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Verschiedene: Die Gartenlaube (1897)

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Schilcher antwortete nichts; er mochte noch nicht sprechen.

„Gesehn haben wir alles,“ sagte Lugau und rieb sich die weichen, gepolstertes Hände. „Die hübschen Toiletten und die hübschen Gesichter und die mageren Schultern. Jetzt belohnen wir uns durch ein stilles Whist!“

Er setzte sich an den nächsten Spieltisch. Wild trat auch hinzu. „Schilcher!“ rief er.

„Ja, ja,“ antwortete der, wie aus dem Schlaf geschreckt. „Nein, nein, wollt’ ich sagen. – Ich war ja noch gar nicht im Saal; hab’ noch keinen Menschen gesehn – nicht einmal –“

Nicht einmal die Gertrud, wollte er sagen; die blieb ihm aber plötzlich in der Kehle stecken.

„Das können Sie später,“ bemerkte Wild, „erst ’nen Robber, Schilcher. Kommen Sie her!“

Lugau breitete schon die Karten über den Tisch; dabei schaute er sie verwundert an. „Wer hat denn die Karten schon aus dem Umschlag genommen?“ – „Thut nichts, jungfräulich sind sie. – Ziehn Sie aus, meine Herren; wer den Strohmann hat.“

Aus Schilcher fuhr jetzt die Unruhe heraus, die er so lange in sich hinabgedrückt hatte, „hm!“ brummte er seufzend vor sich hin. Fast hätte er „unsre Trudel!“ gesagt.

„Was brummen Sie?“ fragte Wild.

„Nur so zum Vergnügen,“ gab Schilcher zur Antwort, der sich schnell wieder an die Leine nahm. Er stand auf, trat an den Tisch und zog wie die andern seine Karte aus. Nein, dachte er, in dieses Affentheater, wo verliebte Leute herumspringen gehe ich jetzt nicht …

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1897). Leipzig: Ernst Keil, 1897, Seite 705. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1897)_705.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2017)