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Die Gartenlaube.

Beilage zu No 52. 1896.


Der neue Gouverneur von Deutsch-Ostafrika. Die allseitig mit Spannung erwartete Ernennung eines neuen Gouverneurs für Deutsch-Ostafrika ist erfolgt. Durch kaiserliche Ordre vom 3. Dezember wurde Oberst Liebert auf diesen wichtigen und verantwortungsreichen Posten berufen und gleichzeitig der bisherige Gouverneur, Major v. Wißmann, in den einstweiligen Ruhestand versetzt und dem Direktor der Kolonialabteilung zugeteilt.

Oberst Liebert, Gouverneur von Deutsch-Ostafrika.
Nach einer Photographie von P. Krabo in Frankfurt a. O.

Der Nachfolger Wißmanns ist ein Offizier von hervorragender That- und Willenskraft und besitzt einen weiten Blick. Er steht gegenwärtig in der Vollkraft der Jahre und hat eine glänzende Generalstabslaufbahn hinter sich. Schon während er als Major im Großen Generalstab und als Lehrer der Kriegsakademie in Berlin weilte, studierte er mit der ihm eigenen Gründlichkeit die Entwickelung und die Aussichten der deutschen Schutzgebiete. Als Wißmann 1888 zum Reichskommissar für Ostafrika ernannt wurde und eine eigene Schutztruppe bildete, schloß sich Liebert ihm eng an und wurde zum Stellvertreter des Reichskommissars bestimmt, der die Schutztruppenangelegenheiten in Berlin zu erledigen hatte. Im Herbst 1889 ging Major Liebert dann in dienstlichem Auftrage nach Ostafrika, bereiste die ganze Küste des Schutzgebietes und berichtete im Anfang 1890 als Bundesratskommissar im Reichstage darüber. Im Juli 1890 schied er jedoch aus dieser Stellung aus, da er zu einer längeren Reise nach Rußland einen Urlaub erhalten hatte. Danach trat er wieder in die Armee zurück. Neuerdings verlautete, daß er mit einem Schreiben Kaiser Wilhelms II. als Ueberbringer des Schwarzen Adlerordens an den Kaiser von China nach Peking gehen solle, um dort nachher die Reorganisation eines Teiles der chinesischen Armee zu übernehmen. Dann aber erfolgte seine Berufung als Nachfolger Wißmanns, mit dem ihn warme persönliche Freundschaft verbindet; dieser selbst hat jüngst erklärt, es gebe keinen, zu dem er größeres Vertrauen bezüglich der Fortsetzung seines Werkes in Afrika hegen könne als zu seinem Freunde Liebert.

Die Severins-Thorburg in Köln. Als der Gemeinderat in Köln im Jahre 1879 den Beschluß der Stadterweiterung gefaßt hatte, wurden die Festungsmauern niedergerissen, und von den sieben mittelalterlichen Thorburgen der Stadt blieben nur drei erhalten – darunter auch die Severins-Thorburg, die schönste von allen. Schon in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts errichtet, zeugt sie von einem sehr guten Geschmack der damaligen Bauherren. Von der Plattform des zinnengekrönten Hauptturmes bietet sich eine prächtige Aussicht auf das Häusermeer der Stadt, den Rheinstrom und die weitere Umgebung.

Auch große historische Erinnerungen knüpfen sich an diese Burg.

Fast jeder Besuch von gekrönten Häuptern, von Fürsten und Rittern zog durch die Severins-Thorburg in Köln ein, und manchmal wurde den erlauchten Gästen schon unter dem hohen Thorbogen der Ehrentrunk kredenzt, der dann später mit größerem Pomp auf dem Rathause wiederholt wurde.

Im Kölner Volk lebt außerdem das Andenken an einen ihrer Landsleute aus dem Dreißigjährigen Kriege als populärste Figur unvergeßlich fort, denn der berühmte Reitergeneral Jan von Werth hielt gleichfalls mit zahlreichem Gefolge durch dieses Thor seinen Einzug. Er war als schlichter Kölner Knecht auf gut Glück in den wilden Krieg gezogen, hatte aber vorher noch die Griet, die er schon lange im Herzen getragen, gefragt, ob sie auf seine Rückkehr warten wolle. Griet zog jedoch einen Halfen (Großbauern) vor und gab dem Jan den Abschied. „Griet,“ rief ihr jetzt der General launig zu, „wenn du’s doch gethan hätt’st!“ – „Ja, wer’s gewußt hätt’!“ antwortete sie lachend.

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Die Severins-Thorburg in Köln.
Nach der Natur gezeichnet von H. Göringer.

In jüngster Zeit ist der Thorburg eine neue Ehre zu teil geworden. Man wird nämlich in ihren Räumen sämtliche Entwürfe, Zeichnungen und Pläne, die auf den Kölner Dom Bezug haben, niederlegen und auch die einzelnen Modelle dort aufstellen, so daß dem Kunstfreund die Gelegenheit geboten wird, den ganzen gigantischen Bau von seiner Entstehung bis zu seiner Vollendung im Bilde vor sich zu sehen. So hütet denn die Severins-Thorburg einen der größten Schätze Kölns, sie, welche die einstige Gründung und den durch Jahrhunderte bei aller Ungunst der Zeiten endlich vollendeten Bau der herrlichen Kathedrale mit angesehen hat, und die deshalb, wie für sich selbst, so auch durch ihren kostbaren Inhalt, Anteil an der städtischen Devise hat, welche Köln als „eine Krone über allen schönen Städten“ preist:

„Coellen eyn Croin
Boven allen Steden schoin!“ E.     


Hauswirtschaftliches.

Wilde Suppe. Aus übriggebliebenen Resten jeglichen WIldes und WIldgeflügels läßt sich eine ausgezeichnete Suppe herstellen. Man löst das Fleisch möglichst ab, stößt die Knochen sehr fein, brät sie mit Zwiebelwürfeln und Suppengrün in Butter eine Viertelstunde durch, thut so viel kochendes Wasser, als man Suppe nötig hat, dazu, fügt Salz, einige Pfefferkörner und, wenn möglich, einige aufgequellte trockene Pilze hinzu und kocht die Suppe zwei Stunden, worauf man sie durchseiht. Man bräunt alsdann Mehl in Butterbraun, verkocht dies mit der Suppe, daß diese leicht sämig wird, gibt 10 g Liebigs Fleischextrakt daran, sowie ein Glas Madeira, wiegt die kleinen Fleischreste so fein wie möglich, erhitzt sie in der Suppe, ohne daß sie jedoch kochen dürfen, und thut zuletzt die größeren, in Streifchen geschnittenen Fleischreste hinein, worauf man die Suppe über gerösteten Brotwürfeln und verlorenen Eiern anrichtet. L. H.     

Mützchen für Kinder. Ein allerliebstes Mützchen, das man zu jeder Farbe des Kleidchens fertigen kann, stellt man wie folgt her. Es werden von 1 cm breiten Seidenbändchen gleich lange Stücke geschnitten. Man nimmt blau weiß oder rosa weiß, grau grün etc., steckt zum Beispiel die weißen Bänder mit Nadeln nebeneinander auf ein Bügelbrett fest und durchzieht diese mit den blauen Bändchen, nach Art der Flechtarbeit. Sehr hübsch sieht ein kleines Muster aus, das durch Versetzen der Bändchen entsteht. Nun rundet man die Arbeit ab, indem man einen kleinen Teller darauf legt, mit Kreide einen Kreis zieht und die Bändchen an den Enden festnäht. –

Ein zur Farbe der Arbeit passenderes Atlasband wird rings um die mit Steifmoll gefütterte Scheibe genäht. Unten zieht man das Band mit Vorstichen ein und setzt es um den Rand, der die genaue Kopfweite hat, auch aus gleichem Atlasbande besteht und mit Steiffutter und dünnem Seidenstoffe unterlegt ist. S.      


An unsere Leser.

 manicula 0 Um den praktischen Interessen der Familie zu dienen, haben wir in dem Anzeigenteil der „Gartenlaube“ eine besondere Rubrik, den „Kleinen Vermittler“, eingeführt. In denselben werden Anzeigen, welche Stellengesuche und Stellenangebote, Unterricht und Pensionatswesen betreffen, Inserate über Kauf und Verkauf von Grundstücken, sowie überhaupt Ankündigungen aus dem täglichen Kleinverkehr zu besonders ermäßigtem Insertionspreise aufgenommen. Das Wort in gewöhnlicher Schrift kostet 15 Pf., in fetter Schrift 20 Pf. Wir empfehlen den „Kleinen Vermittler“ der freundlichen Beachtung unserer Leser. Die Anzeigen sind an die Annoncen-Expedition von Rudolf Mosse in Leipzig, Berlin oder deren Filialen, also nicht an den unterzeichneten Verlag, zu richten. Der Verlag der „Gartenlaube“.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 876c. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0876_c.jpg&oldid=- (Version vom 15.7.2023)