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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)

Abart einer großen gefleckten Katze aufzuweisen; in Amerika tritt an ihre Stelle der Jaguar. Besonderes Interesse haben für uns die mittelasiatischen Panther, weil sie dem kälteren Klima entsprechend ein besonders dichtes und schönes Pelzwerk tragen. Durch Herrn Karl Hagenbeck hat der Berliner Zoologische Garten kürzlich einen sehr interessanten Panther erhalten, der aus den nördlichsten an Transkaspien stoßenden Gebieten von Persien stammt. Er ist ein prächtiges Tier, unbändig wild und von hervorragender Schönheit. Viele Tage lang verbarg er sich in dem Stroh, welches man in seinen Käsig gelegt hatte, und nur ein dumpfes Knurren verriet dem neugierigen Besucher seine Anwesenheit. Wurde ihm die Aufmerksamkeit der Störenfriede allzu lästig, so fuhr er mit gewaltigem Sprunge, die Zähne fletschend, gegen das Gitter, das er aber sofort wieder verließ, sich in sein Versteck zurückziehend. Damit meine Frau ihn im Bilde festhalten konnte, wurde ihm das schützende Stroh entzogen, und nunmehr sprang er auf den im Zwinger stehenden Baum, auf welchem er regungslos verharrte.

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Der kaspische Panther im Berliner Zoologischen Garten.
Nach dem Leben gezeichnet von Anna Matschie-Held.

Nur das Spiel seiner Schwanzspitze und die hin und her rollenden Augen zeigten seine gespannte Aufmerksamkeit. Er ist isabellgrau gefärbt mit einem Stich ins Rötliche, hat die Gestalt eines stämmigen Panthers, unterscheidet sich aber von seinen Gattungsverwandten durch das dicke Haarkleid, den langen Hinterkopf und den ungeheuer starken Nacken ebenso wie durch den auffallend langen kräftigen Schwanz, der besonders dicht behaart ist. – Wie weit dieser Panther im südwestlichen Asien verbreitet ist, darüber haben wir keine Mitteilungen. Als neulich mein Freund Büchner, der Verwalter der Säugetiersammlung im Petersburger Museum, mit Dr. Heck, dem Direktor des Berliner Zoologischen Gartens, und mir diesen Panther besichtigte, begrüßte er in ihm einen alten Bekannten. So wie er sehen alle Panther im östlichen Kaukasus aus, und damit ist der Beweis gebracht dafür, daß unser kaspischer Panther auch auf europäischem Boden gefunden wird. Wahrscheinlich kommt er an geeigneten Stellen überall in den zum Aralsee und Balkaschsee abwässernden Gebieten vor. Ich habe über seine Lebensweise nur wenig bisher in Erfahruug bringen können; er wird wohl ebenso wie alle anderen Leoparden als kühner furchtloser Räuber jede Beute, die er bezwingen kann, zu erjagen suchen und namentlich unter den Viehherden der Kirgisen zuweilen gehörig aufräumen. Wenn ich die Worte „Leopard“ und „Panther“ für diese großen Fleckenkatzen gemischt gebrauchte, so weiß ich sehr wohl, daß ich eigentlich zwei verschiedene Begriffe nicht immer in der richtigen Bedeutung anwendete: aber zu meiner Entschuldigung kann ich anführen, daß thatsächlich heute der Unterschied zwischen dem Begriffe Panther und Leopard sehr verwischt ist, und daß eigentlich kein Mensch weiß, was die alten Römer als Panther und was als Leopard bezeichnet haben. Im allgemeinen stellt wohl der Panther eine schwere gedrungene Form, der Leopard eine schlanke, hochbeinigere Form dieser Katzen dar. Brehm nennt die afrikanischen Abarten „Leoparden“, die asiatischen „Panther“. Es giebt aber ebensowohl in Afrika als auch in Asien schlanke und wiederum plumpe Abarten dieser Gattung. Matschie.     

Ein neues Unterseeboot. (Mit dem untenstehenden Bilde.) Ein Amerikaner, Simon Lake in Baltimore, hat in letzterer Zeit ein Unterseeboot gebaut, das berufen erscheint, den Tauchern bei ihren schwierigen Arbeiten auf dem Meeresgrunde wesentliche Dienste zu leisten. Gilt es zum Beispiel, ein gesunkenes Schiff zu untersuchen oder dessen Ladung zu bergen, so kann diese Arbeit nach „Scientific American“ jetzt nur bei ruhigem Wetter ausgeführt werden; denn der Taucher muß durch Luftschläuche und Signalleinen mit einem Fahrzeug in Verbindung bleiben, das über ihm auf dem Wasserspiegel schwimmt. Wind und hoher Seegang erschweren diese Verbindung oder machen sie völlig unmöglich. Diese Uebelstände sollen nun durch das Lakesche Unterseeboot beseitigt werden.

Das Fahrzeug ist aus starken Eisenplatten gebaut und hat bei einer Länge von 11 m und einer Breite und Höhe von je 3 m die Gestalt einer Cigarre. Es ist so stark gebaut, daß es bis in die Tiefe von 50 m tauchen kann, und geräumig genug, um sechs Taucher mit ihrer Ausrüstung aufzunehmen. Sein Innenraum besteht aus drei Abteilungen. In der ersten befinden sich die Maschinen, welche das Schiff fortbewegen; die zweite mittlere dient der Mannschaft zum Aufenthalt; die dritte ist mit komprimierter Luft gefüllt und mit wasserdicht schließenden Thüren versehen, durch welche die Taucher auf dem Meeresgrunde das Boot verlassen oder in dasselbe wieder eintreten können. Am Kiel des Bootes befinden sich besondere Reservoire. Solange das Fahrzeug auf der Wasseroberfläche schwimmen soll, sind diese Behälter mit Luft gefüllt; soll es sinken, so wird in dieselben Wasser eingelassen: soll es aber wieder emportauchen, so wird mittels starker Luftpumpen das Wasser aus den Behältern herausgepreßt. Damit das Boot auf dem Meeresgrunde sich fortbewegen kann, ist es mit drei Rädern versehen.

Oben befindet sich ein kleiner Turm, von dem aus der Steuermann die Fahrt des Schiffes über dem Wasser kontrollieren kann; schließlich ist noch in den Wandungen des Bootes eine Anzahl von runden mit starken Glasscheiben versehenen Fenstern angebracht. Zur Beleuchtung des Innenraumes sowie des Meeresbodens dient elektrisches Licht. Die zum Leben nötige Luft kann auf zweifache Art der Mannschaft geliefert

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0290.jpg&oldid=- (Version vom 23.4.2024)