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Die Gartenlaube.

Beilage zu No 5. 1896.

Die Ganswindtsche Tretmotordroschke. Seit einiger Zeit sieht man in Berlin ein Gefährt hin und her fahren, das wir im Bilde unsern Lesern vorführen. Das eigenartige Fahrzeug wird dadurch in Bewegung gesetzt, daß der Kutscher durch sein Körpergewicht ein hinter dem Wagen angebrachtes Trethebelwerk niederdrückt, wodurch ein ebenso sinnreicher wie einfacher Mechanismus zur Wirkung gelangt. Das Lenken und Bremsen geschieht durch leicht handliche und sicher funktionierende Vorrichtungen seitens des Tretkutschers. Die neue „Droschke“ bewegt sich mit großer Leichtigkeit und Gewandtheit in dem Straßengewühl der Großstadt; sie kann Pferdebahnen und gewöhnliche Droschken überholen, und der Tretkutscher soll bei einer Besetzung des Fahrzeugs mit zwei Personen selbst bei Zurücklegung langer Strecken (wie eine Meile) nicht sonderlich ermüden. Der Erfinder des Motors dieser Droschke ist Hermann Ganswindt in Schöneberg-Berlin, der schon durch seine Bemühungen, ein lenkbares Luftschiff zu bauen, weiteren Kreisen bekannt geworden ist. Wie wir noch erfahren, steht der Erfinder mit dem Berliner Polizeipräsidium betreffs Konzessionserteilung zum öffentlichen Tretdroschkenbetrieb in Unterhandlung. Auch soll demnächst auf Anregung des Berliner Branddirektors Giersberg ein mit diesem Motor getriebenes Feuerwehrfahrzeug gebaut werden.

Ganswindts Tretmotordroschke.

Zum Frauenstudium. Professor Laskowski, Anatom in Genf, gab im vorigen Jahre einen Bericht über das medizinische Frauenstudium, welcher die schon öfter geäußerte Ansicht zu bestätigen scheint, daß der praktische Gewinn dieses Studiums für den Frauenerwerb nicht sehr hoch anzuschlagen sein dürfte. Während der letzten 17 Jahre sind in Genf 175 Frauen bei der medizinischen Fakultät zugelassen worden. Darunter waren 50 Polinnen, und man hat nur feststellen können, daß vier von ihnen ihre Studien zu Ende geführt haben. Von den anderen 125 haben zehn die Doktorwürde erlangt, und von diesen zehn ist eine gestorben, zwei haben die Medizin verlassen und sich verheiratet, vier erwarben mit Mühe ihren Lebensunterhalt und drei haben eine ziemlich gute Praxis erlangt. Was die übrigen 115 betrifft, so hat man über ihren Verbleib nichts erfahren können. Nicht so schlimm, aber doch auch im ganzen wenig ermutigend, lauteten vor einiger Zeit die Nachrichten von Zürich. Wenn man nun auch annimmt, daß unter den 115 „Unbekannten“ noch manche sich befinde, die das Ziel ihres Strebens an anderem Orte erreichte, und wenn auch zu hoffen steht, daß gründlicher vorgebildete Köpfe ihr Studium ernsthafter zu Ende führen, so sollte man sich doch darüber keiner Täuschung hingeben, daß nur ausnahmsweis Begabte das Ziel erreichen können. Eine ausgiebige Versorgung unbemittelter Mädchen wird damit nicht angebahnt. Auch nicht mit der Freigabe des höheren Lehrberufes an Mädchenschulen, indem auch hierfür ganz bedeutende Fähigkeiten mit dem pädagogischen Talent verbunden sein müssen.

Daß beide Berufsarten für die Hochbegabten erschlossen werden, ist eine Forderung der Gerechtigkeit. Die vielen Mittellosen aber, deren Talente und Fähigkeiten nicht über den Durchschnitt hinausgehen, sollten sich den praktischen Berufszweigen zuwenden, welche durch die fortwährenden Verschiebungen unserer gesellschaftlichen Bedürfnisse teils neu erzeugt werden, teils anders ausgeübt werden sollten als bisher. Wir werden auch ferner mit positiven Vorschlägen diese große Angelegenheit fördern. Bn. 0

Aspinalls Emailfarben sind von unschätzbarem Wert für jede Art von künstlerischer Dekoration im Hause. Von den zartesten Tönen bis zu den tiefen und gesättigten bieten sie alle Möglichkeiten der Mischung, ihre Anwendung durch einfaches Auftragen ist die denkbar leichteste, sie trocknen rasch und behalten einen glasartigen Glanz. Vor einigen Jahren wurden sie zuerst zur Bemalung von gepreßten Thongegenständen verwendet, seitdem haben sie aber eine Menge von neuen Verschönerungsdiensten übernommen, darunter mit ganz besonderem Erfolg das Auffrischen alter Möbel. Steht irgendwo ein unansehnlicher Schrank, eine Kommode, deren Lackierung bedenkliche Schäden zeigt, ein abgescheuerter Tisch, Waschtisch oder dergleichen – flugs ist eine Büchse dunkelroter „Aspinalls Enamel“ zur Hand, und nachdem das Möbel sauber mit Seifenwasser abgewaschen wurde, beginnt man, mit gleichmäßigen Strichen eines breiten Pinsels seine Flächen zu bemalen. Die Füllungen können heller gehalten werden, auch macht es sich sehr hübsch, wenn, nachdem der erste Anstrich vollendet und getrocknet ist, in die Ecken der Schrankthüren, Kommodeschubladen u. s. w. leichte weiße Blumen (nach Art der bekannten Bauernmalereien auf Schwarzwälderuhren) als Verzierung aufgesetzt werden. Reizend in der Wirkung macht sich die Einrichtung eines ganzen Kinderzimmers mit derartig gestrichenen Möbeln, z. B. himmelblau mit weiß oder zartgrün mit dunkelrot. Spielschrank, Bauernstühle und Tischchen mit gekreuztem Fuß, Bettladen, alles wird gleichmäßig im Ton gehalten und mit hübschen Verzierungen geschmückt. Aber auch wenn nicht eine neue Einrichtung beschafft werden soll, lassen sich die ältesten, ungleichartigsten Möbel durch dieselbe Firnisfarbe zu hübscher Uebereinstimmung bringen. Dann noch Kattunvorhänge in lichten, frischen Farben an die Fenster, und ein allerliebst anheimelndes Kinderzimmer ist mit wenig Kosten hergestellt! Alle Blechgefäße gewinnen ebenfalls durch Aspinalls Lack einen sehr schönen und dauerhaften Anstrich. Mustertafeln für die gewünschten Farben, sowie die Büchse und Pinsel sind durch jede größere Farbenhandlung zu beziehen.

Schrifträtsel „Arabische Moscheetafel“.
Von Al. Weixelbaum.


Hauswirtschaftliches.

Bei unerwartet eintreffendem Besuch macht die Bereitung einer süßen Speise oft besondres Kopfzerbrechen. Die meisten Aufläufe, die ja sonst am raschesten herzustellen sind, verlangen eine größere Backhitze, als sie der Ofen bei der Bereitung des täglichen Mittagsmahls bietet. Eine Ausnahme macht die „Fixigkeitsspeise“, zu deren Bereitung alle nötigen Zuthaten wohl fast immer zur Hand sind. Man schlägt 4 Eigelb mit 120 g feinem Zucker, an dem man vor dem Reiben eine viertel Zitrone abgerieben hat, schäumig, gibt ¼ l Weißwein – auch guter Apfelwein ist zu verwenden – dazu und schlägt sie über dem Feuer dick, bis sie einmal aufgepufft ist. Dann schüttet man sie unter beständigem Schlagen in eine Schüssel von feuerfestem Porzellan, schlägt nun die Eiweiß zu steifem Schnee, unter den man etwas Vanillezucker mischt, und besteckt ihn mit Mandelstreifen. Man stellt die Schüssel 10 Minuten in einen mäßig warmen Ofen, um sie dann sofort zu servieren. Ein Stehenbleiben verträgt sie nicht. L. H.     

Backpulver. In jeder Haushaltung, wo man Brot oder feinere Gebäcke herstellt, sollten die sogenannten „Backpulver“, welche man dem Teig als Ersatz für die nicht immer gut und frisch zu beschaffende Hefe beigibt, selbst bereitet werden, denn viele der im Handel vorkommenden Präparate sind etwas teuer, auch ist es schon vorgekommen, daß sie gesundheitsschädlichen Alaun enthielten. Wir können zwei Arten von Backpulver besonders empfehlen: 1. das „weinsaure Backpulver“. 100 g Weinsäure und 100 g doppeltkohlensaures Natron werden, jedes für sich, aufs feinste gepulvert und bei 75° C. vollständig ausgetrocknet, z. B. auf einer heißen Ofenplatte. Dann mengt man die beiden Pulver zusammen und bewahrt die Mischung in einem fest verschließbaren Glase auf. Beim Gebrauche werden für 1 kg Mehl 2 Theelöffel des Pulvers mit trockenem Mehl, Salz und etwas Zucker gemischt und Wasser hinzugegegossen. – 2. „Backpulver für feinere Gebäcke.“ Auf 1 kg Weizenmehl nimmt man 10 g doppeltkohlensaures Natron und 40 g Weinstein. – Weinstein, Weinsäure und doppeltkohlensaures Natron liefert jeder Droguist. Kr.     

Ein Mittel zur Reinigung des Hutleders. Die sogenannten „Schweißleder“ der Hüte werden oft fettig. Um diesen Uebelstand zu beseitigen, reibt man das Leder mit einem Schwämmchen ab, das man in eine Mischung aus 10 Teilen Wasser und 1 Teil Salmiakgeist (Ammoniakflüssigkeit) getaucht hat. Auch dieses Mittel findet sich bei jedem Droguisten. Kr.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 84a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0084_a.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2024)