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Anonym: Edda

sie ihn an einer Steinmauer niedersinken, die zur Erinnerung an den Helden noch bis heute Irungs veggr heißen soll. Die Vergleichung einer Erzählung Widukinds von Corvei, die den Krieg der Franken mit Thüringen und Sachsen gleichfalls nach Liedern mehr der Sage gemäß als geschichtlich darstellt, ergiebt, daß die Wilk. veggr (Mauer) mit veg (Weg) verwechselt hat, denn nach ihm bahnte sich Iring Weg mit dem Schwerte und bewährte solche Tapferkeit, daß noch zu Widukinds Zeit die Milchstraße nach ihm benannt wurde. Die Iringsstraße wird auch sonst noch erwähnt, nicht immer in Bezug auf die himmlische: auch auf Erde hießen große Königsstraßen in England und Schweden bald nach Erik (= Rigr = Iring), bald nach Irmin und Iring. Der thüringische Iring erscheint aber im Nibelungenliede sowohl als bei Widukind mit Irminfried verbunden, wie sich Iring und Irmin in den Namen himmlischer und irdischer Straßen vertreten. Das Ergebniss der ganzen in Gr. Myth. 329–336 geführten Untersuchung ist nun, daß der im Eingang unseres Liedes für Iring erklärte Heimdal, der Hüter Bifrösts des Regenbogens, als des Weges, auf welchem die Götter zum Himmel niedersteigen, Veranlaßung gab, die Milchstraße und jene irdischen Königsstraßen gleichfalls nach Rik, Erik, Iring oder Irmin zu benennen. Auch in unserm Liede wandelt Rigr grœnar brautir, in welchen grünen irdischen Wegen die weißen leuchtenden des Himmels abgespiegelt sind. Die hiemit zusammenhängende Untersuchung über Irmin (Myth. 328) leitet darauf, daß in ihm die Sachsen einen kriegerisch dargestellten Odhin verehrt hätten. Vgl. jedoch M. Handb. §. 86. 89. Wie aber Odhin sonst als der Wanderer erscheint und an der Spitze der Geschlechter steht, so finden wir in unserm Liede beide Rollen auf seinen Sohn Heimdal übertragen, und die auf Irmin und Iring bezogenen Straßen auf Erden und am Himmel sind nach den höchsten und weisesten der Asen benannt, die als Götter Vater und Sohn waren und noch zu Helden herabgesunken stäts mit einander verbunden auftreten.

Noch ein anderes Streiflicht wirft das Lied auf unsere ältere Völkergeschichte. An seinem leider verstümmelten Schluß (Str. 45) werden Dan und Danpr wie es scheint als Nachkommen Jarls erwähnt. Der herlichen Schätze und Städte Danprs wird auch Atlakwida 5 gedacht. Nach Snorris Ynglingasaga war nun Danpr der Sohn Rigs, der zuerst in dänischer Sprache König hieß. Erst Danprs Sohn war Dan der Prächtige (hinn mikillati), von dem Dänemark den Namen empfing. Der Enkel Drotts, der Schwester Dans, heißt hier Dag. Auch Saxo leitete Dänemarks Namen von Dan ab, aber erst ein späterer Dag ist ihm der Sohn Rigs. In der

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/421&oldid=- (Version vom 31.7.2018)