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Die Gartenlaube.

Beilage zu No 1. 1896.


Professor Leuckart.
Nach einer Photographie von Georg Brokesch in Leipzig.

Rudolf Leuckart. Im verflossenen Dezember feierte der berühmte Zoologe und Professor an der Leipziger Universität, Rudolf Leuckart, sein fünfzigjähriges Doktorjubiläum. Der Jubilar wurde durch zahlreiche Glückwünsche aus nah und fern ausgezeichnet, denn hinter ihm liegt nun ein halbes Jahrhundert ernster und für das Menschengeschlecht höchst nutzreicher Arbeit. Leuckart, gleichzeitig Zoologe und Mediziner, hat es wie wenige seiner Fachgenossen verstanden, die Interessen der Zoologie mit denen der praktischen Medizin zu vereinigen. Frühzeitig wandte er sich der Erforschung der tierischen Parasiten zu, die den menschlichen Leib befallen und allerlei Krankheiten hervorrufen. Auf diesem Gebiete hat er Großes geleistet; für immer ist sein Name mit der Entdeckung der Trichinen verbunden, und als grundlegend und unvergänglich muß sein großes Werk „Die Parasiten des Menschen und die von ihnen herrührenden Krankheiten“ bezeichnet werden. Ferner zählt Leuckart zu denjenigen, welche die Lebensweise und Entwickelungsgeschichte der Bienen gründlich erforscht und dadurch die Bienenzucht wesentlich gefördert haben. Rudolf Leuckart wurde am 7. Oktober 1822 zu Helmstedt (Braunschweig) geboren, studierte in Göttingen und habilitierte sich daselbst für Zoologie. 1850 folgte er dem Rufe nach Gießen, und seit 1870 wirkt er als Professor der Zoologie in Leipzig. Seine Vorträge zeichnen sich nicht nur durch wissenschaftliche Schärfe, sondern auch durch formgewandte Darstellung aus, und so versteht er wie wenige Lehrer seine Zuhörer zu fesseln und für die Fragen der Wissenschaft zu begeistern. Der hochverdiente Gelehrte erfreut sich noch voller körperlicher und geistiger Rüstigkeit. Möge ihm die Schaffensfreude noch lange erhalten bleiben!

Glatte Bahn! Das ist der innigste Wunsch eines jeden Schlittschuhläufers. Leider bleibt eine vielbenutzte Eisbahn nicht lange glatt, und man muß alsdann das Eis glätten. Zumeist geschieht dies in der Art, daß die Eisbahn nachts mit Wasser besprengt wird. Der Gartendirektor Kowallek hat seit einigen Jahren auf den städtischen Eisbahnen zu Köln a. Rh. ein anderes, sehr praktisches Glättungsverfahren eingeschlagen. Er benutzt zu diesem Zwecke eine von ihm ersonnene Eiswalze, die auf unserer untenstehenden Abbildung in Thätigkeit vorgeführt wird. Dieselbe ist aus entsprechend starkem Eisenblech gearbeitet; ein Coakskorb, der mit glühenden Coaks gefüllt wird, hängt in der Walze frei herab. Zur Bedienung gehören drei Mann, welche die Walze fortbewegen, und ein Mann, der mit einem Besen das geschmolzene Wasser, wo nötig, verteilt und den Leuten das Kommando „Schneller“ oder „Langsamer“ gibt. Eine vollkommen gefüllte Walze hält etwa drei Stunden warm, und man walzt damit in dieser Zeit etwa 2000 qm Eisfläche, wobei für Arbeitslohn und Feuerung 6,60 Mark verausgabt werden. Die Vorzüge dieses Verfahrens sind mannigfach: die Arbeit kann bei Tage besorgt werden, indem man einen Teil der Bahn absperrt; die Glättung ist eine vollkommene, da stets Kerneis entsteht, eingefrorene Gegenstände, wie Steinchen, Holzstücke, können leicht entfernt werden, und schließlich gestaltet sich die Arbeit billiger als beim Berieselungsverfahren.

Kowalleks Eiswalze auf den städtischen Eisbahnen zu Köln a. Rh.
Nach einer photographischen Aufnahme von Dr. P. Esser in Köln.

Einfrieren von Gasleitungen. Starker Frost ist bekanntlich ein unangenehmer Feind der Gasbeleuchtung, indem er das Einfrieren freigelegener Leitungen bewirkt. Untersucht man ein zugefrorenes Gasrohr, so findet man, daß in seinem Innern sich reifartige Gebilde angesetzt haben. Man hat früher gemeint, daß der im Leuchtgase vorhandene Wasserdampf zu Eis werde und die Röhren verstopfe, und suchte auf verschiedene Art das Gas vom Wasserdampf zu befreien. Das half aber nicht; bei starken Frösten erschienen die reifartigen Gebilde dennoch in den Röhren, und die Untersuchung ergab, daß sie aus einem der Bestandteile des Leuchtgases, aus Benzol sich bilden. Im vorigen Winter ist es nun Dr. Bueb von der Dessauer Gasgesellschaft gelungen, ein Mittel zu finden, welches diesen Uebelstand beseitigt. Es besteht darin, daß man dem Leuchtgase während der Frostzeit verdampften Spiritus zuführt. Der Spiritus wirkt dabei derart, daß das Benzol durch starken Frost nur verflüssigt, aber nicht mehr in den festen Zustand übergeführt wird. Die Flüssigkeit fließt nun in den Rohrleitungen nach abwärts und sammelt sich in den Kondenstöpfen, so daß ein Einfrieren der Leitung nicht mehr erfolgen kann. Während der starken Frostperioden des vergangenen Winters wurde das Mittel in Dessau versucht und bewährte sich vorzüglich. Damit ist ein beachtenswerter Fortschritt in der Gasbeleuchtung erzielt worden.


Hauswirtschaftliches.

Für den gastlichen Tisch werden einige kleine Winke jungen Hausfrauen stets willkommen sein. Zwei Punkte sind es für heute, auf welche wir die Aufmerksamkeit derselben lenken wollen: den Platz, den jeder Gast beansprucht, richtig zu schätzen, und die richtige Behandlung der Weine. Beides ist für das Wohlbehagen der Gäste von großer Bedeutung. Wird der Platz zu gering bemessen, so wird das Mittags- oder Abendesssen jedem bald zur Qual. Wer einmal von Tellermitte zu Tellermitte nur auf einen Raum von 45 oder auch 50 cm angewiesen gewesen ist, weiß, welch eine Qual ihm das Speisen war. 55 cm muß man zum mindesten rechnen, bequem aber ist es erst bei 60, weit sitzt man bei 65 und ungemütlich leer wird’s bei 70 cm. – Was nun die Weine anbetrifft, so ist eine richtige Temperatur von größter Wichtigkeit für die Entfaltung ihres Aromas und Wohlgeschmacks. Rotweine müssen wärmer gereicht werden als Weißweine, und unter diesen können wieder die Rheinweine költer als die Moselweine sein, doch sollen sie nie eine Temperatur unter 5° Wärme haben, beschlagen soll das Glas, aus dem man sie trinkt, nicht. Rotwein verlangt ZImmerwärme, er steht am besten einige Stunden vor dem Gebrauch unverkorkt im auf 14° erwärmten Raum. Soll er rasch erwärmt werden, ist das beliebte Durchziehen durch heißes Wasser wenig empfehlenswert; Kenner behaupten, daß der Wein dann „abgeschreckt“ würde und an Geschmack verlöre. Es ist am besten, ihn mit einem in heißes Wasser gesteckten dicken wollenen Tuch zu umhüllen und so die Wärme allmählich auf ihn einwirken zu lassen. Auch Dessertweine müssen erst einige Zeit in mäßig warmem Raum stehen, bevor sie gereicht werden. Schaumwein wird etwa vier Stunden in Eis gepackt, auch moussierende Wasser sollen mindestens eine Stunde in Eis stehen, während eine Bowle gerade wie die Rheinweine nicht kälter als 5° sein soll, da sonst ihr Aroma nicht zur Geltung kommt. L. H.     


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verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 20a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0020_a.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2024)