Anonym: Edda | |
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giebt Mein Handb. S. 208 §. 74. Als Apollo Granus wurde Odhin verehrt: dieser Apollo ist kein imberbis, denn Granus bezeichnet ihn als den Bärtigen, wie das Ross Grani von seinen Mähnen benannt ist: das Haar wie die Mähnen bedeuten die Sonnenstralen.
Auch hier tritt das Ethische bedeutend hervor, die Str. 30 und 31 erinnern ganz an Hawamal; in den Strophen 16–19 ist sogar ein rein mythologisches, den Götterliedern nachgebildetes Gespräch eingelegt. Die Einschiebung hatte aber an unrechter Stelle stattgefunden, zwischen 11 und 12, welche offenbar zusammengehören. Da so Str. 12 unverständlich geworden war, so haben wir sie nebst den beiden andern, die von ihr abhängen, wieder mit Str. 11, aus der sie sich allein erklärt, zusammengerückt, und dem eingeschobenen mythologischen Gespräch einen passenden Platz angewiesen. Auffallend ist wieder, daß Str. 41 den Besuch bei Giuki vor Brynhilds Erweckung erwähnt, wie wir in Gripisspa Str. 13 und 15 denselben Anachronismus, wenn es nicht mehr, vielleicht gar das Ursprüngliche ist, bemerkt haben. Auf die Wichtigkeit der folgenden drei Strophen werden wir ein anderes Mal aufmerksam machen.
Zu S. 200: „Finger in den Mund.“ Nach den Academy III. angeführten Stellen aus Philostratus achten auch die Araber auf den Gesang der Vögel als auf Orakelsprüche, lernen ihn aber erst verstehen, indem sie des Drachen Herz oder Eingeweide verzehren. Von den Bewohnern der indischen Stadt Paroka wird dasselbe in Bezug auf alle Thiere, nicht bloß der Vögel, berichtet.
Die Einwirkung der Götterlieder auf die Heldensage, die wir schon bei den frühern Liedern bemerkt haben, tritt hier noch stärker hervor. Wie dem Hawamal das Loddfafnismal und Odhins Lied von den Runen angehängt sind, so wird hier Brynhilden (Sigrdrifen) ein jenem odhinischen ähnliches mythisches Runenlied und dann ein dem Loddfafnismal nachgebildetes ethisches Lied in den Mund gelegt. Wahrscheinlich waren sie vorhanden und allgemein bekannt ehe sie hier eingefügt wurden. In Brynhilds Munde passt der Sittenspruch Str. 22 wenig. Bei Aufnahme des Spruchgedichts in unser Lied hat man nicht bedacht, daß er Brynhildens Charakter widerspreche. Rechnen wir diese Nachklänge der Göttersage ab, so ist das, was dem gegenwärtigen Liede für die Heldensage übrig bleibt, von geringem
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/440&oldid=- (Version vom 31.7.2018)