Anonym: Edda | |
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Eines Schenkamts bedarf es nicht: die Einleitung sagt, der Meth habe sich selber aufgetragen: geschenkt wird daher nur dem Loki und nur von den Gästen selbst, da ihm der Wirth, dem er den Diener erschlagen hat, keinen Trunk gönnt, und darum wohl auch Bragi, der mit Ögir nahe befreundet ist, Sitz und Stelle verweigert. Daß aber Sif hier spricht, geht aus Lokis Entgegnung hervor, der auch den Hlorridi zum Hahnrei gemacht zu haben versichert, was gar nicht hieher gehörte, wenn er mit Beyla spräche. Überdieß würde Sif in der Einleitung nicht unter den Anwesenden aufgeführt sein, wenn ihr im Liede selbst keine Rolle zugetheilt wäre.
Der mythische Inhalt dieses Liedes findet sich in dem Märchen von Meister Pfriem wieder wie es W. Grimm K. H. M. III. 250 erzählt, vgl. Kellers altd. Erz. S. 97 ff. und Mein Märchen Der Müller im Himmel in Westermanns Monatsheften 1858. S. 388 und Meinen deutschen Märchen Nr. 3. Am nächsten verwandt ist Bürgers Frau Schnips.
Von allen Eddaliedern kommt dieses der reinen Schönheit am Nächsten, auch hat keins so tief im Volke Wurzel geschlagen. Noch in den heutigen nordischen Mundarten, schwedisch, dänisch und norwegisch lebt ein später Nachklang davon in gereimten Volksliedern fort, „welche sich zu jenem eddischen verhalten wie das Volkslied von Hildebrand und Alebrand zu der alten Dichtung.“[WS 1] Auch in Deutschland, wo es öfter als irgend ein anderes und zum Theil schon ziemlich befriedigend übertragen worden ist, hat es einige Berühmtheit erworben. An diesem Erfolge mag außer großen poetischen Vorzügen auch seine Leichtverständlichkeit Antheil haben, obgleich ein Punct in demselben, zum Nachtheil des Eindrucks, bisher unaufgehellt geblieben war, der nämlich, welche Bewandtniss es mit dem Brautgut habe, das die Riesin Str. 32 in Anspruch nimmt. Der Wortlaut des Originals ergiebt nicht sogleich für Wen und von Wem, noch mit welchem Rechte sie es fordert. Selbst Grimm schien darüber nicht ins Klare gekommen, als er Rechtsalterth. S. 429 fragte: Was für ein brûdfê ist es, das die Riesin Säm. Edda 74 fordert? und mit welchem Rechte verlangt sie es? Aus dem Zusammenhang schöpfen wir die Antwort darauf, daß es nicht nach dem Recht, sondern nach der Sitte und für Niemand anders als für die Riesin selbst gefordert wird. Man darf dabei weder an die Morgengabe noch an ein anderes Rechtsinstitut denken; aber noch jetzt ist es Gebrauch, daß jedweder der Brautleute die Verwandten des andern beschenkt, um sich bei ihnen beliebt zu machen. Ein solches Geschenk heißt am Niederrhein ein
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Das schließende Anführungszeichen nachgetragen. Zitat aus „Deutsche Mythologie“ von Jacob Grimm.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/405&oldid=- (Version vom 18.8.2016)