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verschiedene: Die Gartenlaube (1892)

geringer Zuschuß, denn der König von Frankreich zahlte bei nicht so weit ausgedehnten Postlinien mehr als das Dreifache. Die Taxis konnten sich einer derartigen Bedingung nur dann unterziehen, wenn ihnen ausschließlich die Briefbeförderung der Privaten zugestanden wurde, und wenn auch im Vertrag nicht wörtlich ausgesprochen war, daß sie Privatbriefe befördern durften, so geht doch diese Gerechtsame daraus hervor, daß niemand außer ihnen zur Briefbestellung berechtigt sein sollte.

Das Taxissche Postwesen machte sich auch dadurch bei der Mitwelt beliebt, daß es durch seine Verträge die Möglichkeit gewonnen hatte, das Briefgeheimniß zu wahren. Karl V. hatte sich keinerlei polizeiliche Bevormundung vorbehalten, vielmehr sich verpflichtet, von andern Herrschern, durch deren Gebiete die Posten kamen, Patente zu erwirken, daß die Kuriere überall freien Durchzug haben sollten. In Frankreich hatte man bis dahin die von der Post beförderten Depeschen stets ängstlich durchsucht, ob nicht Staatsgefährliches in denselben enthalten sei.

Am 15. November 1515 trat der Vertrag in Kraft. Innerhalb zwölf Tagen mußten die niederländischen Posten, innerhalb zwanzig Tagen die spanische, römische, neapolitanische, deutsche und französische Post in Thätigkeit sein. Es war dadurch ein Netz gegeben, welches sich so ziemlich über das gesammte civilisierte Europa ausdehnte, von Neapel bis Brüssel, von Wien bis Toledo. Die Fristen, in denen die Entfernungen zurückgelegt werden mußten, waren geringer als früher. Um größere Schnelligkeit zu ermöglichen, waren überall Stationen in mäßiger Entfernung angelegt; so waren es z. B. von Augsburg bis Brüssel deren 23. Außerdem waren Vorkehrungen getroffen, daß auf besonderen Wunsch der Regierung und gegen besondere Vergütung die Geschwindigkeit noch erhöht werden konnte. H. L.     

Die Straßenschleppe verschwindet wieder! Diese Thatsache ist hauptsächlich darum so hocherfreulich, weil sie von einem großen geistigen Fortschritt der deutschen Frauenwelt unzweifelhaftes Zeugniß ablegt. Was noch im Jahre 1867 unmöglich war, das allgemeine Tragen der unsinnigen und unappetitlichen Schleppe zu verhindern, das ist heute so ziemlich durchgeführt, und zwar viel mehr durch weibliche Einsicht als durch männlichen Spott. In Berlin hat sich ein großer Kreis von Frauen einmüthig dagegen erhoben, auf den Promenaden aller großen Städte sieht man die Damen entweder mit fußfreiem Rocke oder das lange Kleid mit der Hand tragend. Es hinterher schleifen zu lassen, ist heute schon ein untrügliches Zeichen von geringer Bildung oder zweifelhafter Lebensstellung.

Darum Ehre den vernünftigen deutschen Frauen, die hier einmal durch die That bewiesen haben, daß ihr Geschlecht geistig vorwärts gekommen ist und sein Urtheil über den blinden Modedrang zu setzen versteht!

Der Zug unserer Zeit nach dem Zweckmäßigen und Praktischen hat auch seinen Antheil an dem glänzenden Fiasko der Straßenschleppe, deshalb liest man bereits aus Paris, daß die dortigen „tonangebenden Häuser“ für die Herbstmode auf die neue Form wieder verzichten wollen. Aber Deutschland hat dazu den Anstoß gegeben, worüber sich zu freuen die deutschen Frauen alle Ursache haben. Bn.     

Die Cotta’sche Volksbibliothek. Seit drei Jahren sieht man in vielen deutschen Häusern kleine schmucke blaue Bändchen anf dem Bücherbrette. Die alten theuren Namen „Lessing“, „Goethe“, „Schiller“, „Shakespeare“, „Körner“, „Hauff“ liest man auf dem Rücken, es sind die Bändchen der „Cotta’schen Volksbibliothek“. Die gute Ausstattung hat ihnen im Verein mit dem äußerst billigen Preise den Weg überallhin geöffnet, sie ermöglichten es auch dem knapp Gestellten, sich die ehrwürdigen, ewig schönen Schätze unserer klassischen Litteratur zu eigen zu erwerben, und sie haben auf diese Weise mehr als alle seitherigen Ausgaben dazu beitragen können, diese Schätze zu dem zu machen, was sie sein müssen, zum Gemeingut des deutschen Volkes.

Der Anklang, welchen so die Cotta’sche Volksbibliothek in den breitesten Schichten des deutschen Volkes gefunden hat, veranlaßte die Verlagshandlung, ihr nunmehr eine Fortsetzung zu geben. Und gewiß blieben der Schriftwerke noch genug übrig, die es verdienen, in eine Volksbibliothek Zutritt zu finden. Da sind vor allem Uhlands Gedichte und Dramen, Chamissos, Heinrich von Kleists Werke, Voßens „Luise“, Wielands „Oberon“, die neben einem Hauff und Körner nicht fehlen durften. Außer den genannten gedenkt die Verlagshandlung in die neue Reihe von 48 Bändchen (jedes zu 50 Pfennig) noch aufzunehmen: Lenaus und Heines, sowie Raimunds sämmtliche Werke, Jer. Gotthelfs, Eichendorffs, E. T. A. Hoffmanns ausgewählte Werke, Zschokkes ausgewählte novellistische Schriften, Immermanns „Oberhof“ und Tegnérs „Frithjofssage“. Wer will, kann sich aus dieser Liste einen einzelnen Autor herauswählen oder auch, etwa zur Ergänzung seines schon vorhandenen Besitzes, einzelne Bändchen um denselben Preis gesondert erwerben.

Wir wünschen dem echt volksthümlichen Unternehmen einen guten Erfolg, zum Heile der gesunden litterarischen Anschauungen unseres Volkes.

Anton van Dycks Selbstporträt. (Zu unserer Kunstbeilage.) Anton van Dyck, der Schüler von Peter Paul Rubens und nach diesem wohl der größte der vlämischen Maler des siebzehnten Jahrhunderts, ist vor allem der klassische Meister des Porträts geworden. Wohin ihn sein vielbewegtes Leben führte, überall, in Italien insbesondere und in England, schätzten es sich die Großen der Stadt und des Landes zur Ehre, von ihm gemalt zu werden, und die Zahl der Bildnisse, die er hinterlassen, glaubt man auf dritthalbhundert berechnen zu können, trotzdem er nur zweiundvierzig Jahre alt wurde – er lebte von 1599 bis 1641 – und daneben eine ganze Menge der großartigsten Historienbilder schuf. Unsere Leser erinnern sich noch des schönen Bildes von E. Gelli in Halbheft 23 des Jahrgangs 1889. Dort war Anton van Dyck dargestellt, wie er in seinem fürstlich ausgestatteten Atelier den Besuch seines königlichen Gönners, Karls I. von England, empfängt. Heute können wir in vortrefflicher Holzschnittwiedergabe das prächtige Selbstbildniß des Malers vorführen, das eine Zierde des Louvremuseums in Paris bildet.


KLEINER BRIEFKASTEN.

(Anfragen ohne vollständige Angabe von Namen und Wohnung werden nicht berücksichtigt.)

S. P. in Brünn. Sie haben ganz richtig vermuthet. Der Verfasser unseres Artikels über Theodor Billroth ist kein anderer als der berühmte Berliner Chirurge Geheimer Medicinalrath Professor Dr. Ernst von Bergmann, welchem das deutsche Volk von den schweren Tagen der Krankheit Kaiser Friedrichs her eine dankbare Erinnerung bewahrt. Billroths Geburtshaus zu Bergen auf Rügen befindet sich heute im Besitz einer Frau von Düring. An demselben ist am 17. August d. J. eine metallene Gedenktafel angebracht worden.

A. K. in San Francisko. Besten Dank für Ihre freundlichen Mittheilungen!

Herrn Apotheker H. Belli in Genf. Auf Ihren Wunsch theilen wir unseren Lesern gern mit, daß die von Ihnen aufgenommenen Liebhaberphotographien der Unglücksstätten von Fayet, St. Gervais und Bionay zum Besten der armen Hinterbliebenen verkauft werden. Dieselben sind, das Stück zu 1 Franken = 80 Pf., von Herrn Apotheker Christ. Belli in Wiesbaden zu beziehen.

Fr. B. in Gernsbach. Besten Dank für Ihre freundlichen Zeilen über den Ganghoferschen Roman! Was Ganghofers frühere Erzählungen betrifft, so sind sie wohl alle auch in Buchform (bei Adolf Bonz u Komp. in Stuttgart) herausgegeben worden, einige davon sogar illustriert, wie z. B. „Der Jäger von Fall“, welcher bereits in zweiter Auflage vorliegt. Auch das Lustspiel „Die Falle“ ist in demselben Verlage erschienen.

J. F. in Rotterdam. Die gezähmte Thiergruppe, welche wir in Halbheft 18 abgebildet haben, bildet das Glanzstück von Carl Hagenbecks Zoologischem Cirkus, welcher im Laufe dieses Jahres in verschiedenen größeren Städten Europas verweilte. Uebrigens ist nicht Herr Carl Hagenbeck selbst der Dresseur, sondern dessen Schwager, Herr Heinrich Mehrmann, was zur Richtigstellung unserer Notiz in Halbheft 18 hiermit nachgetragen sein soll.



Auflösung des Gedenkfeierräthsels „Der Indianer“ auf S. 612:

Den Schlüssel der Lösung giebt die sich wiederholende Jahreszahl im Kreise: 1492. Liest man nämlich vom Bandanfang links unten angefangen in der Runde zuerst alle Buchstaben bei der 1, dann bei der 4, dann 9 und 2 (also viermal die Runde), so erhält man die Worte:

1) Centenar-
4) Feier der
9) Entdeckung
2) Amerikas.


Auflösung des Räthsels auf S. 612: 0 Reck, Rock.


Auflösung des Logogriphs auf S. 612:0 Reiter, Retter.


Auflösung der Schachaufgaöe Nr. 7 auf S. 612:
1. T c 8 – f 8 S d 4 – e 6:
2. D d 3 – f 5 † beliebig.
3. T f 8 – f 7, D f 5 – f 7: matt.
A.
1. . . . . S a 5 beliebig.
2. T f 8 – f 7 + K f 6 – e 6:
3. D d 3 – c 4 matt.
B.
1. . . . . K f 6 – e 6:
2. D d 3 – c 4 † beliebig.
3. D c 4 – c 8, c 5 matt.
C.
1. . . . . beliebig.
2. D d 3 – h 7: beliebig.
3. D h 7 – f 7: matt.

Wenn der schw. S d 4 im ersten Zuge auf ein anderes Feld als e 6 geht, so folqt 2. D d 3 – f 5 † K f 6 – c 7. 3. D f 5 – f 7 : matt; es geht aber auch: 2. T f 8 – f 7 + K f 6 – c 6: 3. D d 3 – d 7 matt.


Die Auflösung der Skataufgabe Nr. 6 erscheint im nächsten Halbheft.



manicula Hierzu Kunstbeilage X: Anton van Dycks Selbstporträt.

Im Verlage der J. G. Cotta’schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart erschienen soeben die folgenden neuen Original-Ausgaben von

Ludwig Uhland’s Schriften:


Gesammelte Werke. Sechs Bände. In 3 Leinenbände gebunden 6 Mark. In 3 Halbfranzbände gebunden 9 Mark.

Gedichte und Dramen. Zwei Bände. Große Ausgabe. In 1 Leinenband gebunden 3 Mk. In 1 Halbfranzband geb. 4 Mk.

Mittlere Ausgabe. In 1 Leinenband geb. 2 Mk. In 1 Halbfranzband geb. 3 Mk. 0 Kleine Ausgabe. In 1 Leinenband geb. 1 Mk

Gedichte. Große Ausgabe. 1 Leinenband 2 Mark. Mittlere Ausgabe. 1 Leinenband 1 Mark. Kleine Ausgabe. 1 Leinenband 50 Pf.


Diese neuen Uhland-Ausgaben zeichnen sich durch korrekten Text, schönen Druck auf gutem Papier, geschmackvolle und dauerhafte Einbände aus. Die billigen Preise ermöglichen es nunmehr jedermann, zu Schiller und Goethe auch Uhland für die Hausbibliothek zu erwerben. Die Verlagshandlung bietet zur Auswahl die verschiedenen Werke in verschiedenen Preislagen; alle Ausgaben sind trotz der billigen Preise äußerst elegant ausgestattet. Man verlange in den Buchhandlungen ausdrücklich die Cottä’schen Original-Ausgaben.



Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
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