schädlich? S. 580. – Bitte um Fahrstühle. S. 580.

Illustrationen: „Requiem.“ Von Gabriel Max. S. 549. – Vor dem Parkthor von Friedrichsruh am Morgen des 31. Juli. Von W. Werner. S. 553. – Das Ordnen der Trauerkränze im Schloßhof von Friedrichsruh. Von W. Werner. S. 557. – Abbildungen zu dem Artikel „Otto von Bismarcks Lebensgang“. Initiale. S. 559. Das Geburts- und das Wohnzimmer des Fürsten Bismarck in Schönhausen. S. 560. Die Eltern Bismarcks: Luise Wilhelmine v. Bismarck, geb. Menken. Karl Wilhelm Ferd. v. Bismarck. Otto v. Bismarck im 11. Lebensjahre. S. 561. Das Geburtshaus des Fürsten Bismarck in Schönhausen. Bismarcks Wohnung in Göttingen. Otto v. Bismarck im Jahre 1834. S. 562. Otto v. Bismarck und seine Gemahlin im Jahre 1849. Otto v. Bismarck als Bundestagsgesandter. S. 563. Bismarck im Jahre 1870 vor der Kriegserklärung. Das Reichskanzlerpalais in Berlin. S. 564. Das Schloß zu Friedrichsruh von der Park- und der Straßenseite. S. 565. Das Schloß Varzin, vom Park aus gesehen. Das Bismarckmuseum in Schönhausen. S. 566. Aumühle bei Friedrichsruh. S. 567. Ständchen vor der Terrasse in Friedrichsruh. S. 568. – Die deutsche Studentenschaft bei Bismarck in Kissingen 1890. S. 573. – Fürst Bismarck an seinem Arbeitstisch in Friedrichsruh. S. 577. – Das Einliefern der Kränze. Von Willy Werner. S. 578. – Vor dem Schloßpark in Friedrichsruh. S. 579. – Die Hirschgruppe im Park von Friedrichsruh. S. 580.

Hierzu Kunstbeilage XVIII: „Abendfrieden“. Von A. Hooff.




Kleine Mitteilungen.


Ein Denkmal für Ludwig Steub. Unter den Dichtern und Schriftstellern, die vor einem Menschenalter als wanderfrohe Pfadfinder in die entlegene Herrlichkeit der deutschen Alpenwelt eindrangen und mit begeisterndem Wort das von ihnen erstmals Geschaute zu schildern verstanden, genießt der am 16. März 1888 in München verstorbene Ludwig Steub einen unvergänglichen Ruhm. Seine ausgezeichneten Reiseschilderungen „Drei Sommer in Tirol“ und „Herbsttage in Tirol“, welche wissenschaftliche Belehrung mit poetischer Anregung in ansprechendster Weise vereinen, haben ungezählten Tausenden den Weg zu den schönsten „Sommerfrischen“ gewiesen, welche er erst entdeckte. Ludwig Steub zählte aber auch in seiner Jugend zu den poetischen Vorkämpfern des deutschen Einheitsgedankens, wovon sein Roman „Deutsche Träume“ ein anziehendes Spiegelbild bietet. Die Mehrzahl seiner Erzählungen, von denen „Der schwarze Gast“ und „Die Rose von Sewi“ besondere Beliebtheit errangen, spielen in der von ihm so innig geliebten Bergwelt. Steub stammte aus Aichbach in Oberbayern. Auf dem Boden des Tiroler Landes soll nun Ludwig Steub ein einfaches, aber würdiges Denkmal erstehen. Geplant ist dasselbe in Form eines Kolossalporträts, das aus der mächtigen Felswand des Mühlenbühels bei Brixlegg herausgearbeitet werden soll. Ein Teil der dazu erforderlichen Mittel ist bereits von Verehrern Steubs beigesteuert worden, das Komitee erläßt aber einen neuen Aufruf um weitere Gaben. Beiträge sind an die „Bayerische Handelsbank“ (München, Maffeistraße) zu senden.


Eine Fahrkartendruckmaschine. Aus Amerika kommt eine Fahrkartendruckmaschine, welche voraussichtlich eine Zukunft haben wird. Bei dem gegenwärtigen Verfahren werden die vorher fertiggestellten Fahrkarten in mehr oder weniger großen Schränken aufbewahrt, aus denen der Beamte die gewünschte Fahrkarte herausholt und sie dann unter Zuhilfenahme eines geeigneten Apparates mit dem Tagesstempel versieht. Große Stationen haben Schränke mit Tausenden von Gefächern, da in der Regel für jede Klasse und außerdem für die verschiedenen Arten von Karten im Verkehr mit jeder Station je ein Gefach erforderlich ist. Die Druckmaschine arbeitet mit einfacheren Mitteln. Aus einem ihr zugeführten langen Kartonstreifen und mit Hilfe einiger Handgriffe macht sie vor den Augen des Reisenden die bestellte Karte im Nu fix und fertig, eine Fahrkarte, versehen mit dem Namen der Abgangs- und Zielstation, mit Angabe der Klasse, des Preises, der Kontrollnummer und des Tages der Ausgabe. Gleichzeitig kontrolliert die Maschine den sie bedienenden Beamten, indem sie über die verausgabten Karten und die vereinnahmten Gelder in sinnreicher Weise Buch führt. Dem Aeußereu nach macht die Maschine den Eindruck eines dreifachen horizontalen Rades, auf dessen Rande die zu bedienenden Stationen und die Fahrpreise verzeichnet sind. Wünscht nun jemand eine Karte, so wird der betreffende Stationsname bis zu einem feststehenden Zeiger gedreht, der Beamte drückt auf einen Knopf und die Karte kommt fertig heraus.

Immerhin kann diese Maschine nur eine beschränkte Verwendung finden. In Paris ist eine solche für den Vorortverkehr des Nordbahnhofs thätig. Für weite Strecken aber mit verschiedenen der Benutzung freigegebenen Bahnwegen wird das bisherige System wohl schwerlich entbehrt werden können.


Sammetmosaiken. Diese noch wenig angewandte Arbeit verdient ein großes Interesse seitens unserer Damen, denn sie stellt nicht nur etwas wirklich Apartes dar, sondern ist auch von einem eigenartigen Reiz, ganz abgesehen davon, daß ihre Herstellung nur geringe Kosten verursacht. Hat man nicht selbst Sammetreste – möglichst in mehreren Farben – zur Verfügung, so bekommt man solche billig in jedem Modewaren- oder Putzgeschäft zu kaufen. Verwenden lassen sich füglich alle Farben, wenn sie nur gut harmonieren, und was die Größe der erforderlichen Reste anbelangt, so braucht man darüber nicht in Verlegenheit zu sein: es soll ja eben die Sammetmosaik eine Arbeit werden, bei der jeder Rest, jedes kleinste Stück Wert und Bedeutung erlangt. Darauf beruht ja eben die „Kunst“ dieser Arbeit, daß man das Muster aus vielen Teilen zusammensetzt und so mit geringen Mitteln etwas Schönes und Geschmackvolles zuwege bringt. Eine Vorzeichnung ist freilich erforderlich, und diese richtet sich ganz nach dem Zweck und der Größe des Gegenstandes, den man mit Sammetmosaik verzieren will.

Um nur einige derselben zu erwähnen, nennen wir Fußbänkchen, Fenstermäntel, Wandbehänge, Decken, Bilderrahmen, Mappendeckel, Bucheinbände, Kissen und dergleichen. Gleichwie bei der Tuchmosaik kann man das Muster nur aus einfachen, geometrischen Motiven aufbauen, also entweder Vierecke, Dreiecke etc. aus den Sammetstücken ausschneiden und zu Sternfiguren etc. aneinandernähen, oder man kann wirklich künstlerisch verfahren und allerhand Gebilde, Blumenzweige, stilisierte Motive, ornamentale Flachfiguren etc. zur Darstellung bringen. Der guten deutlichen Wirkung wegen dürfen allerdings die Einzelteile derartiger komplizierter Muster nicht allzu klein und detailliert gehalten sein, man müßte denn die einzelnen Stücke nicht, wie bei der Tuchmosaik üblich, rückseits mit Steppstichen zusammennähen, sondern auf einen Grundstoff, den man im Rahmen einspannt, aufnähen oder aufkleben. Im ersteren Fall hätte man den Sammet nach Vollendung der ganzen Arbeit mit der Rückseite über ein heißes Plätteisen zu ziehen und dadurch die Nahtleisten seitlich fest anzudrücken, im letzteren Fall müßte man die Nähte resp. Konturen der einzelnen Figuren oder Felder mit Stickstichen oder mit Schnürchen etc. verdecken, wodurch die Arbeit sich sehr oft nur vorteilhafter zur Geltung bringen würde. Um sehr kleine Details, Adern etc. zu markieren, wendet man ebenfalls Stickerei oder den Brennstift oder Bronzemalerei an. Anstatt des immerhin sehr mühevollen Aufnähens läßt sich, wie oben gesagt, auch ein Aufkleben von Sammetstücken auf eine passende Stoff- oder Papierunterlage vornehmen und gerade hierbei auch der kleinste Abfall mit verwerten. Ein Geheimnis freilich spielt dabei eine wichtige Rolle: beim Zuschneiden sehr kleiner Teile franst Sammet aus; man klebt ihn daher zuvor auf festes Seidenpapier; ohnedem ist eine tadellose Arbeit mit gleichmäßiger Fläche und deutlich erkennbarem Muster ganz unmöglich.


Orientalischer Mohn. Es sieht gar schön aus, wenn das wogende Getreidefeld von roten Mohnblumen durchzogen ist. Die glänzenden Farben des Mohns haben uns schon längst bewogen, ihn als Gartenpflanze, wenn auch in anderen Formen, einzubürgern. Es giebt weißen Mohn, gelben Mohn und roten Mohn in allen Schattierungen, einfach und mit gefüllten Blumen, aber was ist unser gewöhnlicher Mohn gegen seinen orientalischen Vetter? Er kann sich kaum neben ihm sehen lassen, seine Gestalt und seine Blumen erscheinen winzig bei diesem Riesen.

Der orientalische Mohn ist eine Modeblume. Wir finden ihn auf den Hüten unserer Damen in den verschiedensten Stellungen künstlich nachgebildet, aber überall in imponierender Größe. Der orientalische Mohn hat auch noch etwas anderes vor unserem Mohn voraus. Er ist ausdauernd und kommt in jedem Jahre wieder.

Man kann sich sehr leicht einige orientalische Mohnstöcke im Garten pflanzen, wenn man im Herbst daran denkt und sich von den langen, ungeschliffenen Wurzeln kauft. Im Frühjahr ist das Anwachsen nicht so sicher. Die im Herbst gepflanzten Stöcke bringen schon im folgenden Jahre prächtige Blumen, die, mit langem, oft meterlangem Stiel geschnitten, herrlich für die Ausschmückung des Zimmers geeignet sind. Auf sonnigem Stande, bei nahrhaftem Boden und zeitweiliger Düngung im Herbste vergrößern sich die Stauden von Jahr zu Jahr und bilden, wenn man beispielsweise den orientalischen Mohn im Park vor dem Gebüsch auspflanzt, mit der Zeit prächtige Blüteninseln auf grünem Rasen.


Glimmbilder bereiten in fröhlichen Kreisen viel Vergnügen und gestatten mancherlei hübschen Scherz. Man kann sie ganz leicht selbst herstellen, wenn man auf ein Stück weißes Papier mit einer Lösung von 40 Teilen Salpeter und 20 Teilen Gummiarabikum in 40 Teilen warmem Wasser mittels Schreibfeder die Umrisse eines Bildes zeichnet oder eine Schrift etc.; nur müssen die Linien sämtlich zusammenhängen, eine derselben muß auch bis an den Rand des Papieres gehen und dortselbst mit einem feinen Bleistiftstrich markiert werden. Hält man nun ein brennendes Zündholz an diese Stelle, so glimmt sofort die Linie auf dem Papiere weiter und das vorher ganz unsichtbare Bild kommt schließlich „versengt“ zum Vorschein. Die kleine Spielerei ist keineswegs gefährlich.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 548_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0548_d.jpg&oldid=- (Version vom 28.3.2022)