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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Album der Poesien.

Nr. 2.


 Das unterirdische Gastmahl.

Was schallt im Schooß des Berges für sonderlich Gebraus?
Was schimmert aus dem Schachte für helles Licht heraus?
Was singt und lärmt und jubelt heut’ in der Tiefe dort,
Wo still sonst bei der Blende der Bergmann steht vor Ort?

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Das ist der Herr von Theler, beim schwelgerischen Mahl,

Und seine frohen Gäste, wohl hundert an der Zahl;
Die machen heut’ sich lustig tief in der Erde Bauch;
Denn oben nur zu schmausen, ist zu gemeiner Brauch.

Der reiche Herr von Theler ist aller Welt bekannt;

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Er wird im ganzen Lande der Silberfürst genannt;

Die reichsten Silberzechen der Berge nennt er sein,
Und immer neue Gänge erschließt ihm das Gestein.

Die Schaar der Knappen mühet für ihn sich Tag und Nacht,
Wo in der dunkeln Tiefe die Silberader lacht;

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Für ihn hebt sie die Schätze, die reich die Erde bot,

Und ißt doch selbst in Kummer der Armuth karges Brot.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_125.jpg&oldid=- (Version vom 16.4.2020)