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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)


Inhalt.
Seite
Schloß Josephsthal. Roman von Marie Bernhard (Anfang) 453
Die Puppen- und Trachtenausstellung in Neuwied. Von Moritz Schäfer.
Mit Illustrationen nach Originalaufnahmen des Hofphotographen Karl Schipper-Wiesbaden

460
Der Kampf gegen den „Schwammspinner“ in Massachusetts. Von Professor Dr. Pabst. Mit Abbildungen
462
Marine-Erinnerungen. Von Wilhelm Jordan 464
Sommer im Korn. Gedicht von F. Vochazer. Mit Abbildung 468
Verhütung der Nervosität. Von Nervenarzt Dr. Otto Dornblüth 468
Eine neue Erklärung der Marskanäle 471
Die arme Kleine. Eine Familiengeschichte von Marie von Ebner-Eschenbach (8. Fortsetzung) 472
Das Schweizerische Landesmuseum in Zürich. Mit Abbildungen 481
Blätter und Blüten: Indischer Gaukler. Von Dr. K. Boeck (Mit Abbildung.) S. 483. – Gerettet. (Zu dem Bilde S. 456 und 457.) S. 483. – Ueberrascht. (Zu dem Bilde S. 465.) S. 484. – Die Heimkehr des Vaters. (Zu dem Bilde S. 469.) S. 484. – Im Märchenbanne. (Zu dem Bilde S. 473.) S. 484. – Urson, von Wölfen angegriffen. (Zu dem Bilde S. 477.) S. 484.
Illustrationen: Carmen Sylva. S. 453. – Gerettet. Von R. F. Curry. S. 456 und 457. – Abbildungen zu dem Artikel „Die Puppen- und Trachtenausstelluug zu Neuwied“. Von Karl Schipper-Wiesbaden. Initiale. S. 460. Bojarenpaar, dahinter Sekretär mit Frau. Altrumänische Musiker. Französische Hochzeit unter dem „Direktorium“. S. 461. Deutsche Trachten: Mann mit Gugel und Schecke. Schellentracht. Zaddeltracht. S. 462. – Abbildungen zu dem Artikel „Der Kampf gegen den ‚Schwammspinner‘ in Massachusetts“. Schwammspinner. (Männchen.) Schwammspinner. (Weibchen.) Puppe und Raupe des Schwammspinners. S. 463. – Ueberrascht. Von H. Vogler. S. 465. – Sommer im Korn. S. 468. – Die Heimkehr des Vaters. Von A. Guillou. S. 469. – Im Märchenbanne. Von E. Adan. S. 473. – Urson, von Wölfen angegriffen. Von F. Specht. S. 477. – Das Schweizerische Landesmuseum in Zürich. S. 481. Gruppe aus dem Festzug in Zürich: Leute aus Evolena in Wallis auf der Alpfahrt. S. 482. – Ein indischer Gaukler. Von Dr. K. Boeck. S. 483. – Regenwetter. Von E. Unger. S. 484.
Hierzu Kunstbeilage XV: „Hurra, am Ziel!“ Von O. Gräf.




Kleine Mitteilungen.


Die deutsche Turnwelt konnte am 10. Juni den siebzigsten Geburtstag eines Mannes begehen, der sich um die Förderung und Hebung des Turnens namentlich im deutschen Süden ganz wesentliche Verdienste erworben hat. Im Jahre 1828 wurde an diesem Tage zu Bürg a. K. in Württemberg Otto Heinrich Jäger geboren, als Sohn eines um die schwäbische Geschichtsforschung verdienten Pfarrers. Schon als Tübinger Student war Jäger ein Führer der schwäbischen Turnerschaft, und mit einer Preisarbeit über die Gymnastik der Hellenen errang er den Doktorgrad. Diese Untersuchungen über die hervorragende Bedeutung des Turnens für die leibliche und geistige Bildung des ersten Kulturvolks der Alten Welt wurden zur Grundlage für eine reformatorische Thätigkeit, in welcher Jäger fortan die Hauptaufgabe seines Lebens erblickte. Nach dem Vorbild der „hellenischen Turnerei“ suchte er das deutsche Turnen zu läutern, zu vereinfachen und zu entwickeln. Mit Erfolg befürwortete er die Uebungen mit dem Eisenstab, die Fußgymnastik in Marsch, Lauf und Sprung im Gegensatz zu einer einseitigen Pflege des Turnens an den Geräten. Konnte es ihm bei dem Eifer, mit welchem er seine Ideen in Wort und Schrift, in der „Neuen Turnschule“, den „Bergpredigten“, verfocht, an Widerspruch auch in Turnerkreisen nicht fehlen, so fanden seine Bestrebungen, dem Turnen im Schuluntericht eine seiner Bedeutung entsprechende Berücksichtigung zu erkämpfen, allgemeine Anerkennung. Sein Heimatland bot ihm Gelegenheit, im Geiste seiner Ideen auf breiter Basis auch praktisch zu wirken. Nachdem er sich 1852 in Tübingen als Privatdocent für Pädagogik, Philosophie und Philologie habilitiert hatte, war er schon 1854 einem Rufe als Turnlehrer an die Kantonalschule in Zürich gefolgt, wo er von 1857 an wieder als Professor der Pädagogik und praktischen Philosophie wirkte. Da wurde er Anfang 1862 als erster Hauptlehrer an die neugegründete Turnlehrerbildungsanstalt nach Stuttgart berufen, zu deren Vorstand er später ernannt ward. Bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1890 blieb er in dieser Stellung. Gegenwärtig lebt er in Nymphenburg bei München, noch immer die Feder führend mit ungebrochener Begeisterung für das Ideal einer Neuschöpfung des gesamten Jugenderziehungswesens im Geiste der Harmonie zwischen den leiblichen und geistigen Lebenselementen, wie sie bei den Griechen bestand.

Die Lotosblume. In der Benennnng der Pflanzen herrschte von je her eine große Verwirrung: das zeigt uns auch der Name Lotos, an den sich so viele Sagen und Mythen knüpfen. Zu verschiedenen Zeiten wurden mit ihm verschiedene Pflanzen bezeichnet. Die Griechen benannten mit ihm einige Gewächse, deren süße Früchte als Nahrung dienten. In Aegypten und Indien bezeichnet dagegen der Name einige prächtige Wasserrosen. Die berühmteste unter ihnen ist die indische Lotosblume (Nelumbium speciosum), die von den Hindus verehrt und förmlich angebetet wird. Auf einem Lotos soll ja der Weltenschöpfer ruhen, und die Blume selbst gilt den Indiern als ein Sinnbild der Erde. Bei uns trifft man die heilige Lotosblume nur in größeren Herrschaftshäusern und botanischen Gärten an, denn sie ist neben der Victoria regia die königlichste unter den Wasserrosen und verlangt viel Raum und große Wärme zum Gedeihen. Während bei Victoria regia Blätter und Blumen auf dem Wasser schwimmen, treibt der Lotos aus einem kriechenden Stamme lange, rohrartige, bis 2 m hohe Blattstiele, auf denen die kreisrunden, in der Mitte vertieften, mit einem wachsartigen blauen Hauch überzogenen Blätter sich befinden. Die Blüten stehen ebenfalls auf mächtigen Stielen, überragen ein wenig die Blätter, sind von wunderbarer Form und Farbenpracht und strömen einen köstlichen Wohlgeruch aus. Die Früchte des Nelumbium speciosum bilden Samenkörner von der Größe einer Eichel; sie werden von den Eingeborenen als Nahrungsmittel verwendet. Man hat gegenwärtig eine ganze Anzahl herrlicher Varietäten dieser Pflanze gezüchtet, unter welchen namentlich eine Abart, Nelumbium roseum plenum, die in den Gewächshäusern des Neuen Palais in Darmstadt letzten Sommer gezogen wurde, hervorzuheben ist. L. Dittmann.     

Weiße und elfenbeinfarbige Sommerkleider zu reinigen. Die leichten weißen Sommerkleider aus Wollstoff lassen sich auf trockenem Wege ganz vortrefflich reinigen. Anfänglich, wenn sie nur ganz leicht angeschmutzt sind, ist Kartoffelmehl das beste Säuberungsmittel. Man erhitzt das Kartoffelmehl und wäscht förmlich das Kleid darin durch, hängt es dann ins Freie und klopft und bürstet es so lange, bis alles Mehl entfernt ist. Sind aber die Kleider schon mehreremal auf diese Weise gereinigt, so genügt allmählich das Kartoffelmehl nicht mehr, um eine vollständige Auffrischung zu erreichen; dann sind Abfälle weißen Glacéleders, die man billig in jeder Handschuhfabrik erstehen kann, ein vorzügliches Mittel zum Säubern. Man zieht dazu das Kleid über ein sauberes Bügelbrett oder über einen passenden, mit reinem Tuch bedeckten Tisch und reibt mit dem zusammengeballten Lederstückchen das Kleid gleichmäßig ab, die schmutzigen Stücke durch reine stets ersetzend. Dann taucht man eine tadellos saubere Bürste in heißes Kartoffelmehl und bürstet das Kleid damit nach.

Man kann, wenn man die Reinigung der hellen Kleider rechtzeitig vornimmt, diese den ganzen Sommer tragen, ohne sie in die chemische Waschanstalt schicken zu müssen.L. H.     

Praktische Winke für den Geflügeleinkauf. Jungen Hausmüttern pflegt der Einkauf des verschiedenen Geflügels manche Verlegenheit und oftmaligen „Reinfall“ auf alte Tiere an Stelle junger Exemplare zu bereiten, so daß einige kurze Winke für den Geflügeleinkauf wohl angebracht erscheinen. Wo es irgend angeht, sollte die Hausfrau lebendes Geflügel kaufen, sie kann dann sicher sein, gesunde Tiere zu erhalten, während es bei geschlachtetem Geflügel gar nicht zu den ausgeschlossenen Dingen gehört, daß auch an Krankheit eingegangene Tiere in den Handel gebracht werden, denen die Schlachtwunde nach dem Tode beigebracht wurde. Beim Einkauf lebenden Geflügels achte die Hausfrau darauf, daß gesunde Tiere helle, glänzende Augen ohne kahle Ringe haben, daß ihr Gefieder glatt anliegt und kein zerzaustes Aussehen zeigt, daß die Bewegungen lebhaft sind und der Kamm lebhaft rot aussieht. – Kauft man dagegen geschlachtetes Gefieder, so muß die Tötungswunde vor allem aufmerksam untersucht werden, klafft sie nicht mit ihren Rändern nach außen, so sehe man vom Einkauf ab. Der Schnabel der Tiere darf nicht verfärbt, die Haut muß weiß und das Fleisch muß kernig sein: zeigt der Schnabel eine grauweiße, die Haut dagegen ein bläuliches Aussehen und eine schleimige Beschaffenheit, so sollte selbst bei billigstem Preise, der bei solchen Tieren meist als Köder gebraucht wird, keine Hausfrau solch Geflügel kaufen. – Außer auf die Kennzeichen der Gesundheit muß die Hausmutter auch Rücksicht auf das Alter der Tiere nehmen; junges Geflügel ist gebraten, mittelaltes gedünstet, altes aber gekocht zuzubereiten. – Sichere Kennzeichen der Jugend der Tiere sind leicht einzubiegende Brustknochen, Zartheit und Weiße der Haut, Schlankheit des Körperbaus und heller Schnabel, sowie helle Beinhaut. Alte Tiere – nur der Puter macht eine Ausnahme – haben immer eine dunkle und sehr harte Hornhaut an den Beinen. Bei dem fetten Geflügel, wie Ente und Gans, ist vor allem die Zartheit der Brusthaut ein sicheres Kennzeichen; gelingt es ohne Schwierigkeit, einen Stecknadelknopf durch die Brusthaut zu drücken, so kann man ihrer Jugend sicher sein. Bei Kenntnis dieser einfachen Kennzeichen dürfte es gewissenlosen Händlern schwer werden, schlechte Ware an die Käuferin zu bringen.

Obstkuchen, der sich tagelang frisch erhält. 3 große Eier, 3 Eier schwer feingesiebter Zucker, 2 Eier schwer Mehl, 1 Ei schwer frische Butter. Eigelb und Zucker werden 1/4 Stunde lang tüchtig gerührt, darauf der Schnee der Eier dazu gegeben, stark weiter gerührt, bis der Teig wieder dick ist. Dann wird langsam das Mehl darunter gesiebt, und zuletzt die zerschmolzene Butter hineingerührt. Die Butter darf nicht mehr heiß sein. Nun füllt man die Masse in eine mit Butter gestrichene und gut ausgestreute Springform, belegt den Teig rasch, je nach der Jahreszeit, mit Kirschen, Zwetschen oder saftigen Apfelschnitzen und backt die Torte bei mäßiger Hitze schön goldbraun. Der Teig ist so leicht, daß das Obst während des Backens darin versinkt und infolgedessen sehr schmackhaft bleibt. Die Torte sollte erst am folgenden Tag gegessen werden, da sich dann der Saft der Früchte dem ganzen Teig mitgeteilt haben wird. B.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 452_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0452_d.jpg&oldid=- (Version vom 15.6.2021)