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Verschiedene: Die Gartenlaube (1873)

Ferdinand Stolle.
Originalzeichnung von Adolf Neumann.


Zungenfertigkeit beneiden, denn es gelingt ihm nicht selten, sie zu fesseln. Nicht Zweck und Bedürfniß sind wir mehr, die Kunst und ich, nur angenehme Zuthaten. Der Herzog sieht diesen Veränderungen ruhig lächelnd zu, als wären sie etwas längst Erwartetes, als hätte er sie vorausgesehen. Ich hatte Hedwig’s Natur für beständiger gehalten; doch ist es nicht zum Erstaunen, denn die ewige Veränderung, die in diesen Kreisen zur Nothwendigkeit wird, möchte Aeltere als sie in die Irre führen.

Da man mich nur manchmal des Vormittags ein Stündchen braucht, werde ich für Herzog Ernst den „Blonden“ Tizian’s malen, der ihm stets so ausnehmend gut gefällt. Schon morgen gehe ich an die Arbeit, ohne etwas zu sagen – will sehen, ob meine Abwesenheiten bemerkt werden.

Jetzt leb’ wohl! Geht Alles so fort, wie es den Anschein hat, dann erwarte häufig Briefe! Hat alle Herrlichkeit auch jetzt schon ein Ende, ich kann doch selig ausrufen: Auch ich war in Arkadien!

Dein Walter.


(Fortsetzung folgt.)
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1873). Leipzig: Ernst Keil, 1873, Seite 627. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1873)_627.JPG&oldid=- (Version vom 7.1.2019)