Seite:Die Gartenlaube (1881) 217.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1881)

seine Ausführung sicher zu stellen. Doch mußte alsbald der Rahmen der Betheiligung erweitert werden, da auch viele kleinere Städte sich nicht ausgeschlossen zu sehen wünschten. Man beschloß daher, allen Städten schon von 25,000 Seelen an und selbst noch kleineren, wenn sie von besonderer historischer Bedeutung waren, die Theilnahme zu gestatten. So gestaltete sich zuletzt ein stolzer preußischer Städtebund von 96 Städten[1] als Geschenkgeber.

Als leitendes Comité für die Ausführung wurden gewählt: die Oberbürgermeister von Forckenbeck- Berlin, Becker-Köln Miquél-Frankfurt am Main, von Winter-Danzig, der Vorsteher der Stadtverordneten zu Berlin. Dr. Straßmann und der erste Director des Kunstgewerbe-Museums: Grunow. Zur näheren und künstlerischen Feststellung des Programms bildete man aus den leitenden Männern des Kunstgewerbe-Museums eine Commission zu welcher neben dem Director Grunow der seitdem leider viel zu früh der deutschen Kunst durch den Tod entrissene Professor Martin Gropius und Professor Dr.Julius Lessing gehörten. In dieser Commission einigte man sich bald dahin, dem leitenden Comité der Städte als Gegenstand des Geschenkes die Ausrüstung einer fürstlichen Tafel für fünfzig Personen und die Uebertragung der künstlerischen Gesammtleitung an den Baurath Adolf Heyden zu empfehlen.

Aus dem Hochzeitsgeschenk für das prinzliche Paar.
Das Schiff. Entworfen von Baurath Heyden, modellirt von Eberlein und Schleih.

Diese Vorschläge fanden Annahme, und Baurath Heyden, dessen Kraft sich in dieser Richtung während der letzten Jahre namentlich bei der Ausschmückung der internationalen Fischerei-Ausstellung zu Berlin auf’s Glänzendste bewährt hatte, erklärte sich bereit, die schöne und großartige Aufgabe zu übernehmen. Und sie war in der That großartig, diese Aufgabe, großartig, wie sie in solchem Umfange und aus einer so einheitlichen Conception heraus dem deutschen Kunsthandwerk bisher nie und dem eines anderen Landes kaum jemals gestellt worden ist. Wenigstens versichern Kenner, daß die silbernen Tafelgeschirre, welche die Stadt Paris und Napoleon der Dritte haben anfertigen lassen, durch die Mannigfaltigkeit der Bildungen, welche hier geplant und jetzt in der Ausführung begriffen sind, noch weit überboten würden. Erfordert doch schon die mächtige Ausdehnung einer solchen Ceremonientafel von 17 Meter Länge und 2 Meter Breite einen ganz ungewöhnlichen Maßstab für das Geräth und brauchte sich doch andererseits der Künstler bei dem Reichthum der vorhandenen Mittel (circa 400,000 Mark), nicht zu beschränken, sodaß er die Verwendung von gegen 2000 Pfund Silber für die Tafelgeräthe in's Auge fassen konnte.

Baurath Heyden ging nun bei dem Entwurfe der Zeichnungen für diese Prachtgeräthe von dem Grundgedanken aus, daß einerseits der ganzen Gabe ein gewisser monumentaler Charakter gewahrt werden müsse, daß aber andererseits die einzelnen Stücke nicht so groß sein dürften, um den Ueberblick über die Tafel zu stören; ferner nahm er darauf Rücksicht, daß auch kleinere Tafeln mit Theilen des Geräthes selbständig ausgerüstet werden könnten, und hielt endlich daran fest, daß nicht nur die großen Hauptstücke, sondern auch alles kleinere dazwischen aufzubauende Tafelgeräth, wie Weinkannen, Fruchtschalen, Salzgefäße, durchaus in einheitlichem Stil gehalten würde. Im Stil selbst schloß er sich der Richtung an, welche Andreas Schlüter, der Erbauer vieler Theile des königlichen

Schlosses und Schöpfer des herrlichen Standbildes des großen

  1. Aachen, Altona, Anklam, Aschersleben, Barmen, Barth, Berlin, Bonn, Brandenburg an der Havel, Braunsberg, Breslau, Bromberg, Burg bei Magdeburg, Burtscheid, Celle, Charlottenburg, Coblenz, Cöslin, Colberg, Cottbus, Crefeld, Danzig, Demmin, Düren, Düsseldorf, Duisburg, Elberfeld, Elbling, Emden, Erfurt, Essen, Flensburg, Frankfurt am Main, Frankfurt an der Oder, Fürstenwalde, Groß-Glogau, Gnesen, Görlitz, Göttingen, Graudenz, Greifswald, Guben, Gumbinnen, Hadersleben, Halberstadt, Halle an der Saale, Hannover, Harburg, Hechingen, Hildesheim, Insterburg, St. Johann, Kassel, Kiel, Köln, Königsberg in Preußen, Liegnitz, Lüneburg, Magdeburg, Memel, Merseburg, Mühlhausen in Thüringen, Mülheim am Rhein, Münster, Neisse, Neumünster, Norden, Nordhausen, Osnabrück, Ottensen, Paderborn, Posen, Potsdam, Prenzlau, Remscheid, Rendsburg, Saarbrücken, Schleswig, Schweidnitz, Siegen, Sigmaringen, Spandau, Stade, Stargard in Pommern, Stettin, Stolp, Stralsund, Swinemünde, Thorn, Tilsit, Torgau, Trier, Wandsbeck, Wesel, Wiesbaden, Wittenberg.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1881). Leipzig: Ernst Keil, 1881, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1881)_217.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)