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verschiedene: Die Gartenlaube (1856)

Kronprinzen sagen konnte, ihre Bemühungen seien nicht vergebens, der Verunglückte werde bald sein Auge wieder aufschlagen. Dies geschah allerdings auch, aber der Blick war ohne geistigen Ausdruck. Er schloß ihn wieder und nachdem ihm der Arzt etwas eingeflößt, fiel er in einen tiefen Schlaf und ein wohlthätiger Schweiß bedeckte den Körper.

Der Kronprinz, der nicht vom Bette wich, und in dem Verunglückten bald wieder den Fremden aus Pästum erkannt hatte, hörte denn nun, wer er eigentlich sei, als der Neffe in Todesangst herbei eilte, der erst nach seiner Zurückkunft vom Angeln das grauenvolle Ereigniß aus dem Munde des treuen, sich nun voll Verzweiflung als Mörder seines theuern Herrn anklagenden Dieners vernommen hatte.

Der Kronprinz konnte sowohl den Neffen, als den verzweiflungsvollen Diener beruhigen und Letzterer erzählte unter tiefem Leide die ganze Geschichte.

Nach einer halben Stunde traten alle an das Bette, wo eben Sir Humphrey mit dämmerndem Bewußtsein zum Lebens- und Tageslichte erwachte. Als er den Fremden aus Pästum nun seinerseits auch erkannte, fragte er: „Bin ich denn in einer andern Welt oder noch auf dieser Erde?“

„Sie sind, freilich nach einem schauerlichen Bade, durch Gottes gnädiges Walten gesund in dieser schönen Welt; aber so wenig ich Ihnen die Wiederholung eines so ungemüthlichen Bades empfehle,“ schloß der Kronprinz, „kann ich Ihnen jetzt nicht rathen, viel zu reden. Ihre Gliedmaßen sind weidlich zerklopft und zerschellt; pflegen Sie also der Ruhe und binnen Kurzem werden Sie völlig hergestellt sein.“ Diese Mahnung bestätigte und bekräftigte vollkommen der Leibarzt des Kronprinzen und so blieb denn nichts übrig, als zu gehorchen, was Sir Humphrey auch um so lieber that, als er das Bedürfniß des Schlafes von Neuem fühlte und seine Gliedmaßen, die bald in allen möglichen Farben schillerten, abscheulich schmerzten. Der Kronprinz und Sir Humphrey’s Neffe zogen sich nun beruhigt zurück und warteten in Geduld die völlige Herstellung ab. Sofern nicht der Arzt Bedenken besonderer Art zu erheben nöthig fände, meinte er, werde morgen Alles wieder im besten Stande sein, abgerechnet die zerschellten Glieder, die denn doch der Verunglückte wohl noch eine Zeit lang nicht nur ungemüthlich fühlen, sondern auch säuberlich werde behandeln müssen.

Wie es der Leibarzt vorausgesagt, so kam es. Kein besonders zu beachtender Umstand trat ein, und am andern Morgen saßen Sir Humphrey und sein Neffe bei dem Kronprinzen zum Frühstücke, der voll Freude war über die gelungene Rettung, wie Humphrey Davy voll innigster Dankbarkeit gegen seinen Retter, der lachend bemerkte, es sei doch ein seltener Fall, daß ein königlicher Fischer einen so gelehrten Lachs geangelt habe.




An die Verehrer Schiller's.

Die kleine Stube, worin Schiller das Lied an die Freude dichtete und den „Don Carlos“ entwarf, bewahrt zu wissen, wünschen gewiß die Verehrer Schiller's.

Das Grundstück zu Gohlis, in dessen Nebengebäude sie liegt, kommt nächstens zum Verkaufe und es ist alsdann der Abbruch des baufälligen „Schillerhauses“ zu besorgen. Der Schillerverein hat sich niemals zur Aufgabe gestellt, Geld anzusammeln, und verfügt daher über keine Geldkräfte, sein Beruf aber ist, den Verehrern Schiller's diese Sachlage kund zu thun und sie aufzufordern, ihm Mittel zum Ankauf dieses Grundstücks und zur Erhaltung des Schillerhauses zu gewähren, sei es durch Schenkung, sei es durch Angebot von Darlehen, welche in Form von Aktien vorgestreckt, oder auch als Hypotheken auf das Grundstück selbst eingetragen werden könnten. Der unterzeichnete Vereinsvorstand bittet alle Vaterlandsfreunde, welche die Erinnerungen unseres klassischen Schriftthums pflegen, diese Sache des Nationalruhms als eigne Angelegenheit in ihren Kreisen zu betreiben, Sammlungen in einer der angegebenen Weisen ohne Verzug zu veranstalten und ihn von dem Erfolge ihrer Bemühungen zu benachrichtigen.

Die geehrten Redaktionen von Zeitungen werden um Aufnahme dieses Aufrufs ersucht.

Leipzig, den 24. August 1856.

Dr. Heinr. Wuttke. Dr. Carl Heyner. Heinrich Behr. Dr. Gustav Haubold.
Dr. M. Zille. Theodor Apel.




Aus der Criminalstube!

Bei Ernst Keil in Leipzig ist so eben erschienen und in allen soliden Buchhandlungen zu haben:

Erinnerungen an das geheime Inquisitionsverfahren.

Strafrechtsfälle aus den Untersuchungsakten dargestellt von W. Th. Kritz, Criminalamtsaktuar in Leipzig.

1. Bdchn. geb. 10 Bogen 12 Ngr.

Diese Schrift, welche sich ebensowohl durch die Gründlichkeit ihrer juristischen Behandlung, wie durch gute Auswahl der betreffenden Fälle auszeichnet, wird von allen Juristen und überhaupt allen Freunden der „criminalistischen Literatur“ mit großem Interesse gelesen werden. Das erste Bändchen enthält nur Leipziger Fälle: Auguste K–r Mord. – E. R. Lorenz. Raubanfall und Mordversuch. – Die Ermordung der Wittwe Friese zu Leipzig.




Aus der Fremde Nr. 36 enthält:

Auch eine Rettungsfahrt. – Schlangenbezauberuug. – Der Ocean-Telegraph. – Der alte Tiff. Ein Kapitel aus Mrs. Stowe’s neuem Romane. – Aus allen Reichen: Ein afrikanisches Wasserdorf.




Nicht zu übersehen!

Alle Einsendungen von Manuskripten, Büchern etc. etc. für die Redaktion der Gartenlaube sind stets an die uterzeichnete Verlagshandlung zu adressiren.

Leipzig.
Ernst Keil.




Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.





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