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Anonym: Edda

Gesch. d. deutschen Spr., wo Grimm bekanntlich Daci und Dani für gleichbedeutend nimmt, indem sich aus Daci Dacini ableiten und diese in Dani kürzen, erklärt er nun die Namen Dagr, Danpr und Danr für Nebenformen desselben Namens, in welchem das alte Dag nachklinge. Die Wurzel dieses Völkernamens ist ihm Dags = dies, welches lateinische Wort selbst aus dacies, wie Dani aus Dacini gekürzt erscheine. Demgemäß sind ihm die Dänen die hellen, lichten. Nun hieß nach D. 10 Dags Vater Dellingr, welches für Döglingr stehen muß, beßer aber auf die Nachkommen Dags als auf einen seinen Vorfahren passen würde. Doch will Grimm das dallr in Heimdallr jenem Dellingr für Döglingr vergleichen, so daß in dem lichtesten der Asen (hvita as) D. 27 als dem Stammvater des Dänenvolks schon dessen heller Ursprung ausgedrückt wäre.

Den drei Paaren, welchen durch Rigrs zweideutige Vermittlung die drei Stände entspringen, legt unser Lied Namen bei, welche zugleich Altersstufen bezeichnen. So hießen die Voreltern der Unfreien Ai und Edda, Urgroßvater und Urgroßmutter, die der freien Bauern Afi und Amma, Großvater und Großmutter, erst die der Edeln Vater und Mutter. Wenn damit nicht ausgedrückt werden soll, daß der Stamm der Knechte zuerst, die der Freien später und der der Edeln zujüngst entsprungen sei (Gr. R. A. 228), so müßen diese Namen der Sitte entliehen sein. Auch die nächsten Paare führen bezeichnende Namen, bei den Knechten Thräll und Thyr (Knecht und Magd), die noch ein spätes Sprichwort zusammenkommen läßt, bei den Bauern Karl und Snör, bei den Edeln Jarl und Erna. Karl und Jarl bezeichnen den Stand, Snör und Erna mehr sittliche Eigenschaften, die der raschen Thätigkeit und heitern Lebendigkeit. Es würde zu weit führen, auch die Namen der weitern Sprößlinge zu deuten; wir verweisen deshalb auf Gr. R. A. 266. 283. 304, Rochholz A. Kinderl. 157 und Leo Rect. 155. Es versteht sich von selbst, daß auch sie charakteristisch gewählt sind und bei den Knechten zum Theil Plumpheit und Missgestalt, bei den Bauern nützliche Beschäftigung, bei den Edeln vornehmes Wesen ausdrücken. In Konur, dessen Namen mit König verwandt ist (Gr. R. A. 230), sollte wohl dargelegt werden, wie aus dem Stande der Edeln das Königtum sich hervorbildet. Aus konr ûngr wird konûngr, der erste König; v. Lilienkron[WS 1] Zeitschr. X. 194. Daß gerade der Jüngste des Geschlechts hiezu ersehen ist, mag uns den König als die Blüte des Adels, den letzten höchsten Trieb der Volksentwickelung darstellen sollen. A. M. ist Liebrecht G. G. A. 1865. 12, der hier eine Hinweisung auf das einst weitverbreitete Jüngstenrecht erkennt. Vgl. auch Heidelb. Jahrb. 1864, S. 210. Schade,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: „Lilienkorn“
Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 414. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/422&oldid=- (Version vom 18.8.2016)