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verschiedene: Die Gartenlaube (1896)

gedenkt Dr. J. Schmidt in seiner Schrift „Die Pflege Reichenfels“ der „letzten“ um das Jahr 1730 in der Hart bei Langenwetzendorf unweit Schleiz abgehaltenen Bärenjagd: man stieß hier unvermutet auf ein Lager mit 3 Bären, läutete Sturm und erlegte die Tiere, nachdem der Fürst von Schleiz auf die Alarmsignale herbeigeeilt war. Ferner trat im Jahre 1751 ein Bär bei Katzhütte auf, und der letzte Bär ist höchstwahrscheinlich erst im Jahre 1797 auf Hettstädter Flur bei Kursdorf erlegt worden. Leider ist die Chronik von Kursdorf, welche die Einzelheiten dieses interessanten Ereignisses enthielt, im Jahre 1872 verbrannt. Daß noch vor 100 Jahren Bären in Thüringen vorkommen konnten, erscheint durchaus nicht unmöglich, wenn wir bedenken, daß sie um jene Zeit im Böhmerwald noch so häufig waren, daß von 1760 bis 1800 ein einziger Revierförster in den Waldungen zwischen Rachel und Arber 37 Bären erjagte. Der letzte versprengte Bär zeigte sich dort im Jahre 1856. Heute ist Meister Petz in ganz Deutschland ausgerottet, und nur im bayerischen Alpenlande hält sich vielleicht noch zeitweilig ein Exemplar des großen Raubtieres auf. *     

Aus dem Jubiläumsfestzug der Berliner Kunstakademiker.
Nach einer Originalzeichnung von W. Pape.

Aus dem Jubiläumsfestzug der Berliner Kunstakademiker. Ein glänzender Festzug bewegte sich am 9. Mai durch die Straßen Berlins nach Treptow zur Ausstellung. Er war ein Glied in der Kette der Festlichkeiten, mit welchen die Berliner Akademie der Künste das 200jährige Jubiläum ihrer Gründung verherrlichte. Die Gestalten und Gruppen des Zuges, der durch einen Blumenkorso und eine lange Reihe von Galakutschen eröffnet wurde, führten dem Beschauer die verschiedenen Kunstzweige vor und versetzten ihn zugleich in die Zeiten des Kurfürsten Friedrich III., des Gründers der Akademie. Unsre obenstehende Illustration giebt einige der schönsten allegorischen Gruppen wieder. Links sehen wir die Bildhauerei, in der Mitte thront auf einem Prunkwagen die Malerei, von den Farben umgeben, während rechts der meisterhaft arrangierte Wagen der Architektur veranschaulicht wird. Tiefer unten auf unserem Bilde haben einige charakteristische Gestalten aus der Kurfürstenzeit Platz gefunden. „Alt-Berlin“ auf dem Ausstellungsplatze in Treptow bildete das Ziel des Zuges, dort beschloß ein Künstlerfest den Erinnerungstag.*     

Neue Vorlagen zum Porzellanmalen von A. Göppinger (München, Bassermann). Wir haben die früheren Hefte dieser von sachkundiger Hand zusammengestellten echten Rokokomuster seiner Zeit besprochen und geben gerne unsern Liebhaberkünstlern die Nachricht, daß eine „neue Folge" von höchst brauchbaren Vorlagen nach Meißner Geschirr in vortrefflichem Farbendruck nunmehr erschienen ist. Die beliebten bunten Streublumen und Sträußchen wechseln mit ganz originellen Drachen- und Vogelornamenten, wie sie die Zopfzeit als Nachahmung japanischer und chinesischer Kunst zu gestalten liebte, ab, dann finden sich wieder Landschäftchen und Figurenbilder in dem schönen braunlila Ton der alten Theeservice. Sehr feine Randmuster in Gold geben die Möglichkeit, an den heute überall käuflichen echten Geschirrformen die alte Malerei völlig täuschend darzustellen und sich somit den häuslichen Tisch aufs schönste zu schmücken.

Ein ausführlicher Text unterrichtet die Ungeübten in den notwendigen technischen Handgriffen, sowie im Mischen der Farben, welche bekanntlich durch das Brennen den Ton ändern. Auch Konturtafeln liegen bei, auf denen die Anordnung der Muster für Teller und Platten deutlich zu sehen ist. Möge diese „neue Folge" ebenso lebhaften Anklang finden wie die früheren Hefte dieses gleich schönen wie praktisch brauchbaren und nicht teuern Werkes! Bn.     

Ein trockenes Jahr. Der Schneemangel des vergangenen Winters hat in den Vereinigten Staaten im Frühjahr verhängnisvolle Unterbrechungen in dem Quellzufluß der meisten Ströme nach sich gezogen. In Kentucky waren viele Flußbetten völlig trocken gelegt, ihr Schlamm wurde verhärtet, vom Winde zerkleinert und füllte dann die Thäler in Gestalt von Staubwolken. Der Ohio ist bei Uniontown so tief gesunken, daß ein altes, unter dem Flußbette liegendes Kohlenlager in Angriff genommen worden ist. An vielen Stellen des Ohio, Mississippi und anderer Ströme war das Wasser so flach, daß viele alte Wracks zum Vorschein kamen und die Uferbewohner große gesunkene Frachtmengen daraus bergen konnten. Bei Milton, Kentucky, ist eine große Sandbank bloßgelegt, auf welcher der Schiffbruch vieler Kohlenkähne vor Jahren ein wahres unterseeisches Kohlenlager geschaffen hat. Jetzt pflügen die Leute die Steinkohle in Massen aus dem trockenen Sande heraus. Aehnliche Erscheinungen haben im letzten Frühjahr fast im ganzen Nordwesten, Süden und Osten der Union von sich reden gemacht. Bw.     


Inhalt: Der laufende Berg. Ein Hochlandsroman von Ludwig Ganghofer (2. Fortsetzung). S. 429. – Adolf Bastian. Zu seinem 70. Geburtstag. S. 435. Mit Bildnis. S. 429. – Sehenswürdigkeiten der Ausstellungen 1896. S. 436. Mit Abbildungen S. 432 und 433, 436, 437, 438, 439, 440, 441 und 442. – Der Roman einer Königin. Historische Novelle von Emil Peschkau (Schluß). S. 442. – Hol über! Gedicht von Max Haushofer. Mit Bild. S. 445. – Blätter und Blüten: Thüringer Bären. S. 447. – Aus dem Jubiläumsfestzug der Berliner Kunstakademiker. Mit Abbildung. S. 448. – Neue Vorlagen zum Porzellanmalen. S. 448. – Ein trockenes Jahr. S. 448.


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von Julius Klinkhardt in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 448. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0448.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)