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Verschiedene: Die Gartenlaube (1885)

von Kokospalmen, und in der Nähe derselben, in reichen Plantagen von Bananen, Jams, Taro, Zuckerrohr und dergleichen liegen die Siedelungen der Eingeborenen versteckt. Die Bevölkerung ist also eine sehr zahlreiche und mag leicht etliche Tausende betragen, wobei nur der Küstenstrich in Betracht kommt. Weiter im Innern der Insel, deren schön gegliederte namenlose Gebirge aus der Ferne sichtbar sind, leben andere rassenverwandte Stämme, die indeß eine ganz verschiedene Sprache sprechen und mit den Küstenbewohnern nur zum Theil in Tauschverkehr stehen, mehr aber mit ihnen kämpfen.

Maupa auf Neu-Guinea.
Nach der Natur für die „Gartenlaube“ gezeichnet von Dr. O. Finsch.

Die Papuas von Aroma sind ein schöner Menschenschlag von hohem Wuchse, gut gebaut, mit fleischigvollen Gliedern und machen den Eindruck heller Menschen. In der That ist die lichtkupferbraune Farbenvarietät, wie ich sie allenthalben in Melanesien antraf, ziemlich häufig, ja vielleicht zahlreicher als anderwärts, doch herrscht auch hier, wie überall an der Südostküste Neu-Guineas, ein dunkles Kupferbraun vor. Schwarze Menschen, wie man sich gewöhnlich die Papuas vorstellt, sah ich nirgends. Die Bekleidung, soweit überhaupt von solcher die Rede sein kann, ist die allgemein übliche, das heißt die Männer tragen ein ein bis zwei Zoll breites Band aus Baumbast (Tapa) oder meist nur einen dünnen Baststrick kreuzförmig um den Leib geschlungen, die Weiber einen Rock aus mehr oder minder feingespaltenen Blättern der Sagopalme oder Pandanus, der von den Hüften bis etwa zum Knie reicht. Außerdem giebt es sehr mannigfachen Schmuck für Arme, Brust, Hals und Haar, welches letztere nach Papuaweise in Gestalt einer hohen kräuslich-flockigen Wolke den ganzen Kopf bedeckt und die am meisten gepflegte Zier für Männer und Mädchen bildet. Verheirathete Frauen scheeren das Haar kurz oder rasiren es wohl ganz; doch kommt beim weiblichen Geschlecht noch eine andere Ausschmückung des Körpers hinzu, die Tätowirung. Sie erstreckt sich zuweilen über alle Körpertheile und hat, wie überall, den Zweck der Verschönerung, gleichsam als Ersatz für unsere Kleider.

Wie an manchen anderen Orten in Neu-Guinea herrscht auch in Aroma eine Theilung des Erwerbes. Während das eine Dorf sich fast nur mit Fischfang beschäftigt, ist ein anderes in der Anfertigung von Canoes berühmt und ein drittes liefert den beiden ersteren im Austausch die Erzeugnisse des Bodens. Dieses Verhältniß findet sich auch in Maupa, dem größten Dorfe der Aroma-Landschaft, indem es ein eigenes Fischerdorf besitzt, dessen circa 200 Einwohner nur dieses Gewerbe betreiben und das landbauende Maupa mit den Erzeugnissen des Meeres versorgen.

In diesem Fischerdorfe erschien Goapäna, der Häuptling von Maupa und zugleich der mächtigste Mann der ganzen Gegend, mich zu begrüßen. Er war eine hohe, athletenhafte Erscheinung, der meine Körperhöhe (1,80 m) noch um Etwas übertraf, dabei

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1885). Leipzig: Ernst Keil, 1885, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1885)_049.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)