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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882)


5) Der Tapezierergehülfe Rudolf Amelon aus Magdeburg, der am 8. December 1880 plötzlich sein elterliches Haus verlassen und seitdem vergeblich gesucht und zurück erwartet wurde, wird – sein Vater ist todt – von Mutter und Geschwistern um Nachricht und um seine Heimkehr gebeten.

6) Der in Seidnitz bei Dresden 1861 geborene Maximilian Angermann, ein Bursche von großer und starker Gestalt, gesunder Gesichtsfarbe, rundem Gesicht, blondgelocktem Haar und blauen Augen, hat sich aus der Lehre bei einem Küchenmeister in Dresden am 9. December 1877 heimlich entfernt und ist seitdem spurlos verschwunden. Die trostlosen Eltern bitten um Nachricht von ihm oder über ihn.

7) In tiefen Kummer versetzt ein Elternpaar das unheimliche Schicksal, das ihren Sohn in Paris betroffen: Ernst Balzar aus Neuwied, am 29. September 1859 geboren, befand sich als Handlungscommis bei I. L. Martini u. Comp. im Boulevard Magenta, wo er in den angenehmsten Verhältnissen lebte. Am Mittag des 1. Januar 1880 verließ er das Haus seines Principals, und seitdem ist, trotz aller Nachforschungen, an welchen sich die Pariser Polizei und die deutsche Gesandtschaft betheiligte, keine Spur von ihm zu entdecken gewesen. Vielleicht ist es Einem der vielen Deutschen in Paris möglich, Nachricht über ihn zu geben.

8) Der Stiftsherr zu Heilige-Leichnam in Danzig, Herr Ferdinand Drusendorff, sucht seinen Bruder Ernst Drusendorff, der, um 1839 zu Soldau in Ostpreußen geboren, 1853 zur See ging und 1873 aus Australien zum letzten Male geschrieben hat.

9) Max Cohn aus Oppeln, Seifensiedergehülfe, 1852 geboren, arbeitete zuletzt in Szitas-Keresztur in Siebenbürgen, von wo seit 1878, trotz eifrigster Nachforschungen, keine Nachrichten über ihn mehr von den betrübten Eltern zu erlangen waren. Letztere, jetzt in Leipzig (Brandvorwerk 89) lebend, warten noch immer auf seine Wiederkehr.

10) Aus Friedland in Mecklenburg geht uns die dorthin brieflich gelangte Nachricht zu, daß auf der Insel Sumatra ein Deutscher im Kriege gegen die Atchinesen tödtlich verwundet worden und im Lazareth gestorben sei. Sein Name war Daalenburg und er sollte aus Pommern stammen. Verwandten desselben können Adressen zu weiteren Erkundigungen mitgetheilt werden.

11) Eine verlassene Gattin sucht ihren Mann: den Techniker Johann (Jenicz) Dolezal aus Kuttenberg (Kotna Hóra) in Böhmen. Derselbe verheirathete sich mit Einwilligung seiner Eltern und standesamtlich 1875 zu Posen, lebte in glücklicher Ehe und schied im Sommer 1877 friedlich von seiner Frau, um sich in Oesterreich um eine Feldmesserstelle zu bewerben. Seitdem ist er verschollen; auch von dem Vater desselben, einem Maurermeister in Kuttenberg, hat die Frau keine Auskunft über ihren Gatten erhalten können[WS 1].

12) Aus Pforzheim nahm am Abend des 2. November 1876 ein junger Mann stillen Abschied, und zwar mit der ausgesprochenen Absicht, in den Tod zu gehen. Dies vertraute er brieflich von Karlsruhe aus seinem treuesten Freund, der uns das nachstehende Signalement mittheilt: „Gustav Heinrich Firnhaber, geboren in Stuttgart 1850, war Graveur und arbeitete früher in Stuttgart, Hanau, Genf und zuletzt in Pforzheim; er ist mittlerer Statur, hat bleiches Gesicht, dunkle Haare und Vollbart; er trug bei seinem Weggange dunkle Tuchkleidung und Winterüberzieher, spricht gut französisch und auch etwas italienisch.“ Der seitdem Vermißte lebte in guten Verhältnissen, hatte durch Geschicklichkeit, Fleiß und Sparsamkeit sich ein Vermögen erworben und vermachte bei seinem Weggange seine ausstehenden Ersparnisse seinen Eltern. Wieviel er selbst baares Geld mit sich genommen, ist nicht festzustellen. Der Freund glaubt nicht an den Tod desselben, und die armen betagten Eltern klammern sich an die Hoffnung des Wiedersehens dieses ihres einzigen Sohnes an, nachdem sie seinen Bruder in demselben Jahre durch den Tod verloren haben. Könnte doch die Hoffnung der unglücklichen Eltern erfüllt werden!

13) Zwei vermißte Söhne des Schauspielers Fernau: Johannes Fernau, im April 1844 zu Rostock geboren, zuletzt Matrose auf dem Hamburger Schiff „Louis Napoleon", zeigte 1863 von Belfast, wo sich sein Schiff zur Weihnachtszeit befand, dem Vater an, daß dasselbe nach Mexico bestimmt sei. Seitdem ist er verschollen, und alle Nachfragen beim deutschen Consulat in Vera-Cruz, bei dem Hamburger Rheder etc. blieben erfolglos. – Dasselbe Schicksal traf Emil Fernau, der, im September 1847 zu Stettin geboren, ebenfalls Matrose, eine Zeitlang in Callao (Peru) unter dem Namen „Harry Carsten“ in dem Mercantile House Mr. O’Connor u. Comp. in Dienst stand, dann wieder zur See ging und nichts mehr von sich hören ließ.

14) Eine arme 67 Jahre alte Mutter in Leoben (Steiermark) sucht ihre Tochter: Marie Gambbelsberg. Im Jahre 1841 geboren, mußte sie, als Kind vermögensloser Eltern, schon früh in die Welt, um sich selbst zu erhalten. Sie diente zuletzt als Köchin bei einer Herrschaft in Graz, besuchte von da 1872 ihre Mutter in Leoben, als diese aber im März des folgenden Jahres die Tochter in Graz aufsuchen wollte, war dieselbe nirgends mehr zu finden, auch die Nachforschung der Behörden vergeblich gewesen. Sollte keine Spur von diesem als mittelgroß, untersetzt und brünett geschilderten Mädchen zu finden sein?

15) Rudolph Goldfriedrich, Seemann, 1852 geboren, lebte mit Eltern und Geschwistern in Petersburg, besuchte dort ein Gymnasium und fuhr im August 1867 von Libau (Kurland) auf einer russischen Brigg, Cap. Böwadt, nach Schottland, dann auf einer preußischen Brigg, Cap. Bünning, nach Westindien und kam mit diesem Schiffe wieder nach England zurück. Im Jahre 1868 befand er sich auf dem englischen Schiff „Jane Butcher“, Cap. Snock, machte mit demselben eine Reise nach Gibraltar und kam von da nach Liverpool zurück. Daselbst erhielt er auf dem Contor der Rhede des Schiffs (Mssrs. Strong, Reid und Paze, Chapel Walks-Castle Str.) seine Löhnung und nahm zugleich einen Brief der Seinen in Empfang, die Antwort auf einen Brief, den er von Gibraltar aus an dieselben geschrieben hatte. Seitdem ist seine Spur verschwunden.

16) Ein zwanzigjähriges Dienstmädchen, Amalie Therese Hesse aus Zschorna bei Radeberg, das zuletzt, vom December 1881 bis 1. Januar 1882, in Neu-Ostra bei Strehlen (Dresden) gedient, hat sich, angeblich um einen andern Dienst zu suchen, von da entfernt und ist seitdem verschollen. Ihre arme Mutter, eine Arbeiterin auf dem Rittergute Zschorna, befürchtet, ihre Tochter möchte, von falschen Vorspiegelungen verlockt, in die Hände gewissenloser Agenten gefallen sein, aus denen bekanntlich die Rettung so schwer ist.

(Fortsetzung folgt.)



Kleiner Briefkasten.


Ein Wiener Burschenschafter. Die alte Fahne der deutschen Burschenschaft, die erste schwarz-roth-goldene Fahne Deutschlands, wird in der Universitätsbibliothek zu Jena aufbewahrt. Das Burschenschwert ist augenblicklich im Besitz der Burschenschaft „Arminia“ daselbst.

I. St. zu O. in Baden. Wir hätten Ihnen die Auskunft über Friederike Brion von Sesenheim nicht so rasch und vollständig zusammenstellen können, ohne das in unserem Blatte bereits empfohlene Hülfsmittel zum Nachschlagen in der „Gartenlaube“: Dr. Friedrich Hofmann’s „Vollständiges Generalregister der ‚Gartenlaube‘ vom ersten bis zum achtundzwanzigsten Jahrgang (1853 bis 1880)“. Mehrere der obigen Angaben hätten wir selbst mit großem Zeitverlust aus den Bandregistern nicht herausfinden können, sondern verdanken sie nur diesem Generalregister, in welches auch Tausende von kleinen, in großen versteckten Artikeln mit ihren Stichwörtern eingereiht worden sind. In diesem Register würden Sie in wenigen Minuten Alles gefunden haben, was Sie brieflich erfragten und nun erst nach mehreren Wochen hiermit erfahren. Es geschieht unsern Lesern selbst zu Liebe, wenn wir Hofmann’s Generalregister recht bald in ihren Händen wünschen: es wird ihnen den Besitz ihrer „Gartenlauben“-Bände um so werthvoller, weil erst vollständig als „Quelle der Belehrung“ nutzbar machen. – Darnach geben wir Ihnen nun die gewünschte Auskunft. Ueber Goethe’s Friederike finden Sie in der „Gartenlaube“ folgende Artikel: unter „Brion, Friederike“ 1869, Seite 702; 1879, Seite 810; 1880, Seite 72. Unter „Sesenheim“ 1864, Seite 330; 1871, Seite 452. Unter „Goethe“, außer den eben bezeichneten, 1871, Seite 486 und 487; 1880, Seite 591. Unter „Friederiken-Album“ 1868, Seite 48.

G. B. in München. Der Urheber des in Nr. 12 unseres Blattes reproducirten Bildes „Der bezwungene Hercules“ ist, wie wir berichtigend mittheilen, nicht J. Adam, sondern K. Knabl.

A. C. in M. Sie haben der Redaction ein Manuscript eingesandt und um eine Kritik Ihrer Arbeit gebeten, da aber diese Arbeit sich für unser Blatt als nicht verwendbar erwies, so wurde dieselbe Ihnen mittelst gedruckten Briefes zurückgesandt. Darüber sind Sie nun so ungehalten, daß Sie uns sogar zutrauen, wir würden über Ihren Brief lächelnd die Achseln zucken. Nein, geehrter Herr, das geschah nicht und wird nie geschehen. Aber bitten müssen wir Sie, sich eine richtige Vorstellung von der Arbeit in einem Redactionsbureau zu bilden. Es ist uns völlig unmöglich, neben den alle Zeit in Anspruch nehmenden Pflichtarbeiten auch noch Muße zu brieflicher Kritik über vorgelegte schriftstellerische Versuche zu finden. Wir würden dies nicht hier (und zwar wiederholt) öffentlich aussprechen, wenn solche Zumuthungen nicht wöchentlich mehrfach an uns herantraten. Eben darum ist auch unsere Bitte eine öffentliche, uns mit diesen Zeugnissen eines unter anderen Umständen gewiß ehrenden Vertrauens menschenfreundlichst zu verschonen.

Frau von St. in Wien. Sie suchen für Ihren Sohn, der ein öffentliches Gymnasium besuchen soll, eine Pension, in der, neben sorgfältiger physischer Pflege und gewissenhafter Erziehung, fachmännische Aufsicht und genaue Controlle der Schularbeiten stattfindet. Ihrem Zwecke dürfte das seit sieben Jahren bestehende Pensionat des Herrn A. Fleischhacker in Leipzig (Jacobstraße 3) vollständig entsprechen. Dasselbe wird von den Directoren der hiesigen höheren Lehranstalten angelegentlich empfohlen. Auch der Umstand, daß circa achtzig Procent der bisherigen Zöglinge Söhne Leipziger Familien waren, dürfte Ihnen beweisen, daß man das Fleischhacker’sche Pensionat hier am Orte zu schätzen weiß.

Stadtr. D. in B. Die Mahnung an die Herren Buchbinder, die über zwei Seiten der „Gartenlaube“ laufenden Bilder nicht dadurch zu verderben, daß sie dieselben ohne Weiteres in den Band hineinbinden, sondern sie auf Falz zu befestigen, ist im „Briefkasten“ von Nr. 6, Jahrg. 1880, ausgesprochen worden, scheint aber, wie Ihre Klage uns zeigt, dringend wiederholt werden zu müssen.

H. W. in Hamburg. Nein; wird auch nicht erfolgen.



Im Verlage von Ernst Keil in Leipzig ist erschienen:

Robert Blum. Ein Zeit- und Charakterbild für das deutsche Volk von Hans Blum. Mit R. Blum’s Portrait in Stahlstich und einem Facsimile. Eleg. brosch. Preis 6 Mark.

Das vorliegende Buch, in welchem der Sohn Robert Blum’s, auf Grund reichhaltigen Materials und wichtiger Familienpapiere, den Lebensgang seines Vaters, des Repräsentanten der Idee einer freiheitlichen und nationalen Gestaltung Deutschlands, zeichnet und dessen Entwickelung und Kämpfe sowie dessen thatkräftiges Eingreifen in die Geschicke des deutschen Vaterlandes in ein helles Licht stellt, ist zugleich von hohem Wert für die Geschichte der deutschen Bewegung von 1848.


Redacteur: Dr. Ernst Ziel in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: könnnen
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882). Leipzig: Ernst Keil, 1882, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1882)_272.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2023)