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zu exportieren – zum Teil wegen des im Handel eingetretenen Stillstands, hauptsächlich wegen der Dezentralisation der Industrien – so wird die Industrie nur eben vegetieren können, sie wird die Arbeiter auf dem Straßenpflaster belassen, und diese Bataillone von Hungerleidern werden stets bereit sein, sich dem ersten besten Intriganten in die Arme zu werfen oder auch zum alten Regime zurückzukehren, vorausgesetzt, daß es ihnen nur Arbeit garantiert.

Oder endlich auch: expropriiert die Grundeigentümer und übergebt den Arbeitern die Fabriken, ohne jedoch die Expropriation auf die Scharen von Zwischenpersonen, welche heute in den großen Zentren auf Mehl, Getreide, Fleisch und Gewürze spekulieren und gleichzeitig die Produkte unserer Manufaktur in Umlauf bringen, auszudehnen. Nun, sobald der Handel stockt und die Produkte nicht mehr zirkulieren, sobald Paris des Brotes ermangelt und sobald Lyon keine Käufer mehr für seine Seidenwaren findet, in demselben Augenblick wird die Reaktion wieder kommen und furchtbar hausen. Ueber zahllose Leichname wird sie dahinschreiten, die Mitrailleuse wird in den Städten und Dörfern ihr blutiges Werk verrichten und Orgien von Hinrichtungen und Deportationen, wie in den Jahren 1815, 1848 und 1871, werden die Folge sein.

Alles steht in unseren Gesellschaften in inniger Verknüpfung, und es ist unmöglich, an irgendeiner Stelle eine Reformation eintreten zu lassen, ohne das Ganze dadurch zum Sturz zu bringen.

An dem Tage, wo man das Privateigentum in einer seiner Erscheinungsformen – in der landwirtschaftlichen oder industriellen – treffen wird, wird man gezwungen sein, es auch in allen anderen zu treffen. Der Erfolg der Revolution wird hiervon abhängen.

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Im Uebrigen könnte man sich nicht, selbst wenn man es wollte, auf eine partielle Expropriation beschränken. Ist einmal das Prinzip des heiligen Eigentums erschüttert, so werden es die Theoretiker nicht verhindern können, daß es auch ganz beseitigt wird, hier durch die Sklaven der Scholle, dort durch die Sklaven der Industrie.

Wenn eine große Stadt – Paris zum Beispiel – Hand an die Häuser oder die Fabriken legt, so wird sie durch die Macht der Ereignisse selbst dahin geführt werden, auch den Bankiers das Recht abzuerkennen, von der Kommune 50 Millionen Francs Steuern in Form von Zinsen für früher geliehene Gelder zu erheben. Sie wird gezwungen sein, sich mit den Landleuten in Verbindung zu setzen, und sie wird diese dazu treiben müssen, sich von dem Herrn des Bodens zu befreien. Um essen und produzieren zu können, bedarf sie der Eisenbahnen; und um die Verschwendung von Lebensmitteln zu verhüten und um nicht, wie die Kommune im Jahre 1793, auf die Gnade der Getreidespekulanten angewiesen zu sein, wird Paris seinen eigenen Bürgern die Sorge übertragen ihre Magazine mit Lebensmitteln zu versehen und die Produkte zu verteilen.

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Einige Sozialisten haben indessen noch folgenden Unterschied zu machen versucht. – „Man möge den Grund und Boden, die Bergwerke,

Empfohlene Zitierweise:
Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, Bernhard Kampffmeyer (Übersetzer): Die Eroberung des Brotes. Der Syndikalist, Berlin 1919, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Eroberung_des_Brotes.pdf/52&oldid=- (Version vom 21.5.2018)