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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

durch Thee, Bier oder Wein aus dem Halse wegschwemmen mußte. – Kalte Luft ist ebenfalls ein großer Feind Hustender, zumal wenn in kalter Jahreszeit Ost- und Nordwind bläst und wenn man kurz vorher warme Luft eingeathmet hat. Darum hübsch Mund und Nase zugehalten oder mit einem Respirator (d. i. eine seidene Binde mit einem Apparate aus Gittern, durch welche Staub und Kälte der Luft beim Einathmen von den Athmungsorganen abgehalten wird) verbunden, wenn Du aus der Wärme in die Kälte gehst; darum das Schlafzimmer hübsch geräumig, den Tag über gehörig gelüftet und Abends mäßig erwärmt; darum öfters nach dem Thermometer und der Windfahne geguckt; darum vorzugsweise beim Turnen nach reiner Luft gestrebt. Es läßt sich recht gut auch bei uns im Winter und in einer geräumigen Wohnung ein südliches Klima für Brustleidende herstellen, so daß diese den Aufenthalt in Italien mit der beschwerlichen Reise und dem verzehrenden Heimweh ganz gut entbehren können.

2. Athme die warme, reine Luft tief ein und langsam wieder aus. Um dies ordentlich zu können, muß man den Brustkasten nicht durch Kleidungsstücke (Schnürleibchen, Unterrocksbänder und überhaupt enge Kleider) zusammenpressen, sondern so viel als möglich zu erweitern und seine Muskeln zu kräftigen trachten. Hierüber s. Gartenlaube Nr. 17, S. 185.

3. Vermeide einen stärkern Blutzufluß zu den Athmungsorganen und deshalb beobachte Dich selbst, damit Du weißt, was Dir immer starkes Herzklopfen, sogenannte fliegende Hitze oder Brustbeklemmung verursacht. Vielleicht ist es das Rauchen schwerer Cigarren oder schon das Einathmen von Cigarrenrauch, starker Kaffee oder Thee, Wein oder Bier, Gehen oder langes Sitzen, Bergsteigen oder Tanzen, Romanelesen, Aerger, Zorn, Eifersucht, Liebe u. s. f. Hierbei mußt Du Dir selbst ein besserer Rathgeber sein, als der beste Arzt.

4. Hüte Dich vor Erkältung und zwar vorzugsweise vor Erkältung der Füße, des Rückens und der Achselhöhle. Deshalb ist es von Vortheil zu Zeiten, wo man nach Erhitzung ein Kaltwerden der genannten Theile zu gewärtigen hat, dieselben durch dünne wollene Bekleidung (Strümpfe und ein vorn auf der Brust offenes Jäckchen mit kurzen Aermeln auf den bloßen Körper gezogen) zu schützen. Man könnte vor Weinen fast lachen, wenn bleiche, abgezehrte, kurzathmende Jammergestalten, die mit einem Beine schon im Grabe stehen, sich durch diese Bekleidung nicht verweichlichen, sondern lieber durch kalte Waschungen und Bäder für die Spanne Zeit ihres Lebens noch abhärten wollen. Damit soll nun aber ja nicht etwa im Allgemeinen gesagt sein, als ob man seine Haut nicht durch die Kaltwasser-Behandlung besser an kalte Luft gewöhnen und gegen Erkältung weniger empfänglich machen solle; nur muß dies in den Tagen der Gesundheit und vernünftig (d. h. allmälig) geschehen.

5. Genieße vorzugsweise thierische Nahrung, wie Milch, Fleisch und Ei, mit der nöthigen Menge von Wasser, Fett und Salz, weil diese Nahrung die Stoffe, aus denen das Blut, die Quelle des Lebens, besteht, in größter Menge und in der besten Zusammensetzung enthalten, und weil sie den Athmungsorganen weniger zu schaffen machen (s. Gartenlaube Nr. 32, S. 350). Höchst ärgerlich ist es, wenn man fortwährend von Aerzten und Laien Stoffe, welche doch nichts als Nahrungsmittel und zum Theil recht erbärmliche Nahrungsmittel sind, wie isländisches und Caraghenmoos, Milch, Molken, Leberthran, Hundefett und Heringsmilch und dergl. als Heilmittel so verehrt sieht, daß der Patient bei ihrem Gebrauche alle übrigen vernünftigen Verhaltungsregeln bei Seite setzt.

Zum Schlusse will ich nun noch den meisten Lesern, aber nicht etwa der folgsamen Huste-Cousine, verkünden, was sie nach dem Durchlesen dieses Aufsatzes sagen werden: „Was! Diese vielen Regeln soll man eines bischen Hustens wegen längere Zeit, vielleicht zeitlebens, beobachten? nein! da lasse ich mir doch lieber Etwas von meinem Arzte gegen den Husten verschreiben.“ Nun meinetwegen! Huste wie Du wenn Du stirbst wünschen wirst, nicht gehustet zu haben. (B.)     




Historische Erzählungen
und
Bilder aus dem Leben
von
Eduard Gottwald.
Neue Folge.0 2 Bände.0 Preis 2 Thaler.

Verlag von Meinhold u. Söhne in Dresden. 1853.


Diese „Neueste Folge“ der Werke Ed. Gottwald’s werden um so beifälligere Aufnahme und allgemeinere Verbreitung erlangen, als der Name des Verfassers hinlänglich bekannt und seit langer Zeit schon als Mitarbeiter der gelesensten belletristischen Zeitschriften Nord- und Süddeutschlands in der gebildeten Lesewelt sich einen guten Klang erworben hat.



Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_362.jpg&oldid=- (Version vom 14.5.2023)