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Anonym: Edda

den Rath, den man Kindern giebt, den Vögeln Salz auf den Schwanz zu streuen, damit sie sich fangen ließen. Doch kommt in deutschen Märchen vor, daß eine Feder aus dem Schwanze des Vogels Greif gerupft werden soll, oder ein Haar aus dem Haupte des Teufels, des Ogers oder Menschenfreßers, welcher dem Hymir unserer Hymiskwida entspricht. Vgl. M. Handb. §. 83 und §. 85. Durch die Frau des Menschenfreßers u. s. w., die der „Allgoldenen“ der Hymiskwida ähnlich sich des Gastes annimmt, wird ihm dann Haar oder Feder ausgezogen während er schläft. Bei Saxo Grammaticus in der Erzählung von Utgarthilocus, welche der eddischen D. 46 bis 47 zur Seite steht, sind es drei hörnernen Sperschäften gleichende, übelriechende Barthaare. Der Schauplatz ist in allen diesen Erzählungen die Unterwelt, was unserer obigen Annahme zu Statten kommt. Die Ruthe Häwatein (treffender Zweig) gleicht dem Mistiltein, den Loki (Loptr) nach D. 49 gleichfalls gebrochen hat, „östlich von Walhall“ heißt es dort, während hier 26 ausdrücklich gesagt wird, „vor dem Todtenthor.“ Von Sinmara, welche die hochberühmte oder die sehnenstarke heißen kann, wißen wir nichts als was hier gemeldet wird. Doch gestattet der Zusammenhang, sie für die Hel zu halten. Die schwersten Riegel scheinen hiemit gehoben; aber die folgenden Strophen 31–36 beschreiben den mit Waberlohe umschlungenen Saal so, daß man an die Sonne denken möchte, was allerdings der Deutung auf die Unterwelt entgegenstünde. Wenn es aber von diesem Saale heißt, er drehe sich wie auf des Schwertes Spitze, so dreht sich auch die Erde um ihre Axe; den Schall, der davon entsteht, hat Niemand mit Ohren gehört, wie viel auch davon gesprochen werde. Die dabei erwähnte Waberlohe haben wir bei Skirnisför als die Glut des Scheiterhaufens begriffen, durch welche man hindurch muß um in die Unterwelt zu gelangen. Zieht man aber dieser Strophen wegen die Deutung auf die Sonne vor, so kann Swipdagr der Frühlingsgott sein, der sie aus der Haft der winterlichen Mächte zu befreien kommt: immer bliebe die Verwandtschaft mit Skirnisför deutlich und selbst die Beziehung Swipdagrs auf Freyr nicht ausgeschloßen.

Unter den Str. 36 genannten zwölf Asensöhnen begegnen nur zwei bekannte Namen, Loki und Dellingr (D. 33. 10). Von letzterm wißen wir, daß er Asengeschlechts ist; Loki zählt auch sonst wohl zu den Asen, welchen er nach den ältesten Mythen als Odhins Bruder sogar angehört. Unter den übrigen kann Lidskialf auf Odhin, aber auch auf Freyr (D. 37) gedeutet werden; Wegdrasil scheint ein Beiname Odhins wie Wegtamr; über die andern wagen wir keine Vermuthung als daß wohl die zwölf höchsten

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 410. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/418&oldid=- (Version vom 31.7.2018)