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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882)

ein Musiktempel für die Instrumentalconcerte erbaut neben den schon erwähnten Restaurations- und Erfrischungshallen. Dort kann sich fröhliches, bunt bewegtes Festtreiben vollauf entfalten.

Es erübrigt uns nun noch, die wesentlichsten Punkte aus dem Programme mitzutheilen, wie es für das Fest aufgestellt und endgültig angenommen wurde. Die aus allen Gegenden der Windrose ankommenden Sänger werden schon an den Bahnhöfen begrüßt, während der officielle Empfang am Abend des 10. August, verbunden mit Gesang und Reden, in der Festhalle stattfindet.

Am Freitage den 11. August ist Vormittags Probe und Nachmittags das erste Concert in der Halle, während in den Mittagsstunden die Abgeordneten der Gaubünde den „Sängertag“ abhalten. Das erste Concert, in dem 17 Nummern gesungen werden, leitet Bürgermeister Dr. Kirchenpauer mit einer Ansprache ein. Die Abendstunden sind der geselligen Vereinigung der Sänger in der Halle gewidmet, derweil auf dem Festplatze für das Publicum allerhand volksthümliche Arrangements getroffen werden.

Am Sonnabend den 12. August findet der großartige Festzug durch einen Theil der Stadt nach der Festhalle statt, wo Nachmittags um 6 Uhr das zweite Concert, aus 15 Nummern bestehend, abgehalten wird. Den Gesang dirigiren Professor Julius von Bernuth, der verdienstvolle Leiter des Hamburger Conservatoriums und der oben erwähnten philharmonischen Concerte, sowie der Bundeschormeister Franz Schmidt aus München. Zu den Concerten sind die noch lebenden Dichter und Componisten der auf dem Programm befindlichen Gesangsstücke als Ehrengäste eingeladen, und die meisten haben ihr Erscheinen zugesagt. Diesem zweiten Concerte schließt sich ein großer Commers in der Festhalle an.

Am vierten und letzten Tage werden Ausflüge in die Umgebung Hamburgs veranstaltet, wobei eine festliche Elbfahrt nach dem reizenden Blankenese obenan stehen soll. Nachmittags erfolgt dann der officielle Schluß mit einer Abschiedsrede an die Sänger.

R. Henkel XA       P Düyffcke/82
Das dritte deutsche Sängerbundesfest in Hamburg: Die Festhalle.
Originalzeichnung von P. Duyffcke.

Das wird in großen Zügen der Verlauf des schönen nationalen Gesangsfestes sein, das zur Stunde in dem Weichbilde der Hamburgischen drei Thürme die Sangesbrüder deutscher Zunge „zu löblichem Thun“ vereinigt. Es dürfte fast überflüssig sein, noch besonders auf die große Bedeutung des Festes hinzuweisen. Das deutsche Lied ist eine deutsche Macht, siegesgewaltiger noch als das deutsche Schwert. Wo das deutsche Lied ertönt, da erobert es mit zwingender Kraft die Herzen. Die erlauchtesten Geister unserer Nation haben die ihnen von der Gottheit verliehene Flamme des Genies in den Dienst des Liedes und des Gesanges gestellt, des herrlichen Gesanges, dessen Macht uns Schiller schon treffend gekennzeichnet hat:

„So rafft von jeder eitlen Bürde,
Wenn des Gesanges Ruf erschallt,
Der Mensch sich auf zur Geisterwürde.
Und tritt in heilige Gewalt;
Den hohen Göttern ist er eigen;
Ihm darf nichts Irdisches sich nah’n,
Und jede andre Macht muß schweigen,
Und kein Verhängniß fällt ihn an;
Es schwinden jedes Kummers Falten,
so lang’ des Liedes Zauber walten.“

Und mehr nach als diesen idealen Genuß werden die fremden Sänger vom diesmaligen Sängerbundsfeste nach Hause tragen; es werden, aus dem Inneren des Landes kommend, die Meisten wohl zum ersten Mal in ihrem Leben den Fuß setzen in eine große Handels- und Seestadt. Vieles, von dem sie sich bislang nur aus Büchern und Beschreibungen ein unvollkommenes Bild haben machen können, tritt ihnen hier leiblich entgegen, und

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882). Leipzig: Ernst Keil, 1882, Seite 533. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1882)_533.jpg&oldid=- (Version vom 14.8.2023)